Ecuador – 3. Bericht von Sulamith

Mittlerweile ist schon mehr als die Hälfte meines Auslandsjahres vorüber und in knapp drei Monaten fliege ich wieder zurück nach Deutschland. In den letzten Monaten verging die Zeit rasend schnell, ich kann kaum glauben, dass dieses unglaubliche Jahr schon bald vorbei ist und ich wieder zurück in mein altes Leben in Deutschland zurückkehren muss. Natürlich freue ich mich auch wieder auf mein Zuhause, meine Freunde, meine Familie und vor allem auf das deutsches Essen, besonders das von meiner Mama.

Nachdem ich Silvester zusammen mit meiner Gastfamilie in Riobamba verbracht habe, bin ich am 3. Januar mit den anderen Austauschschülern aus Ecuador in den Amazonas gefahren. In diesen Tagen haben wir unglaublich viel erlebt. Wir haben ein Ureinwohnervolk besucht, sind mit Floß und Gummireifen auf dem Amazonas langgeschwommen und haben viele Regenwaldtiere und Insekten gesehen. Einige Austauschschüler haben sogar gegrillte oder teilweise auch noch lebendige Maden bzw. Würmer gegessen. Ich habe dankend darauf verzichtet, da ich nicht ganz so der große Insektenfan bin. Zum Glück hatte es in diesen Tagen kaum geregnet, so dass wir fast immer warmes und sonniges Wetter hatten.

Mit der Zeit ist dann auch schon das letzte gemeinsame Wochenende mit meiner ersten Gastfamilie näher gerückt. Sie sind mit mir noch einmal nach Riobamba gefahren, damit ich meine Gastcousins und -cousinen noch mal wiedersehen konnte. Ich habe die Zeit sehr genossen und umso trauriger war ich, als wir wieder zurück in Ibarra waren und es Zeit für mich war, meine Koffer zu packen. Am nächsten Abend stand dann der Familienwechsel an. Es fiel mir sehr schwer meine erste Gastfamilie zu verlassen, da ich mich immer sehr gut mit ihnen verstanden habe und ich so viel mit ihnen erlebt habe. Meine Gastmutter und ich haben beide geweint und auch meinem Gastvater konnte man deutlich ansehen, dass es ihm nicht leichtfällt mich herzugeben. Denn für sie war ich wie eine Tochter und sie haben mich sehr in ihr Herz geschlossen, genauso wie ich sie.

Im neuen Zuhause hat sich erstmal alles ziemlich komisch und ungewohnt angefühlt. Die Familienverhältnisse waren etwas sonderbar, meine Gastmutter war unter der Woche in Quito zum Arbeiten und kam nur am Wochenende nach Ibarra. Ich lebte deshalb mit der Schwester der Gastmutter und deren 9. jährigen Sohn sowie der Mutter der beiden Schwestern im Haus zusammen.

Leider bin ich nach zwei Wochen ziemlich krank geworden. Ich hatte einen Abszess, der chirurgisch geöffnet werden musste und sehr schmerzhaft war. Dadurch lag ich quasi 24/7 nur in meinem Bett, weil ich weder sitzen noch laufen konnte. Mir ging es gesundheitlich wirklich sehr schlecht. Trotz all der Medizin und den Arztbesuchen hat sich mein Gesundheitszustand nur langsam gebessert, weshalb meine Gastfamilie beschlossen hat, dass es das Beste für mich wäre wenn ich zurück nach Deutschland gehen würde. Da es für sie ganz schlicht und einfach zu viel Verantwortung mit mir ist. So kam es, dass der Chairman von Ibarra eingeschaltet wurde und mir auf Rat der Familie nahegelegt hat, dass es wohl besser wäre, wenn ich zurück nach Deutschland gehen würde. Ich war völlig schockiert und habe die Welt nicht mehr verstanden. Erst nach langen hin und her durfte ich dann doch bleiben, wofür ich sehr dankbar war.

Anfang März stand die Galapagos Reise an. Das war mit Abstand die beste Reise, die ich je gemacht habe. Galapagos ist einfach einer der schönsten Orte dieser Welt. Wir Austauschschüler wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Ich war zusammen mit Clara der anderen Austauschschülerin aus Ibarra und denen aus Quito in der ersten Gruppe. Mit dem Flugzeug sind wir drei Stunden geflogen bis wir auf der Insel San Cristobal gelandet sind, auf der auch unser Hotel für die ersten 2 Nächte war. Nach diesen Tagen sind wir mit dem Boot zwei Stunden auf die nächstgelegene Insel Santa Cruz gefahren. Wo wir dann die restliche Zeit verbracht haben. Auf Galapagos haben wir ganz viele Inseln besucht und haben Tiere gesehen, die es so nur auf Galapagos gibt. Außerdem sind wir mit Robben, Haien, Pinguinen und Schildkröten getaucht und konnten sogar zwei Wale zu Gesicht bekommen. Nach diesen wunderschönen Tagen im Paradies ging es dann wieder zurück aufs Festland. Ich hatte nicht nur Souvenirs von Galapagos mitgebracht, sondern leider auch einen richtig fetten Sonnenbrand.

Da sich die Situation in meiner zweiten Gastfamilie nicht gebessert hat und ich mich sehr unwohl gefühlt habe wollte ich meine Gastfamilie wechseln. Zum Glück hat meine Counselorin angeboten, dass ich bei ihr unterkommen kann. So wurde es entschieden und ich bin zu ihr gezogen. Zusammen mit ihrer Familie habe ich dann Karneval in einer Stadt namens Puyo verbracht. Karneval wird in Ecuador so gespielt das man sich ganz viel Sprühschaum, Eier, Mehl und Farbe kauft und alle möglichen Leute damit vollsprüht bzw. bewirft. Ich habe die Zeit mit der Familie von meiner Counselorin echt genossen und ich glaube ich hatte vor diesem Karneval lange nicht mehr so einen Spaß gehabt.

Nach knapp zwei Wochen hieß es dann plötzlich, dass ich wieder in meine erste Gastfamilie zurück soll. Da die andere Austauschschülerin gerne wieder zurück in ihre erste Gastfamilie wechseln wollte. Daraufhin ist sie dann zu ihrer Familie zurückgekehrt ist und ich zu meiner. Diese Tage waren sehr stressig und haben mich sehr mitgenommen.

Inzwischen lebe ich wieder bei meiner ersten Gastfamilie. Ich möchte die negativen Erfahrungen vergessen und die letzten Monate hier in Ecuador einfach nur genießen. Da meine Gastfamilie sehr gerne und viel reist sind wir Mitte März zusammen nach Guayaquil, die größte Stadt Ecuadors gefahren. Wir waren an dem berühmten Riesenrad und haben einige der vielen Shoppingcenter besucht. Am letzten Abend dort haben wir noch ein Luis Miguel Konzert besucht. Den Tag darauf sind wir dann an den Strand nach Salinas, an den westlichsten Punkt von Südamerika gefahren und haben dort die Eltern von Domenica besucht, die als Austauschülerin bei meiner Familie zu Hause in Deutschland ist. Dann ging es weiter nach Riobamba, um meinen Gastonkel bei seinem Wahlkampf zum Bürgermeister zu unterstützten und ein bisschen Zeit mit der Familie von meinem Gastvater zu verbringen. Letztens haben mir meine Freunde aus Ecuador gesagt, dass ich inzwischen mehr von Ecuador gesehen habe als sie, obwohl sie hier aufgewachsen sind, was ich eigentlich sehr cool finde. Ich bin sehr dankbar für alles, was ich erlebt habe, auch wenn nicht immer alles so lief, wie ich mir das vorgestellt habe. Jetzt freue ich mich, auf das was noch kommt.

Liebe Grüße aus Ecuador

Sulamith

Schreibe einen Kommentar