Ecuador – 3. Bericht von Greta

Wie waren meine Erfahrungen in diesem Jahr? Das ist wirklich eine sehr gute Frage, die ich schwer beantworten kann, denn allein die vergangenen 3 Monate waren ein Auf und Ab, komplettes Durcheinander und eine Achterbahnfahrt in einem.

Mein Januar hat auf alle Fälle schon mal super gut am begonnen, nämlich mit dem immer noch andauernden Familienurlaub am Meer. Wir haben Silvester alle zusammen gefeiert und dabei alle ecuadorianischen Traditionen ausprobiert, wie beispielsweise sich ein „altes Jahr“ zu bauen, was an sich eine Strohfigur ist, die das vergangene Jahr symbolisiert, um es danach anzuzünden und 12 Mal, einmal für jeden Monat des Jahres, darüber zuspringen oder Weintrauben zu essen und sich Linsen zu schenken, denn wer viele Linsen hat, soll in finanzieller Hinsicht viel Glück haben. Im Groben und Ganzen hat sich Silvester in Ecuador nicht sonderlich von Silvester in Deutschland unterschieden, nur das es weitaus weniger Feuerwerk gab. Nach ein paar Stunden Schlaf, ging es dann am 1. Januar um 6 Uhr schon weiter. Meine Gastfamilie ist an diesem Tag gleich wieder zurück nach Loja gefahren, aber da ich in den folgenden Tagen schon meine nächste Reise mit Rotary antrete, habe ich die folgenden 2 Nächte bei einer anderen Austauschschülerin in der Nähe geschlafen. Dort habe ich auch gemerkt, wie sehr sich doch auch Familien in einer Kultur unterscheiden und war dann innerlich doch ein wenig enttäuscht, dass ich nicht die Gastfamilie wechsle. Zum einem möchte ich eigentlich gar nicht die Gastfamilie wechseln, da ich wirklich super zufrieden und glücklich mit meiner Gastfamilie bin und ich auch das Gefühl habe, dass wir nahezu perfekt aufeinander abgestimmt sind, dennoch wäre es auch eine schöne Erfahrung, wenn ich die Familie wechseln würde. Nach 2 Nächten bei ihr ging es dann am 3. Januar früh morgens an den Flughafen, nachdem man bis 2 Uhr nachts den Koffer gepackt hatte, um in die Hauptstadt Quito zu fliegen. Von dort aus ging es dann weitere 5 Stunden mit dem Bus zum Amazonas, allein während dieser Busfahrt konnte man feststellen wie sich die Pflanzenarten verändert und vergrößert haben, aufgrund des unglaublichen Höhenunterschiedes von fast 3000 Höhenmetern und des starken Temperaturunterschiedes von fast 15 Grad Celsius. Als dann der Bus mitten im Nirgendwo angehalten hat und es hieß wir sind da, haben wir auch alle erstmal verwirrte Gesichter gezogen, aber zu unserer Beruhigung mussten wir dann noch 15 Minuten in kleinen Booten zu einem wahren Paradies fahren. Die nächsten 4 Tage haben wir also das Amazonasgebiet und seine Ureinwohner kennengelernt, haben alle möglichen Tier – und Pflanzenarten gesehen, Bootstouren über die vielen Nebenflüsse des Amazonas gemacht, Wanderungen durch die tiefen des Urwalds und natürlich auch Rafting sowie Schwimmgänge im doch überraschend kalten Wasser gemacht. Der Amazonas sowie das ganze Abenteuer an sich mit all den wunderbaren Leuten aus der ganzen Welt, raubt einem schon den Atem. Es war interessant zu sehen, wie naturnah die Menschen dort im Kontrast zu beispielsweise unseren Gastfamilien leben. Was mich vor allem an der ganzen Reise fasziniert hat, war wie vielfältig Ecuador doch ist, denn allein in der ersten Januarwoche bin ich einmal quer durchs Land, aber es hat sich eher wie eine kleine Weltreise angefühlt, vom Strand, über das Hochgebirge, Großstädte bis hin ins unberührte Amazonasgebiet. Leider hieß es dann nach 4 Tagen dort auch schon wieder Auf Wiedersehen für eine Weile, da es für uns alle jetzt erstmal wieder zurück in unseren ecuadorianischen Alltag und zurück in die Schule ging.

Solang ging es für mich aber gar nicht in die Schule, da ich gut einen Monat später schon wieder Ferien, die langersehnten Halbjahresferien, hatte. In dieser Zeit habe ich mich wieder viel mit Freunden getroffen, bin ausversehen im Musikvideo eines befreundeten Sängers gelandet, war viel im Fitnessstudio um die, durch gutes ecuadorianisches Essen, angefutterte Wampe wenigstens schon mal ein wenig zu verkleinern, und habe auch immer wieder neue Leute und Austauschschüler kennengelernt, da seit einer Weile nun auch eine Australierin, die mit einer anderen Organisation ins Ausland gegangen ist, in Loja lebt. Nun sind wir mittlerweile schon 3 Austauschschüler in Loja, wir wachsen also und machen anderen Städten mit teilweise 16 Austauschschülern, da doch schon Konkurrenz. Ich bin sehr dankbar, dass zwischen Austauschschüler meist relativ schnell eine gute Verbindung herrscht und man somit ganz einfach ein weltweites Netz aufbauen kann und selbst wenn es vielleicht am Anfang nicht so schnell klickt, man dennoch immer füreinander da ist, denn genauso erging es Lenthe (die andere Austauschschülerin in Loja) und mir. Da wir beide wirklich zwei komplett unterschiedliche Persönlichkeiten sind, was aber nicht unbedingt am Unterschied der Herkunft liegt, da Belgien und Deutschland an sich gar nicht so unterschiedlich sind, ist sie mittlerweile wirklich eine meiner besten Freundinnen und ich könnte nicht dankbarer sein, mit ihr dieses Abenteuer Auslandsjahr zu erleben. Obwohl hier jeder Tag aufs Neue wirklich immer wieder etwas Neues bringt, habe ich mir dennoch eine Routine aufgebaut, weshalb die Zeit bis zu den Ferien wirklich wie im Flug vergangen ist.

Meine einwöchigen Ferien habe ich mit meiner Schwester in einer Kleinstadt an der peruanischen Grenze verbracht, da dort mein Gastvater arbeitet. Wir haben dort ein wenig die Gegend erkundet, sind zu den verschiedensten Flüssen gefahren und haben auch ein paar Tage im Archiv auf der Arbeit meines Gastvaters ausgeholfen. Nach einer Woche in drückender Hitze ging es dann aber auch schon wieder zurück ins kalte Loja, um dort aber auch wieder nur eine kurz die Schulbank zu drücken, denn 2 Wochen später gab es eine weitere Reise mit Rotary – die Galapagosreise.

Auch wenn ich vorher gesagt habe, dass die Amazonasreise eine der besten Reisen war, die ich je gemacht habe, muss ich das jetzt revidieren, es war definitiv die Reise zu den Galapagosinseln. Auch wenn die Anreise um einiges unbequemer und länger war, war es das so wert. 5 Tage auf den Galapagosinseln klingt zwar nicht sonderlich lange, aber mit weniger Schlaf gewinnt man immer wieder ein paar Stunden. Die Tage dort haben wir fast ausschließlich auf dem Boot verbracht um zu anderen Inseln zu fahren, um dort die typischen Tiere zu sehen und um schnorcheln zu gehen. Galapagos hat wirklich eine unglaubliche Vielfalt an Tieren über, sowohl auch unter dem Meeresspiegel, denn beim Schnorcheln konnten wir Schildkröten, Haie, Seelöwen, Rochen, Seesterne, Tintenfische, Korallen und ganz viele Fische in allen Größen, Formen und Farben beobachten. Galapagos ist ein wirkliches Paradies, das jeder mal gesehen haben sollte.

Jetzt verbringe ich die nächsten 2 Monate wieder in Loja, bevor es auf die letzte Reise, eine Rundreise durchs ganze Land geht. Ich bin wirklich überrascht wie unglaublich schnell die Zeit hier vergeht, da fühlt man sich ja glatt schon alt.

Mittlerweile habe ich nur noch 3 Monate hier und fange langsam an, auch für mich mein Auslandsjahr zu reflektieren. Immer wieder merke ich dabei, wie unendlich dankbar ich für alles seien kann, dass ich dieses Abenteuer überhaupt erleben darf, eine so wundervolle Gastfamilie zu haben und wirklich einige so tolle Leute kennengelernt zu haben, aber ich merke auch, wie dankbar ich bin/sein sollte in Deutschland aufgewachsen zu sein, da ich dort immer warmes Wasser habe und auch nie aufwache und feststellen muss, dass es kein Licht gibt, weil das Stromkabel geklaut wurde. Aber nicht nur für die Ereignisse, sondern auch für die vielen Menschen, die mich bei allen Dingen unterstützen, wie Rotary und vor allem auch meine Eltern, nochmals vielen lieben Dank, ich werde diese Erfahrung und Hilfe, die ihr und Sie mir gegeben haben weitergeben. Ich muss jetzt aber auch noch einmal kurz von der Kehrseite der Medaille sprechen, denn natürlich besteht das Auslandsjahr nicht nur aus super tollen Reisen, großen Abenteuern und Aufschieben von Quartalsberichten, sondern man hat auch schlechte Zeiten, doch um ehrlich zu sein, haben diese mir die besten Erfahrungen und Reife gegeben, weshalb ich im Endeffekt auch dafür nur dankbar sein kann.

Mir fällt es tatsächlich schwer, diese Frage, wie ich denn mein Auslandsjahr bis jetzt einschätze noch ausführlicher zu beantworten, dazu brauche ich mindestens noch die weiteren 3 Monate.

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