Ecuador – 4. Bericht von Greta

Meinen letzten Quartalsbericht habe ich damit abgeschlossen, dass ich noch mindestens drei Monate brauche um meine Erfahrungen zu reflektieren, doch jetzt drei Monate später, weiß ich immer noch nicht ganz, wie ich meine vergangenen Monate hier in Ecuador beschreiben soll, geschweige denn wo ich anfangen soll. Am besten ganz von vorne, ich erinnere mich noch zu gut, an den Tag, als ich im Flieger nach Ecuador saß und mir gar nicht, nicht im geringsten Sinne, vorstellen konnte, was da jetzt auf mich zukommt und auf einmal stand ich in Ecuador am Flughafen und vor mir noch zwei vollkommen unbekannte Menschen, die mich mit offenen Armen und einem Plakat, wo mein Name draufstand empfangen haben.

Und jetzt, gut neun ein halb Monate später möchte ich diese anfänglich fremden Menschen nicht verlassen, denn sie sind meine Familie geworden, mein zweites zu Hause und der beste Ort in Ecuador. Ich hätte wirklich nie im Leben erwartet, mich je so stark als Teil dieser Familie zu sehen, da ich doch immer ein etwas distanzierterer Mensch war und wenn möglich auch immer einen Sicherheitsabstand eingehalten habe, doch mittlerweile ist dies ganz anders, denn jede Umarmung von meiner Gastmama oder meiner Schwester nehme ich dankend an.

Auch hätte ich nie gedacht, dass ich hier jemals so gute Freunde finden werde, mir ist aber auch durchaus bewusst, dass einige dieser Freundschaften nicht ewig halten werden, aber ich bin sehr dankbar hier die Erfahrung gemacht zu haben, dass alles früher oder später mal sein Ende findet, egal wie schön oder schrecklich es war. Gerade im Moment möchte ich aber nicht, dass mein Austauschjahr ein Ende findet, auch wenn ich mich wirklich unglaublich auf mein deutsches zu Hause freue, könnte ich doch noch ein wenig hierbleiben, denn gerade jetzt fühlt sich alles so perfekt an: mein Spanisch sitzt, die Familie ist super und meine Freunde sind auch wirklich meine Freunde und das nicht nur weil ich hellere Haut und Haare habe und aus Deutschland komme, sondern wegen meines Charakters und meiner Art.

Die letzten drei Monate waren wirklich wunderschön und zugleich traurig, da ich so viel unternehmen und reisen konnte, aber zugleich auch mich immer wieder von Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind, verabschieden musste, wie beispielsweise die Austauschschüler. Ich bin immer noch erstaunt, wie schnell mir diese Menschen ans Herz gewachsen sind, denn den Großteil von ihnen habe ich gerade einmal vier- oder fünfmal in meinem Leben gesehen.

Mir bleiben jetzt genau noch 29 Tage, bevor ich in den Flieger steige und ich habe jetzt schon ein absolutes Gefühlschaos, meine Stimmung schwankt alle fünf Minuten zwischen, ich freue mich riesig auf Deutschland und ich möchte Ecuador jetzt nicht verlassen. Meine Zeit hier verging so schnell, meiner Meinung nach, waren es die schnellsten zehn Monate meines Lebens, denn für mich persönlich ging es so schnell, dass ich gar nicht weiß, wie ich die Zeit hier einschätzen soll, denn was war oder ist denn das Beste meines Austauschs und was war eher eine Sache, die nicht sonderlich schön war? Vorab, jede Erfahrung, jedes gute und eher weniger gute Erlebnis ist eine unglaublich wertvolle Erfahrung, für die ich unglaublich dankbar bin.

Ich denke, die Beste Sache während meines Austausches, ist definitiv meine Familie, da ich hier so viel Zeit mit ihnen verbringe und ich sie so sehr ins Herz geschlossen habe. Anfangs fande ich den Gedanken, in einer komplett fremden Familie zu leben, schon etwas erschreckend, aber mit der Zeit, könnte es nichts Besseres geben.

Eine Sache, die nicht sonderlich schön war, war natürlicherweise mein Heimweh, zumindest das erste, aber ich habe das wirklich gebraucht. Auch wenn mich jetzt viele merkwürdig angucken würden und sich denken, wozu braucht man Heimweh im Austausch, aber mich persönlich, hat es erst richtig ankommen lassen, denn danach habe ich mich wirklich, zu 100% wie zu Hause gefühlt.

Und jetzt muss ich dieses zu Hause verlassen und es fällt mir unheimlich schwer, denn ich habe hier so viel gelernt, wofür ich unglaublich dankbar bin. Immer wieder musste ich mir von Leuten hier anhören, dass ich doch ein Jahr verliere, aber ich habe immer noch genug zeit um in die schule zu gehen, um zu studieren und um zu arbeiten und diese Erfahrung hier kann mir niemand nehmen und ich würde sie auch gegen nichts auf dieser Welt eintauschen. Ich wünschte, ich könnte Worte dafür finden, mich bei den Menschen zu bedanken, die mir das alles ermöglicht haben, aber ich habe keine, weder in Deutsch, noch in Spanisch. Ich weiß das unglaublich zu schätzen und möchte alles, was mir Rotary und meine Familie/meine Familien ermöglicht haben, dankend annehmen und weitergeben, dass auch andere Menschen so etwas Unglaubliches erleben können.

Vielen Dank!

Liebe Grüße aus den nicht ganz so junireichen Anden in Ecuador

Greta

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