Chile – 4. Bericht von Leticia

Mein Auslandsjahr-Resümee

Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich wirklich gerade dabei bin, meinen letzten Rotarybericht zu schreiben. Ich weiß noch genau, wie ich vor meinem ersten Bericht saß und nach einer passenden Einleitung gesucht habe. Damals habe ich um meine Gefühle bezüglich meines Auslandsjahres zu verdeutlichen, mein Auslandsjahr mit einer Metapher von Baden im Meer dargestellt und die verschiedenen Phasen des Auslandsjahres damit verglichen. Wenn ich jetzt diesen Vergleich wieder aufgreife, bin ich an dem Punkt angekommen, das Meer wieder zu verlassen und mich zurück an das Ufer, was mir eigentlich so vertraut ist, aber vom Meer aus so anders aussieht, begeben zu müssen. Auch in der Realität stehe ich genau an diesem Punkt: langsam heißt es, Abschied nehmen von meinem Auslandsjahr und zurück in die gewohnte Umgebung, die einem auf einmal ein Stück weit fremd vorkommt, zu müssen. Mir ist klar geworden, dass hinter diesem einzelnen Begriff „Auslandsjahr“ viel mehr steht, als nur ein Jahr im Ausland zu verbringen. Es heißt auch, eine zweite Familie zu bekommen, neue Freunde zu finden, eine neue Sprache zu sprechen und ein zuvor völlig fremdes Land zu entdecken und seine zweite Heimat nennen zu können. All das, was man in diesen 10 Monaten gewonnen hat, wieder verlassen zu müssen, kommt mir so unwirklich, ja gar unvorstellbar vor und oft werde ich gefragt. „Was Leticia? Warum willst du nicht zurück? Wie kannst du das so sagen? Vermisst du denn deine Familie gar nicht?“ Natürlich ist das nur die halbe Wahrheit und ich freue mich schon riesig, bald wieder meine Familie sehen zu können. Dennoch, die Vorstellung nie mehr ein Jahr in meinem Leben auf diese Weise verbringen zu können, lässt die melancholischen Gefühle nur noch stärker werden. Letztes Wochenende hatten wir abschließend eine Konferenz mit allen Austauschschülern von meinem Distrikt und es ist wirklich unglaublich, was für tolle Freundschaften sich in dieser ganzen Zeit ergeben haben und wie wir das nur einer Organisation verdanken, denn ohne Rotary wäre das alles gar nicht möglich gewesen. Auch wenn ich mich von vielen Sachen verabschieden muss, heißt es nicht, gleich alles zu verlieren. Ganz im Gegenteil habe ich viel gewonnen, was mich mein ganzes Leben lang begleiten wird und mich so sehr wachsen lassen hat. Für diese wundervolle Erfahrung möchte ich mich ganz herzlich bei Rotary, meinem Papa, meiner Mama, meinen beiden Schwestern und all denjenigen bedanken, die mir über das ganze Jahr hinweg so viel Rückhalt und Kraft gegeben haben. Muchas gracias por todo y los amo con todo mi corazon! Nos vemos pronto.

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