Chile – 4. Bericht von Friederike

Das Austauschjahr ist ein Jahr voller Höhen und Tiefen. Ich hatte Momente, in denen ich mich fühlte, als würde ich für immer leben, und Momente, in denen ich einfach nur meinen deutschen Alltag wollte.

Die letzten Monate waren wunderschön, ich habe die Freundschaften in meiner Schule so vertieft, dass ich den Tag fürchte, an dem ich auf Wiedersehen sagen muss. Denn genau das ist es. Es wird ein Wiedersehen geben, irgendwann. In meiner Gastfamilie bin ich sehr glücklich. Wir gehen oft wandern und die Familie besuchen, wir wohnen in einem kleinen aber gemütlichen Haus gleich neben einer Mall. In meiner Schule habe ich jeden Tag mehr Spass, ich habe sehr viele Freunde und sehr gute Noten. Die letzte Reise auf die Osterinseln war eine der schönsten Erlebnisse meines Lebens. Dort gibt es fast nie Internet und alle Nahrung ist von der Insel. Nach dem lauten Santiago war es wirklich schön, eine Woche ohne so viele Sinneseindrücke gehabt zu haben. Es ist komisch, meinen Rückfkug zu planen. Zu wissen, dass ich gehen muss, das Leben, was ich hier aufgebaut habe, hinter mir zu lassen…. aber ich werde jede positive und negative Erfahrung mit nach Deutschland nehmen, denn hier habe ich gelernt. Gelernt, was ich von meinem Leben will. Ich habe neue Prioritäten und Ziele, und ich werde ein Teil meines chilienischen Ichs mit nach Deutschland bringen. Dieses Jahr hat mich verändert, ich lebe, nicht um den Anderen zu gefallen, sondern um glücklich zu sein. Ich habe gelernt, offen zu sein, dem Neuen mit Respekt zu begegnen, jedoch nicht mit Angst. Ich habe gelernt, alleine glücklich zu sein, allein ohne einsam zu sein. Meine Weltsicht hat sich enorm verändert, ich habe den Luxus, dieses Leben zu führen, zu schätzen gelernt. Würde ich die Chance haben, alles noch einmal von vorne zu machen -ich würde nichts ändern. Den selbst von meinem zugegeben schweren Start habe ich die Erfahrung mitgenommen, dass das Leben nicht immer ein Zuckerschlecken ist. Ich bin unglaublich froh, für jeden einzenen Tag, den ich in Chile verbracht habe, für jeden Freund, den ich gemacht habe, und jede Träne, die ich geweint habe. Und das waren viele. Ich kann dieses Jahr einfach nicht in Worte fassen. Ich habe mich selbst neu erfunden, meine Schwächen und Stärken erkannt, Freunde fürs Leben gemacht und Momente erlebt, die ich nie vergessen werde. Man soll ja immer dann aufhören, wenn es am Schönsten ist, also ist das jetzt der perfekte Moment.

Das Austauschjahr war eine emotionale Achterbahn, ein Leben in einem Jahr. Ich möchte jeder Person danken, die mir dieses Jahr ermöglicht hat. Ich danke meinem Rotary Club und Distrikt in Deutschland, die mir immer zur Seite standen. Ich danke meinem Rotary Club in Chile, der mich so herzlich aufgenommen haben. Ich danke Chile. Für seine Menschen, seine Kultur, seine Herzlichkeit. Und meinen Eltern, die mir dieses Jahr ermöglichen.

Ich wünsche Ihenen allen einen wunderschönen, nicht all zu heißen Sommer.

Mit freundlichen Grüßen

Friederike Dietsch

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