Taiwan – 4. Bericht von Kilian

Wie war mein Jahr? Mein Jahr war fantastisch, langweilig, aufregend, frustrierend, neu und vor allem ganz und gar nicht was ich erwartet habe. Wenn ich zurückdenke an den Beginn schäme ich mich fast für wie ahnungslos und verloren ich war. Leicht zu sagen wenn es doch jetzt schon neun Monate sind, die ich in Taiwan wohne. Fangen wir doch ein mal am Start an, der 17.08.2019. Als ich meine Familie zum ersten Mal gesehen habe war ich überglücklich das alles Funktioniert hat und sie mich abholen gekommen sind. Mein Vater kann zum Glück englisch sprechen sonst wäre der Anfang wirklich um einiges schwerer geworden. So begann es also, ich war unsicher und schüchtern bei allem, was ich tat, vor allem wenn mich jemand in Mandarin angesprochen hat. Im nächsten Monat begann die Schule und damit auch 2000 Schüler die mit weit aufgerissenen Augen einen hinterherschauen wann immer sie dich sehen. Das war sehr gewöhnungsbedürftig und auch ein wenig einschüchternd, aber nach einer Weile haben sich dann auch die Schüler an uns gewöhnt. Mit der Schule kam auch ein gewisser Alltag einher, der beim Ankommen in Taiwan sehr geholfen hat. In meiner Stadt gab es 5 Austauschschüler, mich eingeschlossen. Wir kamen gut zurecht und wurden schnell gute Freunde. Außerdem sind alle Gastfamilien befreundet weswegen wir gelegentlich gemeinsame Ausflüge hatten. In der Zeit habe ich auch den Rest meines Distrikts kennengelernt und ich hatte wirklich unglaubliches Glück, da ich alle Austauschschüler wirklich sehr lieb habe. 

Jetzt komme ich aber einmal zu dem Gegenteil der Weinachszeit, Neujahr und die Winterferien. 

Wie es in Taiwan Tradition ist sind an Neujahr fast alle Austauschschüler die in Taiwan wohnen nach Taipei gefahren um das jährliche Feuerwerk zu bestaunen, was das komplette Gebäude drei Minuten lang in eine helle, wunderschöne Lichtshow verwandelt hat. Doch das wirklich schöne war die Party die wir gefeiert haben, denn es kam fast jeder Austauschschüler von mindesten 10 Distrikten aus ganz Taiwan. Leider muss ich den Mantel des Schweigens über die eigentliche Party legen, allein um meinem Schleier der Unschuld zu bewahren. Trotzdem kann ich für alle zukünftigen Taiwan Inbounds sagen, gebt alles dafür um an Neujahr nach Taipei fahren zu können, es wird euer restliches Jahr verändern. 

Die Veränderung traf auch bei mir und fast allen anderen Austauschschülern zu. Ich wurde viel offener, auch zu Leuten in anderen Distrikten gerade auch weil ich in Taipei sehr viele neue Freunde kennengelernt habe. Darum waren wir alle sehr aufgeregt auf die anstehenden Winterferien, die im Januar begannen. In der Zeit fing es dann aber auch langsam an mit COVID-19 ernster zu werden, zum Glück wohne ich in Taiwan. Schon von Anfang an hat Taiwan sich sehr vorbildlich verhalten, als viele Länder den Virus noch nicht wirklich beachtet haben hat Taiwan schon angefangen die Bevölkerung über die Risiken zu informieren und gebeten in öffentlichen Einrichtungen Masken zu tragen und sich so oft wie möglich die Hände zu waschen. Der große unterschied ist nur das die Leute auch wirklich darauf gehört haben, plötzlich trug fast jeder im Zug eine Maske und viele Läden haben Desinfektionsmittel am Eingang hingestellt. Gerade durch die sehr frühen Sicherheitsmaßnahmen sind die Zahlen in Taiwan nie signifikant in die Höhe geschossen. Das bedeutet wiederum, wir konnten unsere Winterferien in vollen Zügen genießen. Es wurde sogar beschlossen die Schulen für zwei weitere Wochen geschlossen zu halten. Diese 6 Wochen Ferien waren die besten Wochen in meinem Austauschjahr. Es gab fast jeden Tag eine Party oder ein Picknick im Park, wenn ich nicht mit Austauschschüler unterwegs war, unternahm ich etwas mit meiner Gastfamilie. Am ersten Februar bin ich in meine dritte Familie gekommen, dieses Mal war es ein wenig anders. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich der große Bruder, ich hatte zwei kleine Schwestern und einen kleinen Bruder. Es fühlt sich wunderbar an mal mit kleinen Geschwistern zu spielen oder auch manchmal ein wenig den Ton anzugeben. Im April bin ich mit meiner Familie nach Penghu gefahren (kleine Inselgruppe westlich von Taiwan), es war ein wunderschöne Reise und auch die größte die ich mit einer Gastfamilie unternommen habe. Im April hatten wir dann unsere große Distrikt-Reise, drei tage im Süden Taiwans in einem luxuriösen Hotel mit Strand nebenan. In diesen drei Tagen wurde mir nochmal bewusst wie sehr mir viele Leute aus meinem Distrikt ans Herz gewachsen sind. Wahre Freunde an die ich mich für immer erinnern werde.
Das ist die Zusammenfassung meines Jahres, natürlich ist zwischen all den Reisen und Ferien auch viel passiert. Ganz viel Zeit in der Schule und zu Hause aber das ist nicht wirklich erwähnenswert. Was wirklich wichtig für mich ist, das ich Freunde und Familie gefunden habe, nicht nur in Taiwan, sondern auf der ganzen Welt verteilt. Das ist was bleibt und warum ich dieses Jahr überhaupt gemacht habe, ich kann nur eine Sache sagen. Es hat sich gelohnt und ich würde es jede Zeit wieder tun. Danke Rotary aber auch danke an meine Familie und Gastfamilien, doch der Größte dank geht an all die Freunde, die ich hier gefunden habe und die mich auf dieser Reise begleitet haben. Danke.

Ach so ich sollte ja noch über Corona sprechen, doch um ehrlich zu sein habe ich in Taiwan, abgesehen von Masken und Desinfektionsmittel nicht wirklich viel davon mitbekommen. Das einzige, was mich mit Corona hier betrifft ist, das der Flugtermin unsicher ist und schon mehrfach verschoben wurde. Wenn alles nach Plan verläuft werde ich allerdings einen Flug am 19.06. nach Frankfurt nehmen, mal sehen ob ich nach Hause komme. 😉 

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