Chile – 1. Bericht von Anna

Der 5. August 2010 war der Tag, an dem ich meine Heimat, meine Familie und meine Freunde für ein Jahr verlassen sollte (wollte).

Der Tag kam schneller als erwartet. Im Juni habe ich noch gedacht, dass der Abschied weit entfernt ist, und ich noch viel Zeit in Deutschland habe. Doch dann verging sie doch ziemlich schnell.

 

Richtig bewusst wurde mir das erst ein paar Stunden vor dem Abflug, als ich meine Großeltern und meinen Vati zu Hause, und dann spaeter meine Mutti, meinen Bruder und meine zwei besten Freundinnen am Flughafen verabschiedet habe. Der Abschied fiel mir dann insgesamt ziemlich schwer.
Am Frankfurter Flughafen habe ich dann  die 13 anderen rotarischen Austauschschueler getroffen, die auch nach Chile fliegen. Am Abend ging der Flug nach Santiago dann endlich los. Er dauerte mit einem Zwischenstopp in Madrid insgesamt 16 Stunden. Die Flugzeit verging durch Filme schauen, Musik hören und schlafen schneller als gedacht. Morgens um sieben (Ortszeit) landeten wir dann in Santiago. Wir waren ziemlich ueberracht, als wir erfuhren, dass die Außentemperatur 5°Celcius beträgt. Wir wussten natürlich schon vorher, dass es zu der Zeit in Chile ziemlich kalt sein soll, aber so nun auch wieder nicht. So verließen wir, vor Kälte bibbernd das Flugzeug. Ein paar Austauschschueler wurden schon von ihren Gastfamilien erwartet. Ich und zwei andere Austaschueler mussten noch weiter nach Concepcion fliegen. In Concepcion angekommen, mussten wir dann  feststellen, dass unser Gepäck nicht mit angekommen ist. Das wurde uns dann am nächsten Tag nachgeliefert.

Dann habe ich auch endlich meine Gastfamilie getroffen. Ich wurde mit „Bienvenidos Anna“ und Kuesschen auf die Wange herzlich in Empfang genommen.
Vom Flughafen sind wir dann ungefaehr zwei Stunden zu meinem neuen zu Hause gefahren. Ich lebe in der Stadt Los Angeles, eine Stadt mit rund 125.000 Einwohnern. Schon auf der Fahrt habe ich feststellen koennen, dass die Haeuser hier anders aussehen. Die Haeuser sind sehr klein und stehen eng aneinander. So war ich auch sehr ueberracht, als ich mein neues zu Hause betreten habe. Ausserdem werden die Haeuser hier nicht richtig beheizt. Nur ein kleiner Ofen soll das ganze Haus warm halten, was natuerlich nicht reicht. So muss man sogar im Haus die Winterjacke und die Schuhe anlassen.

In meiner neuen Familie habe ich einen kleinen Bruder (3 Jahre)und eine kleine Schwester (6 Monate). Im Haus wohnen auch noch die Eltern meiner Gastmama. So ist immer jemand zu Hause, und man ist nie alleine.
Insgesamt komme ich mit meiner Familie sehr gut klar. Sie nehmen mich auf, wie ihre eigene Tochter.

Mit der Kommunikation hier klappt es noch nicht so gut. Am Anfang konnte ich hier fast gar nicht reden, weil mein Spanisch zu schlecht war, und hier keiner Englsich sprechen kann bzw. es sich nicht traut. Ausser meine Gasteltern, denn sie sind Englischlehrer und in der Schule hat sich eine Klassenkameradin dazu bereit erklaert, ein bisschen fuer mich zu uebersetzen.

In der Schule gefaellt es mir sehr gut. Ich habe 45 Klassenkameraden, die alle sehr nett sind. Sie versuchen sich immer mit mir zu unterhalten, auch wenn es oft sehr schwierig ist, und versuchen mir Spansich beizubringen. Durch ihre Hilfe konnten sich meine Sprachkenntnisse auch schon erweitern.
Ich bin hier im Mathematikkurs gelandet, wodurch ich mich hier viele Stunden in der Woche damit beschaeftige. Mathematik und Chemie sind hier auch die einzigsten Faecher, wo ich einiges verstehe. In den anderen Faechern komme ich so gut wie ueberhaupt nicht mit.
Der Unterricht verlaeuft heir aber auch anders als in Deutschland. Wir haben hier Blockunterricht, jedoch werden die 90 Minuten nicht durchgaengig unterrichtet. Am Anfang geht schon Zeit durch die  Anwesenheitsabfrage verloren, und dann gibt es entweder am Anfang oder am Ende der Stunde ungefaehr 20 Minuten, wo der Lehrer nichts macht, und die Schueler durch das Klassenzimmer rennen, und sich die ganze Zeit unterhalten. Waehrend des Unterrichtes verlassen Schueler auch einfach mal den Raum, und den Lehrer stoert das nicht. Ausserdem habe ich das Gefuehl, dass hier generell keine Hausaufgaben gemacht werden, und wenn, dann nur waehrend des Unterrichtes.

Morgens fahre ich mit meinem Gastvater zusammen zur Schule, und Nachmittags fahre ich dann alleine mit dem Bus. Damit hatte ich am Anfang ein paar Schwierigkeiten, denn ich musste erst einmal verstehen, dass es hier keine Bushaltestellen gibt, und die Busse keine bestimmten Fahrzeiten haben. So muss man, wenn der Bus, der in deine Gegend faehrt, an dir vorbeikommsteit einfach die Hand raushalten. Der Bus haelt dann mitten auf der Strasse, und man kann einsteigen.

Dieses Jahr feiert Chile zweihundert Jahre Unabhangigkeit. Da wurde an den Tagen um den Nationalfeiertag (18. September) viel gefeiert, getanzt (Cueca-chilenischer Nationaltanz) und gegessen (v.a. Empanadas).

In der Schule wurde auch gefeiert. Es gab Vorstellungen, wo getanzt und gesungen wurde, und es fanden Wettkaempfe statt.

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