Kroatien – 1. Bericht von Theresa

Familie
Am 28. August um 5.49 Uhr fuhr mein Zug von Dresden aus los. Ich wurde von meiner Familie und einigen meiner Freunde am Bahnhof verabschiedet. Es war zum ersten Mal, dass ich traurig war, wegzugehen und dieses Gefuehl blieb auch noch eine ganze Weile der Zugfahrt. Gegen Ende dann wurde ich aber immer aufgeregter. Ich hatte viele nette Gespraeche und so verging die Zeit wie im Fluge. Gegen 21 Uhr erreichte ich dann den Zagreber Hauptbahnhof. Dort erwarteten mich schon meine Gasteltern. Josip und Mirjana (Joša und Mika) 61 und 59 Jahre alt.

Wir mussten nicht weit fahren, weil unser Apartment im Zentrum liegt. Es ist ein sehr schoenes Apartment,obwohl die Haeuser sehr heruntergekommen von aussen sind,aber dafuer sind sie dann von innen schoen hergerichtet und ich habe ein huebsches Zimmer. Ja eigentlich habe ich ein Abteil fuer mich alleine, mit eigenem Bad und Flur.

Sie sind schon ziemlich wohlhabend, aber wirklich ganz herzliche Menschen. Ich bin sehr froh bei ihnen zu sein. Mein Vater kann gut deutsch sprechen und mit meiner Mutti rede ich (noch) englisch. Zu meiner Mutti habe ich ein besseres Verhaeltnis, mein Vater ist eben nicht so oft zu Hause, weil er viel arbeiten muss.

Das schlimmste an Kroatien ist, dass man hier so viel essen muss! Die Kroaten essen echt extrem viel. Und du kannst 5 mal „nein danke“ sagen, du bekommst trotzdem nochmal Nachschub.  Aber dafuer isst man eigentlich nur 2 mahlzeiten, also fruehstueck und dann so gegen 3 oder 4 so mittag, kaffee und abendbrot zusammen, also so ist das zumindest in meiner Familie 😉
An meinem ersten Tag habe ich einen Spaziergang mit meinem Vater gemacht und er hat mir die Stadt gezeigt. Zagreb ist wirklich eine wunderschoene Stadt! Viel schoener, als ich gedacht haette. Sie ist nicht zu gross, sehr gemuetlich, es gibt viele Cafes und eine schoene Altstadt. Ganz typisch sind wirklich die Cafes. Man geht eigentlich fast jeden Tag ins Cafe, es ist da auch ziemlich billig, auch so nach der Schule geht man erst mal Kaffee trinken. Der Kaffee ist hier um einiges besser als in Deutschland 😉
Und typisch ist auch, dass man jeden Tag Besuch hat oder jemanden besucht, sodass ich hier echt fast jeden Tag neue Leute kennenlerne!

Bald habe ich auch meine Gastbrueder und ihre Frauen kennengelernt. Luka ist 33 und Matija 29 und sie wohnen beide mit ihren Frauen in Zagreb. Luka bekomme ich oefter zu sehen, weil er auch im Buero meiner Eltern arbeitet, was gleich zwei Ecken weiter ist.

Meine Eltern haben sehr viele Obstplantagen (vorallem Wein und Apfel) und machen diverse Weine, Apfelsaft (der beste, den ich je getrunken habe!!!) und Apfelessig und verkaufen auch Obst. Diese Plantagen sind in Vivodina, ein kleiner Ort eine Stunde entfernt von Zagreb. Dort haben meine Eltern auch ein Haus, in dem sie ihre Wochenenden verbringen.
Meine ersten beiden Wochenende hab ich auch dort in Vivodina verbracht, dort haben meine Eltern auch ihren Weinkeller, der ist richtig gross und einmal bin ich mit auf Weinlieferung an diverse Gaststaetten mitgekommen…

Mit meinem Gastbruder Luka, seiner Frau und zwei Schwestern von ihr (eine in meinem Alter) war ich beim Septemberfest, das ist eine kleine Version von dem deutschen Oktoberfest 😉
Dort hatten meine Eltern auch einen Stand, wo sie ihren Wein und Apfelsaft verkauft haben.

Schule
Soooo dann mein erster Schultag! Ich war sehr aufgeregt meine neue Klasse kennenzulernen! Am ersten Tag hatte ich nur eine Stunde. Ich bin auf dem 18. Gymnasium Zagreb. Und ich bin in einer bilingualen Klasse, so dass dort alle mehr oder weniger fliessend deutsch koennen. Das ist fuer den Anfang echt schoen, weil ich mich mit allen super verstaendigen kann. Einige sind in Deutschland oder Oesterreich geboren, aber die meisten haben deutsch uebers Fernsehen gelernt, weil es viele deutsche Fernsehsender gibt. Das ist wirklich krass! Aber meine Klasse ist super nett und sie haben mich richtig gut aufgenommen. Es gab auch sehr selten Austauschschueler da, so dass ich etwas „besonderes“ bin. 😉 Wir sind 27 Schueler, aber es ist eine ziemlich laute Klasse und wir haben viel Spass. Allgemein ist der Unterricht nicht so streng, man meldet sich kaum und man geht im Unterricht einfach mal raus,wenn man will…Natuerlich geht das nicht bei allen Lehrern, aber es ist schon ein bisschen lockerer als in Deutschland. Ausserdem kann man sich jede Stunde woanders hinsetzen, da achtet keiner drauf. Die Maedchen haben aber alle ihre festen Nachbarn, sodass ich immer mal zwischen den Jungen wechsel, mit denen ich oft besser klarkomme als mit den Maedchen, weil diese schon so ihre Cliquen haben. Aber trotzdem sind auch die Maedchen sehr offen und reden viel mit mir. Auch schon gleich am ersten Tag haben mich 4 Maedels durch die Stadt gefuehrt und haben mir Eis ausgegeben und so, das war echt lieb 🙂 Und spaeter war ich auch schon oft mit Freunden aus der Klasse noch Kaffee trinken oder einfach unterwegs.
Ich habe 6 Stunden deutsch pro Woche, ausserdem Geschichte, Physik und Soziologie auf deutsch, den Rest auf kroatisch. Mathe ist das einzige Fach, was ich schon auf kroatisch verstehe 😀
Die Schueler helfen mir alle beim Kroatisch lernen. Und sie  uebersetzen mir, wenn der Lehrer was wichtiges sagt 😉

Die Stunden sind auch 45 min lang, die Pausen aber nur 5 min. Die Schule ist recht klein, es gibt ungefaehr 400 Schueler.
Man hat immer eine Woche vormittags (8-15 Uhr) und eine Woche nachmittags Unterricht (von 13-20 Uhr).

Und ich meine Schule nimmt mit einer Maedchen-Fussball-Mannschaft an einem Schulturnier teil und ich wurde gefragt, ob ich mitspielen will. 🙂

Freunde

Manchmal habe ich mich auch mit Toechtern von Freunden meiner Gasteltern getroffen und was zusammen gemacht, das war auch immer toll, die Leute sind hier alle so freundlich! Das ist echt richtig toll, alle interessieren sich fuer dich und wollen dich kennenlernen und haben auch kein Problem damit englisch oder deutsch zu sprechen. Das gefaellt mir richtig gut an Kroatien!

Einmal war ich mit ein paar Leuten aus meiner Klasse bei einem Fussballspiel von Dinamo Zagreb. Wir durften eher aus der Schule losgehen, um rechtzeitig zum Spiel zu kommen. Es waren ziemlich viele Leute da, es war ungefaehr mit einem Bundesligaspiel bei uns zu vergleichen, die Stimmung war echt gut 😉
Es schienen alle etwas ueberrascht zu sein, dass Zagreb 2:0 gewonnen hat 😉
Einmal war ich auch mit paar Leuten aus meiner Klasse im 3D-Kino von Zagreb, die Filme sind fast alle auf englisch mit kroatischen Untertiteln..Genauso wie im Fernsehen, deswegen koennen hier alle auch so gut englisch oder deutsch…
Und ich war mal bei einer Freundin aus meiner Klasse zu Hause. Anita war fuer ein halbes Jahr in der USA, in Ohio, sie weiss also, wie es sich anfuehlt, Austauschschueler zu sein 😉

Rotary/Austauschschueler
In der ersten Woche hab ich mich auch mit einigen der anderen Austauschschueler getroffen. Wir sind nur 11 Austauschschueler in Kroatien, davon 7 in Zagreb und 9 davon aus der USA, eine aus Mexiko und ich aus Deutschland.

In der 2. Woche war ich zu meinem ersten Rotarymeeting im RC Zagreb, wo sich die andere Austauschschuelerin Emma und ich uns vorstellen mussten. Und danach wurde Fussball geschaut 😉

Letzte Woche hatte ich meine erste Orientation mit den anderen Austauschschuelern aus Kroatien. Die meisten von ihnen hatte ich ja schon vorher kennengelernt, aber ein paar neue Gesichter gab es trotzdem. Wir sind zwei Jungs und 9 Maedchen.
An dem Abend haben wir allgemeine Informationen zu dem Auslandsjahr bekommen und Regeln, an die wir uns halten muessen.
Danach waren wir Austauschschueler noch zusammen in einem Cafe.
Fuer mich und Laura (aus Mexiko) ist es nicht so einfach an den Gespraechen teilzuhaben, da wir sehr Schwierigkeiten haben das schnelle American English zu verstehen 😀 zumindest so in der grossen gruppe, aber so mit einzelnen personen geht es ganz gut zu reden und sie sind alle total lustig und nett. wir hatten viel spass zusammen.

Am naechsten Tag hatten wir unseren Zagorje-Trip. Wir waren in einem Museum und in einer Burg.
Dann gings nach Varaždin, wo drei unserer Austauschschueler wohnen. Dort haben wir uns den Friedhof und die Stadt angeschaut. Leider alles im Regen und ich hab mich erkaeltet.
Auf der Busfahrt rueckzu wars dann am lustigsten, weil wir uns ja nun alle schon besser kannten und wir hatten echt richtig viel spass. Und am Ende des Tages hab ich dann echt schon in englisch gedacht ;D

Sprache
Mit der sprache geht es noch nicht so gut, ich kann noch nicht so viel sagen. Kroatisch ist wirklich nicht die leichteste sprache…aber mein Kroatisch-Kurs ist ja jetzt losgegangen und dort werden wir einiges lernen, denke ich! Der Kurs ist zweimal pro Woche fuer jeweils 1,5 Stunden und geht bis April. Die Lehrerin ist eigentlich Englischlehrerin und sie ist sehr nett. Der Kurs macht wirklich Spass 🙂
Mit der Zeit ist es wirklich ganz schoen deprimierend immer nichts zu verstehen und staendig zu fragen: „worueber redet ihr gerade?“ „Koennt ihr es bitte auf deutsch sagen?“ Heisst also, schnell die Sprache lernen!!!

Wahnsinn, nun bin ich schon bald nen ganzen Monat hier…Die Zeit verging so rasend schnell!!
Eigentlich war Kroatien ja nicht mein Wunschland, aber uns wurde ja gesagt, man sollte hoeflicherweise  sagen, dass das Land in das man letztendlich gekommen ist, wirklich sein Wunschland war. Nur lustig ist wirklich dass jeder fragt: Wie um Gottes Willen bist du auf die Idee gekommen nach KROATIEN zu kommen? 😀
Aber ich muss sagen, ich bin mittlerweile echt froh, dass es nicht Frankreich, sondern Krotien geworden ist, die Menschen sind so viel offener und wie schon so haeufig erwaehnt richtig gastfreundlich 🙂

Schreibe einen Kommentar