Taiwan – 1. Bericht von Cora

Vor etwa vier Wochen startete meine Reise in mir das so ferne und unbekannte Land – Taiwan. Völlig erschöpft und müde ging es noch vor dem Sonnenaufgang zum Flughafen. Alles klappte super, nur der Abschied von meiner Familie fiel mir wirklich um einiges schwerer als erwartet. Nach der Sicherheitskontrolle, ging aber ziemlich schnell schon das Boarding los, und ich hatte zunächst ganz andere Gedanken in meinem Kopf. Zum Glück musste ich auch nicht alleine fliegen, sondern bis Frankfurt waren wir zu zweit, wo wir gemeinsam umstiegen und dann zusammen mit mehr als 30 anderen deutschen Austauschschülern direkt nach Taipei flogen. Der Flug war zwar grundsätzlich sehr angenehm, nur plagten mich dauerhaft Bauchkrämpfe vor Aufregung. Die war aber ganz umsonst, denn die Ankunft am Flughafen war einfach überwältigend. Fast alle Gastfamilien mit einigen Clubmitgliedern warteten am Ausgang gespannt auf ihre Gastschüler, sodass, als ich aus der Tür trat, gejubelt und geklatscht wurde. Schmunzelnd unter einem kleinen Blitzlichtgewitter von Kameras lief ich weiter und hielt Ausschau nach meiner Gastfamilie. Die war aber auch gar nicht schwer zu finden, denn wie alle anderen hatten auch sie ein kleines Willkommensschild mit ein paar netten Worten und einem Bild von mir gebastelt.

Entgegen meiner Erwartung, dass ich völlig übermüdet sein würde bei der Ankunft und es mir unmöglich wäre noch den ganzen Tag durchzuhalten, fiel mir das gar nicht so schwer. Ich hatte genügend Zeit auszupacken, mir mein Zimmer einzurichten und in Ruhe die First-Night-Questions durchzugehen, die für das Zusammenleben mit meiner Gastfamilie wirklich hilfreich sind. Gegen Abend gingen wir noch auf einen Nachtmarkt, die sind wirklich sehr beeindruckend. Teilweise gehen Taiwanesen nach dem Abendessen noch auf einen dieser Märkte, um noch mehr zu essen. Natürlich schmeckt das Essen unglaublich gut, nur kann ich absolut nicht bei der Menge mithalten, die alle hier essen.

Meine Ankunft hier war genau zwei Wochen vor Schulbeginn, sodass ich wirklich ausreichend Zeit hatte mich einzugewöhnen und auch allmählich eine Routine aufzubauen. Allgemein ist die Eingewöhnung mir nicht schwer gefallen, denn ich genieße es in einer Großstadt zu leben. Ich schätze es, dass ich hier einfach zur Bushaltestelle gehen kann, ohne vorher zu gucken, wann denn überhaupt mal ein Bus fährt, einfach weil ich mich darauf verlassen kann, dass zeitnah ein Bus kommt. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich manchmal auch meine deutsche Kleinstadt vermisse. Besonders die ersten drei Tage vielen mir im Bezug auf Heimweh sehr schwer, aber mit der Zeit wurde es wirklich besser, sodass ich jetzt jeden Tag in vollen Zügen genieße. In meiner zweiten Woche hier war ich auch das erste Mal bei einem Treffen meines Gastclubs. Alle Mitglieder sind wirklich sehr freundlich und im Oktober werden wir auch auf eine kleine Insel fahren um zu wandern, worauf ich mich sehr freue.

Seit zwei Wochen habe ich jetzt auch schon Schule. Ich mag meine Schule wirklich sehr, denn für uns vier Austauschschüler wird wirklich versucht das Schulleben so angenehm wie möglich zu gestalten. So war ich ursprünglich in verschiedenen Englischklassen und -stufen. Ich wollte aber auch an anderen Fächern teilnehmen, auch wenn es mir beinahe unmöglich ist etwas zu verstehen, denn ich wollte einfach erfahren, wie das hier ist. Leider ist der Unterricht fast ausschließlich Frontalunterricht, also der Lehrer steht vor der Klasse und redet und redet, während die Schüler einfach zuhören. Da gibt es eigentlich nie eine Gelegenheit Fragen zu stellen oder das gelernte Wissen bei Übungen anzuwenden. So ist der Unterricht oft langweilig für mich gewesen, aber da es mir erlaubt ist das Handy während des Unterrichts zu benutzen, kann ich damit Chinesisch lernen, oder mich anderwärtig weiterbilden. Außerdem geht der Unterricht hier auch sehr lange, sodass ich gegen 17:00 Uhr nach Hause komme. Da bleibt dann nicht mehr so viel Zeit vom Tag übrig, aber manchmal gehe ich ins Fitnessstudio oder direkt nach der Schule noch mit Mitschülern etwas essen.

Des weiteren fing vor kurzem auch der Chinesisch Kurs in der Universität an, sodass ich jeden Dienstag und Donnerstag gemeinsam mit den anderen Austauschschülern an meiner Schule dort hin fahre, wo wir dann auf alle anderen Austauschschüler im Multidistrikt treffen. Pro Klasse sind immer etwa 10 Schüler, damit der Lehrer gut auf jeden eingehen kann. Schade ist nur, dass wir von null anfangen, weshalb ich unterfordert bin. Das ist aber auch kein Problem, denn meine Lehrerin gibt mir extra Aufgaben, sodass ich trotzdem dazulerne. Nach dem Kurs ist es auch einfach noch etwas zu unternehmen, da man direkt in der Stadt ist. So gehen wir oft gemeinsam essen und schauen uns noch ein wenig die Stadt an.

Am meisten unternehme ich aber an den Wochenenden. Oft fährt meine Gastfamilie mit mir irgendwohin und zeigt mir Taiwan, wofür ich wirklich dankbar bin, denn so bekomme ich wirklich sehr viel zu sehen. Wenn meine Gasteltern aber arbeiten, dann versuche ich oft etwas mit Klassenkameraden oder anderen Austauschschülern zu unternehmen, sodass ich eigentlich jedes Wochenende beschäftigt bin.

Alles in allem genieße ich mein Leben hier nach anfänglichen Schwierigkeiten mit Heimweh wirklich unglaublich. Ich kann nicht glauben, dass mein erster Monat bereits vorbei ist, die Zeit verfliegt wortwörtlich. Ich hoffe, dass ich weiterhin alles genießen kann und noch viel mehr tolle Erfahrungen mache.

An dieser Stelle möchte ich mich auch nochmal bei allen bedanken, die mir dass hier ermöglichen!

Beste Grüße aus Taiwan

Cora

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