Neuseeland – 2. Bericht

Lieber Rotaryclub,

es ist schier unglaublich, doch meine drei Monate Sommerferien sind zu Ende. Ich hatte noch nie in meinem Leben so lange und spannende Ferien. Natürlich gab es Hochs und Tiefs – doch ich bin wieder einmal über mich hinaus gewachsen und habe das erste Mal meine Gastfamilie gewechselt. Es ist viel passiert und davon möchte ich nun berichten!

Bevor meine Sommerferien anfingen, gab es erst noch die lang ersehnte Theateraufführung. Wir hatten lange und hart dafür gearbeitet und letztendlich wurde die Aufführung ein voller Erfolg!
Meine Gastfamilie hat es mir mit dem Essen nicht immer einfach gemacht und nun lag es an mir, sie mit deutschen Leckereien auf die Probe zu stellen. Ich zauberte Bratwurst und Kartoffelbrei mit Sauerkraut auf den Tisch. Als Dessert gab es warmen, leckeren Apfelkuchen. Es hat allen geschmeckt – auch wenn Sauerkraut nicht unbedingt zur neusten Delikatesse der Familie werden wird.
Meine Ferien begannen mit einer fantastischen Südinseltour, die Rotary organisierte. In einem kleinen Transporter – mit acht anderen Austauschschülern aus aller Welt an Board – machte ich mich auf, die Südinsel zu entdecken.
Gestartet sind wir in Nelson, wo ich mir einen meiner größten Träume erfüllt habe: Ich bin Fallschirm gesprungen! Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter – die Sonne schien von Himmel, das Meer glitzerte und unter mir der Abel Tasman mit seinen goldenen Stränden. 100 Prozent Adrenalin durchströmten meinen Körper. Ich glaube in diesem Moment wurde mir erst richtig bewusst, wie glücklich ich mich schätzen kann, mein Austauschjahr in Neuseeland zu verbringen. Doch dieser Adrenalinkick sollte auf unserer Tour nicht der Letzte sein. Wir sind die Westküste abgefahren, unterwegs haben wir viele Stopps gemacht. Geschlafen und gespeist haben wir in kleinen Motels oder auf Zeltplätzen.
Die Westküste ist von beeindruckenden National Parks gekennzeichnet. Glücklicherweise hatten wir einen tollen Guide, der uns die einheimischen Pflanzen näherbrachte. Die Höhlenwanderung war ein weiteres Highlight auf unserer Tour. Eine kleine Überraschung gab es für alle, die Tiere mit acht Beinen lieben – für mich also eher weniger.
Meine Freude über die kleinen Krabbeltierchen kann man sich sicher vorstellen. Trotz allem Eckel habe ich mich jedoch überwunden, mit in die Höhlen zu gehen – sogar in den sogenannten „Spinnenraum“. Dies ist ein circa sechs Quadratmeter großer und fünf Meter hoher Raum. Ich bin froh, dass mir keiner vorher mitgeteilt hat, wie viele Spinnen wirklich in diesem Raum sind, denn sonst wäre ich bestimmt nicht mitgegangen. Letztendlich habe ich es allerdings gemeistert. Wiederholungsbedarf existiert jedoch nicht.
Unsere Reise führte uns weiter nach Queenstown. Die Stadt erinnerte mich mit ihren Bergen und Ski Shops ein wenig an Österreich. Die Stadt sprüht nur so vor Möglichkeiten, sich in der freien Natur zu betätigen. Beispielsweise sind wir Jetboot auf dem Fluss Kawarau gefahren und mit einem Helikopter zum Rafting geflogen. Ich bin noch nie in meinem Leben Helikopter geflogen – es war ein irres Gefühl. Beim Rafting hatten wir eine Menge Spaß mit unserem Maori Guide. Zwischendurch konnten wir schwimmen gehen und uns vom Wasser treiben lassen, wenn es die Strömung zuließ. Einen unglaublichen Ausblick gab es von der Gondel aus, ins Tal sind wir mit der Luge gekommen. Von Queenstown ging es auf zu einem meiner größten Abenteuer: die viertägige Wanderung auf dem Milford Track. Vier Tage Natur pur! Anfänglich wurden die Nahrungsmittel zum Tragen auf alle Beteiligten verteilt, denn wir haben uns selber versorgt. Geduscht wurde im Fluss.

Wenn wir unterwegs mal richtig ins Schwitzen kamen, konnten wir von den Brücken in das glasklare  Wasser springen. Es waren vier wundervolle Tage mit unglaublich tollen Leuten! Wir sind noch mehr als Gruppe zusammengewachsen und haben uns gegenseitig angespornt, wenn es mal nicht mehr weiter ging. Zum Glück regnete es die letzten zwei Tage durchweg in Strömen, denn somit war es uns möglich, hinter den größten Wasserfall der Tour zu laufen. Das Gefühl ist unbeschreiblich: Man steht hinter einem riesigen Wasserfall, schaut nach oben und sieht das Wasser auf sich zu brausen. Adrenalin pur! Doch wie sehr wir uns trotz des atemberaubenden Anblicks alle auf eine warme Dusche in Queenstown gefreut haben, kann man sich sicherlich auch vorstellen.
An dem Tag als ich von meiner Südinseltour zurückkehrte, hatte ich auch direkt meine große Präsentation über Deutschland und mich zu halten. Es war ein voller Erfolg, was aber vielleicht auch an meinem selbstgebackenen deutschen Brot lag. Die Tage danach habe ich mit Marie – eine französische Austauschschülerin – in Greymouth an der Westküste verbracht.

Die letzte „Orientation“ mit den „Outbounds“ war in Kaikoura und die „Inbounds“ haben Wale beobachtet. Mir wurde auf offener See schrecklich schlecht, doch es hat sich gelohnt. Wir haben einige Wale gesehen und sogar Delfine sind neben unserem Boot mitgeschwommen.

Ich muss gestehen, dass ich über das Wetter an Weihnachten ein wenig enttäuscht war. Bereits zur Mittagszeit fing es an, zu regnen – und es wurde kalt und grau. Nichts mit dem erträumten Weihnachtspicknick am Strand.
Trotz allem war es eine tolle Erfahrung und es gab fantastische Geschenke am 25. Dezember. Ich habe einen Weihnachtsmann in Badeshorts, ein selbstgeschriebenes Kochbuch mit traditionellen Kiwirezepten und viele kleine andere Lieblichkeiten bekommen. Meine Mama war so lieb und hat mir aus Deutschland Stollen und Räuchermännchen als Weihnachtsgeschenke für meine Gastfamilien geschickt. Es haben sich alle sehr gefreut, auch wenn mir die Räuchermännchen an den lauen sommerlichen Abenden ein wenig Heimweh nach einem winterlichen Weihnachten brachten. Ich muss gestehen, dass ich das langweiligste Silvester in meinem ganzen Leben hatte. Ich war mit meiner Schweizer Freundin Charlotte und meiner Gastfamilie bei Freunden eingeladen. Ich dachte: „Wow cool, party!“ – doch weit gefehlt! Es sind viele bereits vor Mitternacht verschwunden und mir und Charlotte wurde so langweilig, dass wir einen Film schauten. Mitternacht wurde kurz gratuliert und dann ging es ab nach Hause.  Es war eine interessante Erfahrung, aber noch einmal möchte ich so ein Silvester nicht erleben.

Meine zweite Gastfamilie hat mich und eine Freundin nach Akaroa in ihr Ferienhaus eingeladen. Es war perfekt, um die Familie kennenzulernen, denn wir hatten Zeit und konnten unsere Ferien genießen. Im Hause Bush wieder angekommen, haben wir Louise vom Flughafen abgeholt. Sie war im Zuge eines Austauschs für ein Jahr in Chile. Außerdem kam Emma, meine Schwester in der ersten Gastfamilie, aus Deutschland wieder. Mit großer Freude, dass alle Familien wieder komplett sind, ging es auf zum Campen. Heißt: Neun Frauen und Grant, mein Gastpapa, sowie Jack, der Hund. Man mag es nicht glauben, doch der Urlaub war entspannend für alle. Wir hatten jede Menge Spaß!

Trotz sommerlichen Temperaturen am Tag wurde es in den Nächten bitterkalt – und ich habe alles angezogen, was sich finden lies. Warm und kuschelig eingepackt habe ich mir mitten in der Nacht meinen Schlafsack genommen und draußen geschlafen. Dieser Sternenhimmel war atemberaubend schön! Ich habe direkt unter der Milchstrasse geschlafen. Am Morgen wurde ich von den ersten Sonnenstrahlen und dem Gezwitscher der Vögel geweckt.
Harriet, meine älteste Schwester der ersten Gastfamilie, bekam Besuch von einem Freund. Dieser nahm uns sieben Mädels nachts auf eine Geländefahrt im Landrover mit.
Viele Familien besitzen Landrover, so auch meine erste Familie. Es macht unglaublichen Spaß, mit diesen durch Wald, Fluss und Feld zu fahren.
Kaum war ein Woche voller Spaß, Schwimmen, Rad fahren und Sterne schauen vorbei, ging es für mich nach Hause – Sachen packen. Mein erster Familienwechsel stand an.

Nun genug von Ferien und wilden Abenteuern – jetzt komme ich zum Ernst des Lebens: Schule. Ich bin nun im 13. Jahrgang und darf somit Mufti – normale Kleidung und keine Schuluniform – tragen. Ich habe mich die ganzen Sommerferien darauf gefreut, doch nun weiß ich die Uniform zu schätzen.
Meine Fächer dieses Jahr sind Mathematik, Tourismus, Maori Kunst Performance, Geschichte, Sport Führung – man lernt Mannschaften zu trainieren – und wieder Outdoor Activity, wo wir dieses Halbjahr kajaken gehen. Die Schule macht mir wirklich viel mehr Spaß als letztes Jahr, was auch an meiner Fächerwahl liegt. Wir unternehmen einige von der Schule organisierte Trips. Zum Beispiel in Outdoor Activity gehen wir mehrfach auf Flüssen für einen Tag kajaken und später gibt es Wandertouren mit Übernachtungen. Mit meinem Geschichtskurs fahren wir nach Akaroa. Als Schüler des 13. Jahrgangs hat man tolle Privilegien, wie beispielsweise einen eigenen Pausenraum mit Kühlschrank, Mikrowelle und vielem mehr. Außerdem haben wir eigene Toiletten. Mit Charlotte und zwei weiteren Freunden habe ich am „Colour Run“ in Christchurch teilgenommen. Wir sind fünf Kilometer gerannt und wurden mit Farbe beworfen.
Wir hatten jede Menge Spaß und es hat sich auf jeden Fall gelohnt – auch wenn meine Haare noch ein wenig pink sind.

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