Argentinien – 1. Bericht von Friedrich

Plötzlich 12 011 Kilometer von meinem Zuhause weg. Für ein Jahr.

Meine Reise begann wie jede normale, noch so kurze Klassenfahrt oder Treffen mit Freunden, außer natürlich das große Packen. Am Nachmittag, eines ruhigen Wochenendes, sagte ich meinen Geschwistern „Tschau, bis dann!“ und fuhr mit meinem Vater zum Flughafen nach Dresden. Die ganze Zeit über wusste ich nicht wirklich, dass ich für ein Jahr wirklich weg sein sollte und dementsprechend viel es mir auch nicht wirklich schwer. Kurz im Lidl beim Flughafen noch ein paar Süßigkeiten für die Reise eingekauft, die ich später eh nicht gegessen habe und dann zum Ort des letzten Abschieds.

Doch es kam ein wenig anders. Angekommen und natürlich verträumt wie ich ein wenig bin, haben mein Vater und Ich den eigentlichen Sitz im Flugzeug, der bei den anderen Austauschschülern sein sollte, umplatziert. Am Ende saß ich die ganze Zeit etwas allein, aber das machte mir nichts aus.

Das Flugzeug hatte Verspätung. Es waren ca. 90 Minuten und der Flughafen war absolut menschenleer. Wir haben uns daraufhin in ein kleines Restaurant gesetzt, Kaffe und Kuchen gegessen. Später leisteten uns noch die Familie und Freunde von Joseph, einem Austauschschüler aus einem Dorf in der Nähe von Löbau, Gesellschaft.

Die Zeit war gekommen und Ich verabschiedete mich von meinem Papa. Meine Mutter konnte leider nicht mitkommen, aber ich verabschiedete mich von ihr noch Zuhause und schreibe ihr ab und an, wie auch meinem Vater und dem Rest der Familie. Josephs Familie blieb noch ein bisschen länger und verabschiedete sich noch mit der ein oder anderen Träne, von ihm.

Der Sicherheitscheck war kein Problem, doch dann drehe ich mich um und sehe, dass Joseph von dem Sicherheitspersonal zur Seite genommen wurde, da er möglicherweise Sprengstoff bei sich hat. Fehlalarm – Joseph kann weitergehen, nachdem er, mit rotem Kopf, hektisch und beschämt, sein Handgepäck zusammengepackt hat. Nach 5 Minuten konnten wir schon wieder darüber lachen. Endlich kam der Flieger.

Viel zu spät in Frankfurt angekommen, mussten wir mit einigen anderen Austauschschülern panisch über den ganzen Flughafen rennen und haben uns dabei sogar kurz verlaufen. Da wir so kurz auf dem Flughafen waren, dachte ich über das Gepäck nach. Ob es rechtzeitig auf das richtige Flugzeug gebracht wurde? Am Ende in Buenos Aires war es jedenfalls ein erleichterndes Gefühl, den Koffer zu sehen. Der Flug war lang und viel Schlaf bekam ich auch nicht, wahrscheinlich lag das daran, dass ich unbedingt die neusten Filme sehen wollte, die ich im Kino verpasst habe.

Der Flughafen in Buenos Aires war laut und voller Menschen. Empfangen wurden wir von einem älteren Herren und seinem Sohn die laut nach uns am Ausgang riefen. Der ältere Herr, sehr freundlich und mit Humor, führte die Schüler, mit Anschlussflieger nach Córdoba, zu einem anderen Terminal und half uns so gut es ging. Wieder warten.

Ankunft in Córdoba. Langsam wollte man ankommen.

Gepäck war an Ort und Stelle, doch meine Familie nicht. Ungefähr 5 bis 10 Minuten wartete ich am Ausgang. Plötlzlich sah Ich eine Frau mit großem gelben Rotaryzahnrad in der Hand und einige andere Leute vom Rotaryclub mit einem Plakat: Friedrich von Kuester… Bienvenidos!!

Ich war sehr erleichtert, als dann Menschen für mich kamen und ein Mädchen auch noch englisch sprechen konnte! Wir setzten uns in ein Restaurant auf dem Flughafen und warteten auf meine Familie. Ich bekam ein paar Toasts mit Käse und Schinken, die hier wirklich oft gegessen werden, und eine Cola. Dann kam meine Familie. Ich glaube es war Ihnen etwas unangenehm zu spät zu kommen. Meine Gastmutter umarmte mich sehr herzlich, meine Gastbrüder und mein Gastvater hießen mich willkommen. Schnell ein paar Fotos gemacht und dann fuhren wir auch schon los nach Villa Maria!

Im Haus „begrüßten“ mich auch gleich die vielen Tiere und mein Gastvater bestand darauf, den Koffer in mein Zimmer zu tragen. Ich setzte mich derweilen mit dem Rest meiner Familie in die Küche und sprach erst einmal die wenigen Sätze spanisch die ich aus meinem Grundkurs kannte. Den Rest der Zeit sprach ich mit meinem ältesten Gastbruder und meiner jüngsten Gastschwester englisch, da diese es fließend beherrschen oder sie übersetzten jeweils auf Englisch oder Spanisch.

Kurz zeigten Sie mir das Haus und luden mich dann auf einen Kaffee in der Stadt ein. Natürlich sagte ich, obwohl völlig müde, ja und ging in die Stadt. Es war ein schöner Tag und dann sagte meine älteste Gastschwester, dass wir heute auf eine Party gehen könnten. Das war mir dann doch zu viel und lehnte dankend ab.

Die ersten Tage waren sofort voller Ereignisse: ein Mädchen von Rotary – Interact lud mich zu ihrer „Quince fiesta“ ein, ich lernte unglaublich viele Menschen kennen, von denen ich sofort wieder die Namen vergaß, jetzt aber gut kenne und lernte wann immer ich konnte spanisch. Probleme hatte und habe ich keine. Schnell konnte ich mich anpassen und bekam keine Schwierigkeiten. Nur als es anfing Frühling zu werden wurde ich leider einige Tage krank, aber das liegt jetzt wieder hinter mir und mein Abenteuer hier kann weitergehen!

Der Start in der Schule war sehr angenehm. Ich kam sofort mit allen ins Gespräch, auch wenn dabei die ganze Zeit der einzige Junge aus meiner Klasse, der Englisch sprechen kann, aushelfen musste. Jeden Morgen bekam ich einen Muffin geschenkt und widmete mich während des Unterricht voll und ganz der spanischen Sprache.

Mittlerweile verstehe ich weitaus mehr und kenne alle ein wenig. Nachmittags gehe ich zu Tennis oder Volleyball, spiele ab und zu mit dem Freund meiner Gastschwester Paddle oder gehe ins Zentrum um mit meinem Gastbruder Juan die anderen vom Rotary – Interact Club zu treffen, welche jetzt meine Freunde sind.

Die erste Orientation mit den anderen Austauschschülern liegt nun auch hinter mir und ich bin froh so viele Leute aus unterschiedlichen Ländern kennen gelernt zu haben.

Ich freue mich auf jeden neuen Tag und hoffe sehr, dass sich meine Sprache weiterhin so schnell verbessern wird.

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