Brasilien – 2. Bericht von Pia

LIEBE OUTBOUNDS,

Eigentlich kann ich nur eine Sache zu dem Austauschjahr sagen: Macht es!

Egal, ob es Höhen und Tiefen gibt – dies gehört nunmal auch zum Leben und ihr werdet daran wachsen.

Ihr werdet in ganz neuen Situationen verzwickt sein, die ihr euch nichtmal hättet vorstellen können, aber am Ende könnt ihr auch einfach so stolz auf euch sein, wenn ihr das alles meistert. Ich finde, das sind dann auch die kleinen Glücksmomente im Austausch, die euch mehr und mehr das Heimweh ersparen. Trotzdem werdet ihr auch ziemlich berauschende Gefühle haben, nehmt sie einfach positiv und macht weiter.

Aber es fängt auch alles damit an, wie eure Gastfamilie zu euch ist und wie ihr zusammen passt. Ihr müsst damit rechnen, das eure Gastfamilie ganz anders tickt als eure eigene Familie. Dann müsst ihr halt das beste daraus machen und wenn es Unstimmigkeiten gibt, auch mal Kompromisse finden. Mal kurz zu mir: Mich hat es sehr gut erwischt mit meiner Gastfamilie. Ich finde keine Worte mehr. Sie geben mir nicht nur ein Zuhause, sondern schenken mir auch ihre ganze Liebe. Wenn ich jetzt daran denke, dass ich bald meine Gastfamilie wechseln muss, werde ich einfach nur traurig, weil ich zu der nächsten Gastfamilie zwar guten Kontakt habe, ich sie schon öfters sehe, aber ich das Gefühl habe, dass ich nicht genauso glücklich sein werde und ich eigentlich garnicht wechseln möchte.

Mal sehen. Immer positiv denken, denn das sollte eigentlich das beste Jahr eures Lebens werden, vergesst das nicht. Seid offen für neue Dinge, aber hängt auch nicht nur die ganze Zeit mit Freunden ab, sondern unternehmt auch was mit euer Familie, denn ihr gehört ab dem Zeitpunkt der Ankunft zur Familie. Wie viel Kontakt ihr zu deutschen Freunden und zu eurer Familie habt, müsst ihr selber einschätzen, was euch gut tut. Aber verbringt nicht die ganze Zeit mit langen Telefonaten und Co.

Auf jeden Fall würde ich euch empfehlen das ganze neue Essen zu probieren. Also ich liebe ja das Churrasco hier und meine Mama macht auch so super lecker Essen und ich werde das definitiv auch so sehr vermissen.

Ansonsten erlebe ich immer wieder neue kleinen Sachen hier. Allerdings habe ich seit langer Zeit Ferien und meine Gasteltern bekommen keinen Urlaub, deswegen hab ich ziemlich viel Langeweile und ehrlich gesagt nervt mich das schon etwas, weil ich gern die Zeit hier nutzen wollen würde und viel mehr erleben möchte. Aber ich bin meinen Gasteltern nicht böse, weil ich ja auch was mit Freunden unternehmen kann und außerdem sind sie ja nicht verpflichtet mir ganz Brasilien zu zeigen. Allerdings bin ich etwas eingeschränkt und unflexibel hier, weil mein Gastpapa sich sehr um mich sorgt und nicht unbedingt möchte, dass ich mit dem Bus fahre und ein UBER nehme. Andererseits möchte ich mich auch nicht immer rumkutschieren lassen von meinen Eltern, aber es passt alles und ich bin überglücklich hier. In meiner Freizeit treffe ich mich halt mit anderen Austauschschülern, weil meine anderen Freunde irgendwie keine Zeit haben und alle im Urlaub sind.

Dafür mache ich mit meiner Familie einige Tagesausflüge und diese genieße ich sehr. Wir haben auch bei uns Zuhause einige Abende mit Rotariern zusammen und meiner Counselorin. Das finde ich auch schön und mit leckerem Essen.

Wir hatten auch schon unser zweites Inbound-Treffen und da waren wir in Olimpia im Wasserpark und eine Woche davor waren einige von uns Austauschschülern mit dem Interact-Club beim RYLA in Ibitinga. War schon schön, dass wir uns in so kurzer Zeit zweimal sehen konnten.

Ja, die Zeit vergeht und vergeht. Nun ist Weihnachten auch schon wieder vergangen und der Jahreswechsel steht vor der Tür. Das heißt, bald ist Halbzeit für mich. Weihnachten war echt sehr lustig, emotional und anders. Am 24. Dezember war erst meine Gastmama spurlos verschwunden und später dann mein Gastpapa. Niemand von uns hatte einen Plan wie es abläuft an diesem Tag, am wenigstens ich. Um viertel zehn abends sind wir zu meinen Gastcousinen gefahren und später kam dann auch die ganze Familie. Ich fand es schön, dass ich ein Teil der Familie geworden bin, aber dennoch hatte ich mich ab und zu allein gefühlt. Den anderen Freundinnen ging es ähnlich. Weihnachten ist einfach komplett anders gewesen, für jeden für uns. Trotzdem fand ich es echt schön. Um Mitternacht war es echt komisch, weil alle so auf mich zugekommen sind und ´Fröhliche Weihnachten` (Feliz Natal) gewünscht haben. So viel Körperkontakt, aber auch so liebevoll und emotional, weil sie danach alle gebetet haben. Das war ziemlich neu und anders für mich, weil ich nicht religiös bin und es hat mich echt erstaunt. Dann kam der Weihnachtsmann und hat Geschenke an die Kinder verteilt. Ganz große Aufregung bei den Kleinen! Denn die Familie ist sehr groß hier und es somit ziemlich viele Kinder gibt. Die Erwachsenen und Jugendlichen haben zusammen so etwas wie Wichteln gemacht, nur alle Geschenke kommen in die Mitte und wenn deine Nummer dran kommt, darfst du dir ein Geschenk aussuchen. Ziemlich lustig, weil man auch noch die Geschenke tauschen kann. Ansonsten haben wir die ganze Nacht immer gegessen. Um 5 Uhr war ich aber auch voll erledigt und war froh, dass ich endlich mein Bett hatte. Aber am gleichen Tag ist die ganze Familie nachmittags zu uns genommen und wir haben einfach die Reste aufgegessen.

Nun gut, das wärs vorerst. Ich bin so glücklich und stolz. Glaubt mir, das ist eines der allerwichtigsten Jahre die ihr nie vergessen werdet, ich auch nicht, und die euch euer ganzes Leben begleiten.

DANKE

Pia Raddatz

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