USA – 2. Bericht von Sarah

Wieder sind drei Monate vergangen. Die Zeit scheint jetzt nur noch so davon zu rennen. Die Hälfte meines Austausches ist jetzt schon vorbei; ich kann es immer noch nicht so ganz glauben. Ich darf nur noch sechs weitere Monate in diesem wunderschönen Land mit meinen neuen besten Freunden verbringen.

Die letzten Monate hier waren wie die Vorherigen auch, sehr ruhig und entspannt. Da ich in einer wirklich sehr SEHR ländlichen Gegend wohne, gibt es hier nicht allzu viel zu erleben und man muss weite Entfernungen zurücklegen, um mal in die nächste größere Stadt zu kommen. Es fällt mir ein bisschen schwer, jedes mal meine Gasteltern oder Geschwister nach einer Fahrt zu fragen, allein der Tatsache geschuldet, dass ich es von Deutschland aus gewohnt bin einfach den Bus zu nehmen.

Am besten sind natürlich immer die Rotary Wochenenden mit den anderen Austauschschülern. Ich liebe meine Rotary Familie! Selbst wenn wir uns nur sehr selten sehen, durch unsere gemeinsamen Erfahrungen fühlt es sich einfach so an, als ob wir uns schon seit Jahren kennen.

Durch meine Freunde habe ich auch schon viele tolle Städte gesehen, in den USA wie auch in Kanada. Ich war zu einer Geburtstagsfeier in Kingston, wir hatten ein Treffen in Ottawa, der kanadischen Hauptstadt, ein weiteres Treffen in Mont Tremblant, einen Wochenendausflug nach Lake Placid (Olympische Winterspiele 1980) und dann habe ich noch meine französische Freundin in Canton besucht.

Im Oktober fand hier natürlich auch ganz traditionell ein Oktoberfest in der Nähe von Lake Placid auf Whiteface Mountain statt. Es gab Bier, natürlich nicht für mich, Fudge, Maple Candy und ein kleines Festzelt, wo sogar deutsche Lieder gesungen worden. Es war einfach nur lustig! Einmal kurz mit der Gondel zur Spitze des Berges gefahren und wow… ich war zum ersten Mal auf einem der Berge die meine Heimatstadt umgeben und es ist einfach nur wundervoll! Überall grün und so viele weitere Berge, die ich sonst nur aus der Ferne beobachten kann.

Zusammen mit meiner Gastmutti und meiner zweiten Gastfamilie habe ich dann ein wundervolles Wochenende im Wald in einem Jägercamp verbracht. Herbst ist plötzlich doch zu einer tollen Jahreszeit geworden. Alle Blätter in vielen schönen bunten Farben, weites Land, Seen, Kanu fahren, wandern. Es war einfach nur schön.

In den USA wird Thanksgiving, äquivalent zum deutschen Erntedankfest, sehr groß gefeiert. Meine Gastmutti stand 2 Tage in der Küche und hat alles für die Festlichkeit vorbereitet. Die Familien meiner Gasteltern wohnen alle in anderen Bundesstaaten, also haben wir zusammen mit einigen Freunden und Nachbarn gefeiert. Ich habe zum ersten Mal meinen Gastbruder getroffen, der momentan in einem entfernten US-Bundesstaat studiert und extra für dieses Fest nach Hause gekommen war. Es gab viel zu viel Essen, genau so wie es in allen Filmen immer gezeigt wird: Truthahn, Stuffing, Cranberry Sauce, Gemüse und zum Dessert haufenweiße leckere Kuchen, Brownies und Kekse. Ich muss wirklich sagen, dass es hier einfach die besten Brownies und Kekse auf der ganzen Welt gibt.

Und als Thanksgiving vorbei war, ging auch schon die Weihnachtszeit los, Mitte November. Alle Radiosender spielten die ganze Zeit Weihnachtsmusik, Familien fingen an ihre Häuser zu schmücken, Lichter aufzuhängen, Kekse zu backen. Was ich hier wirklich zu schätzen gelernt habe ist die herkömmliche, einfache Weihnachtsdeko in Deutschland. Hier haben manche Leute zehn riesige, drei Meter große, aufblasbare Gummifiguren (Schneemänner, Weihnachtsmänner, Rentiere etc.) in ihrem Vorgarten stehen… wirklich sehr gewöhnungsbedürftig.

Am 9. Dezember war es dann für mich an der Zeit die Gastfamilie zu wechseln. Da ich schon von Anfang an Kontakt mit meiner zweiten Gastfamilie hatte, war der Wechsel ganz entspannt. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich meine neue Gastfamilie liebe. Wir wohnen in einem Wald zusammen mit Großeltern und Tante. Ich habe ein super Verhältnis zu allen, meine Gastschwester und ich sind quasi ein und dieselbe Person. Gleich einen Tag nach meiner Ankunft haben dann meine Gastschwester und mein Gastvater den neuen Welpen für unsere Familie abgeholt. Und wenn man denkt, dass ein kleiner Welpe nicht schon Chaos genug ist, kommt natürlich noch ein zweiter Welpe zu Weihnachten zusammen mit meiner anderen Gastschwester aus Buffalo.

Weihnachten mit meiner Gastfamilie war einfach zauberhaft. An Christmas Eve waren wir in der Kirche zur Messe und sind dann zu unseren Großeltern nach Hause gefahren, haben dort einen kleinen Geschenkeaustausch gemacht und unsere Christmas Sweater bekommen. Der nächste Morgen war natürlich am wichtigsten; Christmas Day war endlich da. Früh zeitig aufgestanden, im Wohnzimmer über dem Kamin unsere Weihnachtssocken abnehmen und auspacken und dann war es endlich Zeit für die großen Geschenke.

Weihnachten war für mich eine wirklich sehr schöne Zeit. Ich hätte erwartet, dass ich Heimweh bekomme, aber dies war überhaupt nicht der Fall. Ich fühle mich in meiner Gastfamilie so geborgen, dass ich gar keine Zeit habe, Trübsal zu blasen und traurig zu sein. Mit meinen Gastschwestern bin ich dann nach Burlington in Vermont gefahren und habe die Weihnachtslichter angeschaut. Wenn man ein schönes und vor allem weißes Weihnachten erleben möchte, kann ich North Country nur empfehlen. Bei wunderbaren -28 Grad Celsius und locker 30 Zentimeter Schnee lässt es sich hier gut leben. Alles sieht aus wie ein Winter Wunderland. Ich habe mittlerweile gelernt, dass es wirklich sehr kalt ist, wenn wir selbst Minustemperaturen in Grad Fahrenheit haben. Das einzige was mir persönlich ein bisschen gefehlt hat, war ein Weihnachtsmarkt.

Was ich euch Outbounds nur raten kann:

Seid offen für viele neue Personen, Traditionen und Sichtweisen. Selbst wenn es mal schwer für euch wird und ihr Deutschland vermisst, redet mit euren Gastfamilien und Freunden. Sie sind die wichtigsten Personen für dieses Jahr und sie werden das auch für immer bleiben. Ergreift selbst die Initiative und lernt neue Personen kennen. Dies ist eine Sache, die mir selbst sehr schwer fällt. Seid offen, ehrlich und verstellt euch nicht. Nutzt dieses Jahr unbedingt aus und genießt es in allen Zügen. Es ist eine einmalige Gelegenheit in eurem Leben, die viel zu schnell vorbeigeht.

Ich hoffe ihr hattet alle ein tolles Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Viele liebe Grüße aus den USA!

Sarah

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