Argentinien – 1. Bericht von Clara

Erste Eindrücke

Das es noch 9 ganz tolle Monate werden, weil es bis jetzt jeden Tag nur besser geworden ist.

Sprache

Ich selbst und meine Familie haben meine Fortschritte schon bemerkt. Ich kam bereits mit Kenntnissen und konnte diese bis jetzt sehr verbessern, beispielsweise die Vergangenheitsformen und die Zukunft. Vieles kommt schon wie von selbst und ich bin sehr optimistisch. Ich hatte jetzt schon 3 Stunden Spanischunterricht und finde diesen sehr hilfreich, auch sprechen hilft mir. Auf jeden Fall hatte ich kein einziges Mal Hemmungen, etwas zu sagen, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob es richtig ist.

Die erste Zeit

Heute vor genau einem Monat bin ich voller Erwartungen und natürlich auch Ängste am Flughafen in Buenos Aires, der Hauptstadt Argentiniens, gelandet. Trotz Gruppenflug habe ich mich wirklich einsam gefühlt und ich konnte auch überhaupt nicht schlafen. Deshalb war ich einfach nur froh, als wir nach einer Stunde endlich von unseren Gastfamilien empfangen wurden. Die ganze Situation war weniger merkwürdig, als ich gedacht hatte und irgendwie war es fast selbstverständlich, mit ihnen zum Hotel zu fahren und zu frühstücken. Dort habe ich auch schon das erste Mal „Dulce de Leche“ probiert, eine Karamellcreme, die die Argentinier wirklich zu allem essen: mit Obst, auf Brot, im Kuchen, mit Pfannkuchen, als Eis oder mit Flan (Pudding). Am gleichen Tag bei einem Cousin meines Gastvaters, der mit seiner Frau am Rand von Buenos Aires wohnt, gab es auch das erste Mal Asado – Fleisch vom Grill, und Chorizo, also Bratwurst, aber viel besser als die Thüringer.

Und dann habe ich das bisher auch jedes Wochenende gegessen, weil es hier einfach selbstverständlich ist, wenn man sich mit Familie oder Freunden trifft. Und jedes Mal wundere ich mich über die Menge an Fleisch, die im hauseigenen Grill, der meist in die Wand eingelassen ist, zubereitet wird. Dazu isst man übrigens Salat und Brot, als Vorspeise gibt es meistens Wurst- und Käseplatten, auch die Nachspeise fehlt nie. Apropos Abendessen – ich habe etwas länger gebraucht, um mich daran zu gewöhnen, dass die Tage hier so lang sind. Wir essen nämlich nachts frühestens um 22 Uhr, aber dafür habe ich mehr Zeit, etwas zu unternehmen.

Zurück zur Ankunft. Am zweiten Tag sind wir mit dem Auto die etwa 8 Stunden vom Osten Argentiniens, wo sich Buenos Aires befindet, in die benachbarte Provinz La Pampa gefahren. Nah der Grenze zu der Provinz Cordoba im Norden von La Pampa lebe ich in der Kleinstadt Realico, die etwa 10.000 Einwohner hat. Am ersten Tag habe ich sie nur im Dunkeln gesehen und mir ist besonders aufgefallen, wie schön warm und gelb das Licht der Straßenlaternen ist. Und da hatte mich die Stadt schon. Gleich habe ich gesehen, dass die Plaza, vor allem am Sonntagabend, ein wichtiger Treffpunkt ist. Und generell sind die Menschen viel mehr gemeinsam in den Straßen unterwegs, einfach um sich zu unterhalten. Es gibt hier nämlich nicht so viele Möglichkeiten für junge Leute, etwas zu unternehmen, wie in meiner Stadt in Deutschland: es gibt kein Kino, kein Theater, kein Shoppingcenter und auch weniger Freizeitangebote allgemein, aber dafür hat man eben die Menschen, mit denen man Zeit verbringt. Die Argentinier sind sehr gesellig, und das zeigt sich auch in der Tradition, gemeinsam Mate zu trinken.

Die Straßen in Realico sind ganz streng rechtwinklig angeordnet, so dass es ziemlich schwer ist, sich zu verlaufen. Alle Häuser sind sehr flach, maximal 2 Stockwerke haben sie, sind Einfamilienhäuser und fast lückenlos aneinandergebaut. Besonders die Plaza der Stadt ist sehr grün, aber auch an anderen Orten findet man Palmen, zum Beispiel, wenn man aus dem Fenster meines Zimmers schaut. Was mir auch gefällt ist, dass es ganz viele private Läden, Kioske und Fachwarengeschäfte gibt, zum Beispiel für Stoffe und Bänder, oder eine Art kleiner Baumarkt, und immer gehört der Laden den Eltern oder dem Bruder von irgendjemandem, den man schon kennt. Und auch wenn du auf der Straße unterwegs bist, triffst du immer mehrere Leute, die du kennst. Sogar ich, obwohl ich erst seit 4 Wochen hier wohne. Aber ich habe einfach so viele Menschen kennengelernt in dieser Zeit. Vor allem zu Beginn hat mich meine Gastmutter Claudia immer mitgenommen, um mich ihren Freundinnen und der Familie vorzustellen und ich bin immer wieder so begeistert von der Gastfreundlichkeit, die die Argentinier mir entgegenbringen und der Selbstverständlichkeit, mit der mich alle aufnehmen, ohne aber gleichgültig oder desinteressiert zu sein.

So ist es auch in der Schule. 5 Sekundarschulen gibt es in Realico, das Colegio Secundario Witralen ist eine davon, und zwar meine. Ich gehe hier in die fünfte Klasse, die vergleichbar mit der elften in Deutschland ist, denn hier dauern sowohl Grundschule als auch weiterführende Schule jeweils 6 Jahre. Meine Schule ist auf Naturwissenschaften spezialisiert. Auch das ist hier anders, denn mit der Wahl der Schule wählt man bereits eine Orientierung, was ich in Deutschland erst in der 8.Klasse mit dem Profil getan habe.

Schon vor meinem ersten Schultag, der mitten im Schuljahr war, haben mir einige meiner Klassenkameraden auf den sozialen Netzwerken geschrieben, dass alle schon ganz gespannt auf mich sind, und wann ich denn endlich komme. Und als es dann so weit war, standen schon einige im Gang und haben ganz interessiert geschaut. Im Klassenzimmer angekommen, wurden mir ganz viele Fragen gestellt, hauptsächlich zu mir selbst, also was ich für Sport treibe und welche Musik ich höre. Zum Unterricht ist es an dem Tag nicht wirklich gekommen, dafür haben sie aber ein Picknick mit Choripan (Chorizo + Pan = Wurst + Brot) und anderen typischen Speisen veranstaltet. Das war echt super, aber jetzt bin ich froh, dass ich ein mehr oder weniger normales Mitglied der Klasse bin und auch richtige Freundschaften geschlossen habe.

Dabei hat mir auch geholfen, dass ich schon einigermaßen sichere Sprachkenntnisse hatte. Aber trotzdem war es am Anfang sehr schwer für mich, die Leute zu verstehen. In Gruppengesprächen, wenn alle durcheinander gesprochen haben, habe ich gar nichts verstanden. Und auch wenn mich jemand persönlich angesprochen hat, musste ich fast immer nachfragen. Am Anfang hätte ich nicht gedacht, dass man durch das ständige Praktizieren so schnell Fortschritte macht. Ich habe nämlich keine Möglichkeit, auf Englisch oder gar Deutsch auszuweichen, weil das einfach keiner spricht. Es war und ist wirklich nicht einfach, wenn man nicht mitreden kann und du niemandem wirklich erzählen kannst, was du gerade denkst. Das war aber noch ein ganz anderes Problem. Vor 1-2 Wochen gab es nämlich noch einige Momente, in denen mich der Gedanke an das Jahr, das ich noch vor mir habe, nicht gerade glücklich gemacht hat. Es gab einfach keinen, der mich wirklich gut kannte und mit dem ich über alles reden konnte. Vor allem die Geborgenheit und die Vertrautheit mit den Menschen in der Umgebung fehlen zu Beginn. Jedoch bin ich wirklich überrascht, wie gut ich mich jetzt fühle und für wie selbstverständlich ich alles fast schon nehme, ohne aber aufzuhören, zu staunen. Sowohl der Fortschritt in der Sprache als auch mit den Menschen machen stärker und unheimlich stolz.

Vor 2 Wochen habe ich einmal meinen gastgebenden Rotary Club in General Pico besucht, einer etwas größeren Stadt die etwa 100km entfernt ist. Meine Gasteltern haben mich mit dem Auto hingefahren und im Haus der Jugendbeauftragten habe ich alle wichtigen Dokumente mit ihr überprüft. Danach sind wir zum Meeting gefahren, in dem eigentlich nicht viel passiert ist. Die Fahne des Clubs oder Distrikts und Argentiniens wurden gehisst und außerdem habe ich auch den Wimpel meines Sponsorclubs Rotary Dresden Canaletto an den Präsidenten übergeben. Noch gibt es hier keine Wimpel, aber mir wurde schon einer versprochen, den ich dann als Geschenk mit nachhause bringen kann. An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an alle Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Jugendaustausch von Rotary zu organisieren und zu unterstützen und liebe Grüße an Rotary Dresden Canaletto.

Der Club ist ziemlich klein aber ich habe ein gutes Gefühl, denn die Männer (die Jugendbeauftragte Marcela ist die einzige Frau) waren sehr interessiert und wir haben uns während des Asado sehr gut unterhalten. Außer mir sind noch Marisa aus den Niederlanden und Eloise aus Belgien zu Gast, die beide in Pico wohnen. Bei letzterer habe ich in der ersten Nacht zuhause übernachtet, in der zweiten dann bei Marcela, die mich am nächsten Tag wieder nachhause gefahren hat. In General Pico haben wir uns an einem Abend mit anderen Austauschschülerinnen getroffen, die nicht mit Rotary gekommen sind: 2 Mädchen aus Thailand, eine Italienerin und eine zweite Belgierin. Es war eine sehr schöne Erfahrung, sich auszutauschen, und wir haben ganz brav immer Spanisch gesprochen.

Hier in Realico treffe ich mich eigentlich jeden Nachmittag mit Freunden, wir treiben beispielsweise zusammen Sport, treffen uns bei jemandem zuhause oder draußen und ich kann sogar den Kirchenchor besuchen, was mich wirklich sehr gefreut hat. Außerdem habe ich Freundschaft mit Olivia geschlossen, einer Amerikanerin, die hier freiwillig bis Dezember Englisch unterrichtet. In ihrem Unterricht, der nachmittags in einem Institut stattfindet, konnte ich schon von meinem Leben in Deutschland erzählen und warum ich eigentlich hier bin. Mit Olivia kann ich mich auch super unterhalten, wir machen ähnliche Erfahrungen, aber wenn ich in der Schule bin, hat sie frei, dafür arbeitet sie dann, wenn ich Freizeit habe. Auf jeden Fall sehen wir uns aber Samstagnacht in der Disco, die für die Jugendlichen hier (und mittlerweile auch für mich) das Highlight der Woche darstellt.

Für interessierte Leser schreibe ich zusammen mit Freundinnen, die ebenfalls ein Jahr im Ausland verbringen, einen Blog. Dort gibt es unter anderem mehr über die Schule und Fiesta hier zu lesen. www.dresdenandtheworld.wordpress.com

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