Taiwan – 1. Bericht von Maria Anastasia

Man darf sich vorstellen:

Ein 16-Jähriges Nervenbündel mit verschmierten Mascara, viel zu viel Handgepäck, plus Kuscheltierchen, welches sie seit ihrem 8. Geburtstag auf jede Reise mitnimmt, mit der Boarding Karten in der einen und der Hand ihrer lieben Mutter in der anderen.

Das war der Anfang von meinem einzigartigen Auslandsjahr.

Ich muss ehrlich sein. Ich hatte sehr genaue Vorstellungen von der sogenannten Flughafenszene… Viele Emotionen, die engsten Familienmitglieder und Freunde und ich, wie ich meiner besten Freundin die Tränen aus dem Gesicht wischen muss. Die Realität sah anders aus. Wir waren ziemlich spät dran und es gab Probleme beim einchecken…aber das war noch nicht alles.

Mein Koffer (32 kg) musste aufgemacht werden, weil sich darin Feuerzeuge befanden…Naja, vielleicht waren deutschlandfarbige Zippo´s nicht das beste Gastgeschenk, aber, wenn man Geschenkkörbe zusammenstellt, kommt man halt auf Ideen und haut alles passende zum Thema Deutschland rein. Und selbstverständlich riss dabei der Reißverschluss und alles purzelte raus. Haha, selbst der Gedanke an diese Szene erheitert mich jetzt noch.

Nachdem mein Koffer (für dessen Zusammenhalt nur noch Duck Tape und ein Seil zuständig war) endlich eigeladen wurde, fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen. Ich befand mich endlich auf dem Weg. Und eins stand fest. Es konnte nur noch besser werden.

In Taiwan angekommen, wurde ich von einer großen Rotary Menge überrascht und in Empfang genommen. Ich liebe meine Gastfamilie sehr und kenne meine zukünftigen Gastfamilien auch schon sehr gut und deren Austauschtöchter.

Martha (Mexico), Michelle (Brasilien) und Araya (Thailand) sind mein großes Glück hier. Unsere Eltern gehören alle dem gleichen Rotary Club an und sind befreundet. Wir unternehmen sehr viel zusammen und jeder kann nur Gutes über seine Gastfamilie berichten.

Dieser Umstand ermöglicht uns sehr viel, denn wenn eine der Familien etwas unternehmen möchte, nimmt sie eben gleich all ihre zukünftigen Töchter mit. Dadurch konnte ich zum Beispiel schon nach Taipei reisen und bis Ende 2016 sind noch weitere 4 Wochenendtrips mit Übernachtung geplant.

Mein Gastvater ist ein sehr beschäftigter Mann und ist meistens auf Geschäftsreise in Europa oder Asien. Aber auch das hat Vorteile, denn wenn er zum Beispiel nahe Deutschland unterwegs ist, sind die Versandkosten von Paketen aus der Heimat natürlich viel niedriger.

Meine Familie kann dann die Päckchen an die Hotels meines Gastpapas senden. Man könnte denken, dass mir besonders viele emotionale Sachen geschickt werden, wie zum Beispiel Liebesbriefe, die vor Vermissen nur so triefen oder kleine Kuscheltiere, die in der Nacht meine Tränen trocken sollen. Aber tatsächlich werden mir nur massenweise 5- Minuten Terrinen geschickt.

Meine Familie kennt mich eben. Denn der einzige Tag an dem bei mir hier Tränen flossen, war jener, als ich auf die Idee kam mir hier die Haare zu färben. KEINE GUTE IDEE. ICH WIEDERHOLE. KEINE GUTE IDEE. (Und nein, ich werde keine Beweisfotos schicken.)

Denn sonst läuft hier alles herrlich gut.

Ich habe bereits viele Freunde gefunden und die anfängliche „Oh mein Gott! Die Austauschschüler sind hier! Ahhh! Ich brauche sofort ein Selfie mit ihnen und muss sie umarmen“- Phase der Mitschüler schwächt auch langsam ab. Und auch wenn die Schule hier sehr anstrengend ist (10 Stunden), habe ich mir genug Freizeit Stunden eigeräumt.

In diesen lerne ich Chinesisch und schreibe an meinem ersten und wahrscheinlich auch einzigen Buch (weil Schei*e, ist das anstrengend), welches ich mir seit einem Jahr vornehme und jetzt tatsächlich umsetze.

Ich kann sehr deutlich spüren, dass ich mehr und mehr im Einklang mit mir selbst bin und bin unendlich glücklich über die Endscheidung Taiwan gewählt zu haben.

Es ist vielleicht nicht das einfachste Auslandsjahr, aber es lohnt sich umso mehr. Rotary, meine Gastfamilie und meine Mitschüler bemühen sich sehr, um mir ein wunderschönes Auslandsjahr zu ermöglichen. Und ich bin gewillt, diese Chance zu nutzen.

All das wäre nicht möglich ohne Rotary, deswegen bin ich umso dankbarer, dass trotz anfänglicher Schwierigkeiten alles so gut funktioniert hat.

Mit liebsten Grüßen aus dem schönen Taiwan

Marie Anastasia Thiemann

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