Argentinien – 1. Bericht von Nina

August. Heute ist der Tag der Abreise, 18.8.2017. Ich kann meine Gefühle kaum in Worte fassen, da ich selbst nicht weiß was ich fühlen soll. Das erste Mal allein in einem Flugzeug – bei Unwetter. (Ganz schön wackelig)

Der Abschied.

Ist der Koffer fertig? Ist alles dabei? Ist er auch nicht zu schwer?? Ich habe ja noch genug Zeit..Fragen über fragen.Es war ein Fest der Emotionen und Gedanken. Glücksgefühle,Trauer…Am Flughafen angekommen. Freude, Aufregung, Ungewissheit und dann waren da auch noch die ganze Familie und Freunde, die aufgeregter, als man selbst waren. Tränen über Tränen und Minuten lange Umarmungen. Durch den Terminal auf ins Abenteuer. Nach einem kurzen wackeligen Flug war ich auch schon in Frankfurt .. Komplizierte Wege und ganz allein zu dem Gate, der mich und 25 andere Austauschschüler auf die Reise in das unbekannte Land schicken wird.

Der Flug.

Der Flug ging schneller rum, als erwartet. Dank der großzügigen Auswahl an Filmen von Papi und Lufthansa. Wäre es nicht so kalt gewesen und weniger schnarchender Typen und schreiender Babys, hätte ich bestimmt ein wenig geschlafen. Buenos Aires erreicht – in dem Bus auf dem Weg zu dem anderen Flughafen – der erste Schreck – !FUCK! WO IST NUR MEIN PASS?? – Nach gefühlter 1 h Suche und helfenden Augen, war er schließlich doch an der selben Stelle wie zu vor. Panikattacke überstanden und ab zum Check in. Nun hatten wir 9 h Aufenthalt.. Die Ersten waren in den Fliegern oder evtl. schon bei ihren Gastfamilien. Nach 8 h ging es durch zahlreichen Kontrollen zu unserem letzten Gate. Dann das nächste Schreckens-Abendteuer. „Excuse me, do you speak english?“ „Yes, so so. How Can I Help You?“ „Can we go outside for taking air and go back again to the gates?“ „Sure.“ Wir dachten uns nichts dabei, ließen unsere Sachen gut verstaut bei den anderen und gingen kurz nach unten um Luft zu schnappen. Anschließend wollten wir wieder hoch, doch da kam uns schon ein empörter Mann mit Waffe und Schutzanzug entgegengestürmt. „Prohibida la entrada“ „Inges ??“ „NO! Español. Prohibida la entrada!!“ Keine Ahnung was der von uns will. Nach langer Suche fanden wir eine nette Dame, die einigermaßen englisch gesprochen hatte, und uns erklärte das wir komplett außen rum durch die Kontrolle wieder mussten, um zu unseren Gate und Koffern zu kommen. An der Kontrolle angekommen fiel mir auf, dass ich doch mein Geldbeutel mit Bordticket bei den Anderen am Gate hatte. Zum Glück hatte Lisa, das Mädchen, das mit mir gegangen ist ihre dabei. „habla inglés ?“ „No. espanol“ Ein hilfsbereiter Mann bekam unsere Situation mit und konnte zum Glück englisch und spanisch. Noch 20 Minuten bis zum Flug. Lisa ging durch die Kontrolle um mein Bordticket zu hohlen. Jetzt hieß es warten. Noch 10 Minuten bis zum Flug. Aus lauter Verzweiflung rief ich meinen Freund Jack an, um ihn erstmal die Ohren voll zu jammern und meinen Anschiss ab zu holen. 3% Akku und 5 Minuten bis zum Flug. Lisa kam mit den Bordtickets angerannt, wir gingen durch die Kontrolle und zu unserem Gate. Gerade nochmal gut gegangen. Boarding – ab nach Corrientes. Noch 1 1/2 h durch die Luft und ich konnte meine Gastfamilie endlich in die Arme schließen.

Ankunft.

Corrientes, der kleinste Flughafen, den ich bis jetzt gesehen habe. 1,2 Koffer, check. 1 Tasche, check. Zu dritt gingen wir nun durch die Türen des Flughafens und wurden mit Gejubel, Plakarten und netten Gesichtern begrüßt. Alle waren total freundlich, auch wenn man nicht alle verstanden hatte, war ich doch heil froh endlich angekommen zu sein. Dafür das alle gesagt haben, dass der Winter in Argentinien und vor allem im Norden recht warm sein soll, ist und war es doch sehr frisch und windig. Nun waren wir im Auto und gingen erstmal mit zu Toni ́s Gastfamilie, wo uns auch schon Rotex etc erwartete. Nach Chaipa und Tee ging es dann doch endlich nach Hause. Nicht mal richtig angekommen ging es auch schon mit meiner Gastmama und Gastschwester ab ins Einkaufszentrum um Empanadas und Eis zu essen. (22.10 Uhr). *Wenn man nicht den Mut hat das Ufer loszulassen, entdeckt man auch keine neuen Meere/Ozeane* Es waren erste aufregende 2 Wochen !! Mit viel hin und her ! Trauer und Freude! Fortsetzung folgt.

September.

Ich finde den September und das darauf folgende Chaos beschreibt dieser Brief an meine Gasteltern ganz gut. Das große Chaos hatte nach dem Orientation Wochenende vom 15.-17. September begonnen. Am Samstag den 16. September nach einem Spiel habe ich mit einem Rotex gesprochen, um meinen NUR einen Rat zu holen, wie ich mit meiner Gastmama über mein „ Problem“ sprechen bzw. es ansprechen könnte. Darauf hin folgte ein überraschendes Gespräch mit den vor Ort anwesenden Rotariern. BIs zu dem Zeitpunkt, an dem sie mich fragten wer meine Gastfamilie ist, war alles noch in Ordnung. Die fragen waren normal und alles war nicht so schlimm.. Doch als ich dann den Namen meiner Gastfamilie sagten, kam ein erstaunendes „AHHHA“ und die Fragen wurden spezieller und genauer. Ich habe dann im Nachhinein erfahren, dass es anscheinend ein persönliches Problem zwischen meiner Gastmama und dem Chairman gibt, in welches ich eine große Rolle spielen sollte. Ich war praktisch der Köder um meine Familie, wortwörtlich fertig zumachen. Am Tag der Abreise, Sonntag 17. September 2017. Ich wurde 5 Minuten vor der Abfahrt nochmal zu einem Gespräch mit dem Chairman gebeten. „Zum Glück“ war mein Spanisch zu diesen Zeitpunkt noch nicht all zu gut, sodass mir ein Rotex das Gespräch übersetzt hat. Es wurde gesagt, dass ich quasi meine Sachen packen soll, ich aus der Familie „gerissen“ werde und mir der Mund verboten wird noch weiter mit meiner Gastfamilie zu sprechen. Zu Hause angekommen habe ich trotz dem „Verbotes“ erstmal gemeinsam mit meiner Gastfamilie versucht zu sprechen, was aber erstmal ein Stück nach hinten los ging… Darauf hin, um weitere Probleme zu vermeiden, habe ich meine Mama und meinen spanisch Lehrer über FaceTime hinzugezogen. – Um weitere Probleme oder Missverständnisse zu vermeiden.

„Liebe Marcela, lieber Sergio. Mit diesen Brief versuche ich euch meine Situation zu schildern und das Ganze ein letztes Mal klarzustellen. Meine Eltern haben dafür einen professionellen Übersetzter organisiert. Zu erst – ich wollte mit dir, Marcela, bzw euch beiden nach dem Camp darüber reden, ich wusste aber nicht wie ich es verständlich rüberbringen kann. Ich habe mir lediglich Hilfe bzw einen Rat bei Rotex geholt, da ich dachte die waren auch mal in meiner Situation und können mir Tipps geben, wie ich das am Besten anspreche. Ich habe weder ein Problem mit euch oder mit Toto. Ich mag euch sogar sehr und bin wirklich dankbar für alles. Ich wollte lediglich mit euch reden. Ich bin ein Mensch der Probleme anspricht und Sachen erstmal selbst versucht zu lösen – deshalb holte ich mir einen Rat. Ich wurde selbst komplett überrumpelt, dass ich mit den Rotariern darüber sprechen musste. Ich habe es mehrmals auf deutsch und auf englisch wiedergegeben und habe sie auch gefragt, ob sie dies verstanden haben. Darauf hin haben sie es mir auch richtig wiedergeben und nicht so, wie ich es später erfahren habe, wie sie es Mecha wiedergeben haben. Ich wollte Toto sagen, dass ich mich in manchen Situationen nicht wohl fühle bzw ab und an mehr Abstand bevorzuge. Ich finde, man kann auch ohne meine Brüste anzufassen, zu sagen das ich ein schönes T-Shirt oder eine schöne Kette trage. Ich weiß, hier in Südamerika hat man mehr Körperkontakt als zB in Deutschland. Hier sind die Menschen zum Teil herzlicher und „kuschelfreundlicher“. Ich wollte einfach bestätigt haben, ob ich es falsch aufgefasst habe oder nicht. Trotzdem wollte ich es ansprechen, das es mir manchmal etwas zu viel ist, da ich einfach noch fremd bin bzw euch erst seit einem Monat kenne. Ich mag ihn sehr, finde ihn auch sehr lustig, und habe mich von Anfang an gut mit ihm verstanden. Ich weiß und denke auch nicht, dass er das böse gemeint hatte. Ich wollte lediglich Wissen, wie ich es verständlich ansprechen kann ohne das es falsch aufgefasst wird. Ich kann leider nicht nachvollziehen wieso ich dafür zu Rechenschaft gezogen werde, nur weil ich mir einen Rat holen wollte bzw gesagt wird, dass ich quasi alles kaputt mache. Ich kann verstehen das du/ ihr sauer seid, nur kann ich nicht nachvollziehen wieso auf mich. Mir wurde quasi verboten mit euch darüber zu sprechen bzw euch irgendetwas davon zu sagen. Ich wollte nicht einfach gehen ohne irgendetwas davor klarzustellen. Ich wollte nicht die Familie wechseln oder euch Probleme bereiten. Ich verstehe selbst nicht wieso das alles so groß geworden ist. Mir wurde gesagt, dass sie Angst haben, dass das Ganze Ausmaße nimmt, obwohl ich andauernd gesagt habe „ICH WEISS, ER MEINT DIES NICHT BÖSE. Ich war diejenige, die mit euch zuvor reden wollte, da ich es unfair gefunden hätte nicht mit euch zu reden. Ich wollte nicht, dass ihr es von zweiter oder vierter Hand erfahrt und es dann falsch wiedergegeben wird. Das zu dem einen. Der nächste Punkt ist, ich wollte mich mehr in die Familie mit einbringen, da ich mich oft allein gefühlt habe. Ich weiß, du hattest selbst genug um die Ohren wegen deiner Tochter. Doch als du gesagt hattest, man soll quasi keinen Ärger mit dir haben sollte, da du viele Kontakte hast und sonst sehr böse werden kannst bzw alles zerstören kannst .. wusste ich einfach nicht wie ich Dinge oder Probleme richtig ansprechen kann. Ich bin jemand, der versucht es allen recht zu machen, meistens zu mindestens. Ich wollte einfach bevor ich mit euch rede die richtigen Worte finden und mir einen Tipp dafür holen, damit das nicht falsch verstanden wird oder eskaliert. Mir wurde außerdem gesagt, dass Lydia und ich die Familien wechseln müssen wegen Probleme mit unserem Club. Mecha ist anscheinend komplett überrumpelt worden, dass sie ein Conculer sein muss, da sie einer der Wenigen ist, die englisch spricht. Unser Club hätte anscheinend nicht die ausreichenden und erforderlichen Dokumente. Ich möchte jetzt noch einmal sagen, dass ich keine böse Absicht hatte und euch nicht hingehen wollte und deshalb mit euch gesprochen habe. Ich werde aber trotzdem Familie wechseln, nicht weil ich nicht dankbar bin, euch nicht Schätze oder ein Problem mit euch habe. Ich werde lediglich wegen dem Club wechseln und da ich finde das es das Beste für mich und euch ist. Ich habe seit unserem Gespräch das Gefühl, dass ihr mich total missversteht und etwas zwischen uns steht. Ich möchte im Guten auseinander gehen und würde mich freuen, wenn wir trotzdem den Kontakt halten. Ich bin mehr als dankbar für alles was ihr bis jetzt für mich gemacht hab und das ihr mich überhaupt so herzlich in eure Familie mit aufgenommen habt. Ein aufrichtiges Dankeschön für die letzten/ersten Wochen und die bis jetzt tolle Zeit ! Ich würde mich freuen, wenn wir im Kontakt bleiben. Liebe Grüße Nina“

(Natürliche habe ich diesen Brief meinen Gasteltern auf spanisch gegeben und nochmal ein klärendes Gespräch mit ihnen geführt.)

Das war aber nur der Anfang.. Nach dem das Ganze ja noch nicht genug war, wurde ich als Lügnerin dargestellt und Worten in den Mund gelegt. Es wurde auch behauptet, dass es ein Protokoll gegeben hätte, welches ich ANGEBLICH unterschrieben hätte. Das stimmt aber nicht !! In diesem sogenannten Protokoll wurden Dinge behauptet, die ich niemals gesagt habe, wie z.B es wären 9 Menschen in dem Gespräch gewesen ( wir waren 5), mein Gastopa hätte mich täglich sehr stark sexuell belästigt, meine Gastmutter hätte mir gedroht etc. Dies waren ein paar Beispiele , welche mir unterstellt wurden die ich gesagt hätte und angebliche unterschrieben hätte. Es hieß auch ich hätte das Protokoll gesehen und wäre damit einverstanden gewesen. Ich wurde darauf hin zu einer Psychologin geschickt, welche anschließend einen klärenden Bericht mit mir geschrieben hatte. (Im Anhang, leider auf spanisch) Ich habe dann ein paar entspannende Tage bei meiner Conslorin verspracht. Ich bin wirklich froh, dass mein Gastclub, meine Consolerin und auch mein Club,Distrikt, YEO, Herr Furthwängler und die liebe Frau Neumann-Trüb in Deutschland hinter mir standen und noch immer stehen und mir Kraft geben. Vielen Dank !!!! Am 28.09.2017, nun ist das Tag gekommen an dem ich in eine neue Familie nachlangem hin und her komme. Ich habe eine Mutter und zwei liebe Gastschwestern, Sofia (16) und Lucia (13). Ich fühle mich hier total wohl und aufgenommen. Leider kann ich noch nicht viel sagen, da ich noch nicht lange hier bin. BIs jetzt kann ich aber sagen, dass ich endlich in Argentinien angekommen bin und endlich meine innere Ruhe wieder gefunden habe.

Zum Schluss möchte ich mich für die Unterstützung und das schnelle und effektive Handel bedanken. Vor Allem bei Herr Furthwängler, Herr von Schlenk, Frau Neumann-Trüb und Herr von Raben. Vielen Dank.

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