Taiwan – 1. Bericht von Peter

Es ist schwer zu sagen, ob meine Erwartungen an Taiwan bis jetzt erfüllt wurden, denn Taiwan ist vor allem eins: völlig anders als Deutschland. Sprache, Menschen und Kultur bilden einen riesigen Kontrast zum gewohnten Dasein im Heimatland, und trotzdem findet man hier und da doch immer wieder Gemeinsamkeiten.

Vor über einem Monat kam ich am Flughafen Taoyuan an und wurde sofort von meinen Gastfamilien und Rotary mit einer überraschenden Herzlichkeit in Empfang genommen. Schnell wurde mir klar, dass ich in Taiwan unter anderem wegen meiner (in Deutschland völlig normalen) Körpergröße von 1,82m auffallen würde, denn ich war mit Abstand der Größte von allen. Meine Familie hier in Taiwan besteht aus meiner elfjährigen Gastschwester, meinen Gasteltern und meinen Gast-Großeltern mütterlicherseits, die uns ab und zu besuchen kommen. Ich bin mit meiner Familie sehr glücklich: Meine Gastmutter ist sehr fürsorglich und freundlich, während mein Gastvater und meine Gastschwester eher zurückhaltend und vorsichtig, aber dafür umso gutherziger sind. Noch toller wäre es vielleicht, wenn wir ein bisschen mehr gemeinsam als Familie unternehmen würden, aber zum Glück gibt es befreundete Familien, die tatendurstiger sind und mich und ein paar andere Austauschschüler gelegentlich zu Aktivitäten wie Wandern oder traditionellen taiwanischen Festen einladen. So wurde ich zum Beispiel neulich nach der Schule abgeholt und bin nach Toucheng gefahren, wo ich zusammen mit ein paar anderen Austauschschülern auf ein großes traditionelles taiwanisches Festival zum Ende des Geistermonats gegangen bin. Mit meinem Rotary-Club war ich letztens übers Wochenende im zwei Autostunden entfernten Hsinchu auf einer Clubkonferenz mit mehreren Rotary-Clubs. Ansonsten trifft sich mein Club einmal pro Woche zu einer Sitzung und isst anschließend in einem Restaurant zu Abend, wozu ich immer herzlich eingeladen bin und auch gerne daran teilnehme. Wir Austauschschüler hier in der Gegend verstehen uns super und unternehmen gerne ab und zu mal etwas zusammen.

Außerdem gehe ich manchmal mit meinen Mitschülern auf den Night Market oder Billard spielen. Mit ihnen verstehe ich mich recht gut und ich versuche stets, in der Schule möglichst viel mit ihnen zu reden. Da die meisten von ihnen kein dialogtaugliches Englisch sprechen, bin ich dabei leider auf mein Anfänger-Chinesisch angewiesen. Trotz der Sprachbarriere habe ich dennoch schon ein paar Freunde in der Klasse gefunden und verstehe mich mit jedem einzelnen gut. Die Schüler in meiner Klasse sind, wie die meisten Taiwaner, sehr warmherzige und liebenswürdige Menschen, und sind durchaus auch interessiert an mir. Meine Klassenlehrerin kümmert sich gut um mich und erkundigt sich regelmäßig, ob ich mich wohlfühle und wie es mir in der Klasse geht (ich kann immer mit einem „sehr gut“ antworten!). Die Schule ist eine Commercial Vocational High School, wodurch ich in meiner Klasse unter anderem Back- und Kochunterricht habe. Wir sind vier Austauschschüler (Brasilianerin, Südkoreanerin, Belgierin und ich) an meiner Schule und haben gemeinsam zweimal pro Woche Chinesischunterricht, einmal pro Woche Kulturunterricht und einmal pro Woche Kalligraphieunterricht. Unsere Chinesischlehrerin ist eigentlich eine Englischlehrerin und ziemlich kompetent, weswegen wir in einem zügigen Tempo sowohl Sprechen als auch Schreiben und Lesen lernen. Ich kann bei mir selbst deutliche Fortschritte feststellen und hoffe, dass ich die Sprache schon bald noch besser verstehe. An den Schulalltag in Taiwan gewöhnt man sich schnell, und von Tag zu Tag fühle ich mich hier mehr zuhause.

Vielen Dank, dass Ihr mir diese Möglichkeit gebt!

Schreibe einen Kommentar