Chile – 4. Bericht von Sophia

Jetzt, da mein Austauschjahr langsam dem Ende zu rückt, wird mir klar, dass das Jahr genauso enden wird wie es anfing- Mit dem Abschied von seiner Familie, seinen Freunden, seiner Heimat und zugleich mit dem Beginn etwas Neuem.

Immer mehr sehnt sich mein Herz nach dem Wiedersehen meines Zuhauses in Deutschland, und schmerzt mit jedem Tag mehr, in dem das Ende näher rückt.

Mein Jahr hier in Chile hat mir viel gelehrt: Selbstlosigkeit, Mut, Selbstliebe und ich habe Menschen und deren Kultur kennengelernt, wie ich es anders nie könnte. Ich habe Liebe in einer neuen Familie, neuen Freunden und einem neuem Zuhause gefunden, habe unglaubliche Orte gesehen und bin durch harte Zeiten gegangen.

327 Tage lang, habe ich einen neuen Alltag beschritten, ein neues Leben aufgebaut und neue Erkenntnisse über mich selbst und meine Werte gelernt. Ich habe gelernt, meine Dinge selbst in die Hand zu nehmen, mich ohne Angst vor Leuten zu präsentieren und mich den Umständen anzupassen. Dankbar zu sein für jedes noch so kleine Geschenk, meine Meinung offen zu vertreten und immer das Positive zu sehen.

Es fühlte sich nie fremd an, nie eigenartig, nie falsch, aber wenn ihr denkt, dass dieser Austausch nur aus tollen Erlebnissen und Ausflügen besteht, dann liegt ihr falsch, und es wäre auch nur halb so schön wenn es so wäre. Meine Zeit hier war nicht immer cool, nicht immer erlebnisreich. Manchmal ist es einfach schöner mit seiner Familie zu Hause zu bleiben und einen schönen Abend zu verbringen. Ausserdem gab es auch langweilige Stunden oder Tage, traurige Momente, Zeiten, in den ich einfach nur zurückkehren wollte. Aber so ist es nun mal. Das gehöhrt dazu und das macht es lebendig. Es gibt kein Leben indem alles rosig und schön ist.

Man macht Fehler und die Dinge kommen nicht immer so wie sie sollen ( und auch Schule ist in jedem Land manchmal einfach nur todlangweilig). Dies sind aber auch die Gründe, weshalb sich das Austausch und dieses Leben hier im Ausland so anfühlen, als wäre es schon immer das deine gewesen.

Ein Auslandsjahr ist für mich ein normales,durchschnittliches Leben, mit einer Familie die man liebt und Freunde, die den Alltag um so vieles besser machen können. Gleichzeitig hast du jedoch auch die Reisen mit deiner Outboundfamilie, etwas was einfach einzigartig und unvergesslich ist. Du siehst komplette Gegensätze zu deinem Leben in Deutschland und lernst Dinge aus einem anderen Blickwinkel.

Und auch ohne die Reisen, lernst du viele verschiedene Gegenden und Menschen kennen, mit den du verschiedene Momente teilst.

Meine letzten zwei Wochen brechen an und das Einzige, woran ich denken kann, sind die Dinge, die ich noch machen möchte, Orte, die ich noch sehen will und Tage, die ich noch mit meiner Familie verbringen will. Ich blicke zurück auf Erlebnisse, die ich gemacht habe und Chancen, die ich nicht ergriffen habe.

Ein Tipp von mir: Seit nicht enttäuscht, wenn euer Austausch nicht so läuft, wie ihr es euch vorgestellt habt, wenn es manchmal langweilig ist oder ihr eine schwierige Familie erwischt habt. Gebt nicht auf und versucht jeden Tag mit einer positiven Einstellung zu beginnen. Löst euch von Vorurteilen und Meinungen, die ihr von Dingen habt und versucht vielleicht Mal Dinge, die ihr in Deutschland niemals gemacht oder gegessen hättet. Und zuletzt das aller Wichtigste: Wenn euch eine Chance gegeben wird, ihr eine Präsentation vor vielen Leuten halten sollt, zum tanzen aufgefordert werdet oder beim Karaoke singen sollt, sagt einfach ja. Glaubt mir, auch wenn ihr nicht singen oder tanzen könnt, das Schlimmste ist es, danach darauf zurück zu schauen und dich zu fragen: Was wäre gewesen, wenn…?

Denkt daran, dass dieser Austausch einzigartig ist, EINMALIG, also verschwendet keine Gelegenheit, euch eine Erinnerung zu schaffen.

Sophia Klausnitz – Puerto Varas (Chile)

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