Taiwan – 3. Bericht von Cora

Sieben Monate sind vorbei und vor circa einem Monat habe ich zum ersten Mal meine Gastfamilie gewechselt. Ich hatte ehrlich gesagt etwas Angst davor, weil dadurch, dass ich etwa sechs Monate in meiner ersten Familie lebte, war ich wirklich sehr vertraut mit dieser Familie. Sie hat meinen gesamten Lernprozess im Chinesischen erlebt und besonders mein Gastvater wurde wie ein richtiger Vater fuer mich, der mir bei jedem einzelnen Problem half. Ich hatte Angst, dass es in meinen zwei letzten Familie nicht moeglich ist eine intensive Verbindung aufzubauen, weil ich jeweils nur zwei bis drei Monate dort verbringe. Gleichzeitig konnte ich es aber auch gar nicht erwarten meine neue Familie kennenzulernen und ihr Haus zu sehen. Schon vom ersten Tag an fuehlte ich mich super wohl in deren Wohnung, welche um einiges schoener und groesser ist. Auch mit meinen neuen Eltern habe ich immer Gespraechsthemen, vor allem weil wir Interessen teilen. Besonders vorteilhaft finde ich auch, dass diese Familie direkt neben einer U-Bahn Station wohnt, und ich so noch schneller in die Stadt und in die Schule fahren kann.

Seit dem neuen Semesterstart hat meine Schule auch einige Aktivitaeten fuer uns Austauschschueler organisiert. So haben wir jetzt hin und wieder Kochunterricht, wo wir lernen, wie man taiwanesische Gerichte kocht. Ausserdem gucken wir manchmal einen Film auf Chinesisch zusammen, um so unser Hoerverstaendnis zu verbessern. Ansonsten habe ich in meiner Schule die Moeglichkeit waehrend des Unterrichts in die Bibliothek zu gehen, wo ich in Ruhe meine Hausaufgaben fuer den woechentlichen Chinesischunterricht zu machen. Waehrend des Unterrichts mit meiner Klasse kann ich aber groesstenteils noch immer nichts verstehen. In den dreiwoechigen Winterferien organisierte mein Rotary Distrikt eine Woche voller Kulturunterricht, bei dem uns zum Beispiel beigebracht wurde, wie man traditionellen chinesischen Tee macht, chinesische Kalliegraphie schreibt oder wie die Religion des Taoismus funktioniert, die in Taiwan relativ verbreitet ist. In den restlichen zwei Wochen habe ich zum einen viel Zeit mit Freunden verbracht, zum anderen wurde aber auch ueber ungefaehr eine Woche chinesisches Neujahr gefeiert. Das bedeutet fuer viele taiwanesische Familien, dass sie in ihre Heimatstadt zurueckfahren, um mit ihren Eltern zu feiern. Meine Familie wohnte aber relativ nah, weshalb wir am Nachmittag dorthin gefahren sind, haben gemeinsam festlich zu Abend gegessen und dann dort die Nacht verbracht. Das besondere am chinesichen Neujahr fuer alle Schueler oder Personen, die eben noch kein eigenes Geld verdienen, ist, dass man die sogenannten roten Umschlaege erhaelt, in denen sich etwas Geld befindet. Diese Umschlaege erhaelt man aber nur von Familienmitgliedern, also Eltern, Grosseltern, und Onkels und Tanten. Auch ich habe einige Umschlaege erhalten, was mich gleich mehr wie ein Teil der Familie fuehlen lassen hat.

Kurz nach den Ferien organisierte mein Distrikt hier einen dreitaegigen Trip in den suedosten Taiwans. Dort ist es verglichen mit Taipei, dass im Norden Taiwans liegt, viel waermer, selbst im Februar waren ueber 30 Grad Celsius. Der eigentliche Zweck dieses Trips war zum einen anderen Austauschschueler aus anderen Distrikten zu treffen, die den gleichen Trip machten und zum anderen, einen weiteren Teil von Taiwans Kultur kennenzulernen: Das Handan Feuerwerk. Dabei werden ausschliesslich maennliche Personen auf einer Erhoehung herumgetragen, waehrend andere vom Boden aus kleine Feuerknaller in die Luft schmeissen. Das mag etwas angsteinfloessend klingen, was es auch ist, aber der Sinn des ganzen soll sein, dass alles Pech wird in Glueck verwandelt. Da diese Prozedur aber sehr Laut war, hielten sich viele Austauschschueler eher fern davon.

Sieben Monate sind nun vorbei, und wenn ich an die vergangenen Monate zurueckdenke, denke ich an glueckliche Momente mit den engsten Freundschaften, die ich in meinem ganzen Leben gemacht habe. Ich bin selbststaendiger geworden und habe viel ueber mich selbst gelernt. Drei Monate habe ich noch bis ich wieder in den deutschen Alltag und die Normalitaet zurueckkehren muss und dafuer bin ich definitv noch nicht bereit. Ich weiss mit Sicherheit dass ich noch das beste aus meiner verbliebenen Zeit machen werde und jeden einzelnen Tag geniessen werde.

Damit verabschiede ich mich mit den besten Gruessen aus Taiwan

Cora

Schreibe einen Kommentar