Argentinien – 1. Bericht von Maria-Caroline

Sehr geehrter Rotary-Club Riesa-Elbland,

es sind jetzt gut 3 Monate in Argentinien vergangen und ich denke, es ist Zeit fuer meinen ersten Quartalsbericht.

Um es kurz zu sagen: ICH LIEBE ARGENTINIEN. Ich habe das erste Mal in meinem Leben eine Entscheidung getroffen, von der ich mehr als 100 Prozent ueberzeugt bin, dass sie in jedem Falle richtig war. Es ist so ein tolles Gefuehl, hier zu sein und die Argentinier kennen zu lernen. Es gibt so viele Unterschiede zwischen den Kulturen zu entdecken, das ist einzigartig.

Ich wohne in Jesús Maria in der Provincia de Cordóba in einem kleinen huebschen Bungalow-Haeuschen mit meiner Familie, die aus meiner Mamita Liliana und meiner 17 Jahre alten Schwester Mailen besteht. Ich habe von Anfang an einen guten Draht zu beiden aufbauen koennen und bin schon laengst vollstaendig als Schwester bzw. Tochter integriert. Meine Mama legt sehr viel Wert auf Familie, so fahren wir jede Woche einmal zu meiner Oma und zu meiner Tante und bekommen oft Besuch von meinen Cousins, die sich sehr lieb um mich kuemmern. Die Familie besitzt einen Campo mit vielen Pferden, wo wir regelmaessig hinfahren und Tagesritte in die Pampa machen.

Ich habe schon in meinen ersten Tagen in Argentinien meine 2. Familie kennengelernt, da meine Mamechi, meine 2. Mama, zufaellig die beste Freundin meiner Mamita ist. Mamechi hat 3 Soehne und ist auch geschieden, was aber nicht wirklich ein Problem ist. Von meinen 3 Bruedern Horacio (22 Jahre), Andres (16 Jahre) und Federico (14 Jahre) bin ich von Anfang an begeistert gewesen. Ich verbringe viel Zeit mit ihnen am Fluss oder im Schwimmbad.Gerade am Anfang hat mich meine Familie sehr unterstuetzt. Es mussten einige Sachen organisiert werden, z.B. der Schulbesuch inklusive Schulkleidung und meine Mitgliedschaft im Sportclub, wo mir echt alle mit jeder moeglichen Hilfe zur Seite gestanden haben.

Ich habe in den 3 Monaten eine Menge lernen koennen: vor allem sprachlich. Es ist erstaunlich, wie schnell ich hier gelernt habe, mich in Spanisch auszudruecken. Inzwischen ist sogar telefonieren kein Problem und ich kann meine Sachen selbst regeln. Seit ein paar Wochen besuche ich einen Spanischkurs in meiner Stadt, der mir helfen soll, mich grammatikalisch zu verbessern. Ich habe mir naemlich fuer das naechste Jahr vorgenommen, ein internationales Examen abzulegen, um ein weltweit anerkanntes Zertifikat zu bekommen- wer weiss, wo fuer es spaeter mal nuetzlich ist.

Zu meinen neuen Erfahrungen gehoert u.a. auch das Essen. Oh mein Gott, ich liebe das Essen hier. Meine Mama kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als ich in meinen ersten Wochen nicht genug von Asado, Empanadas und Milanesa bekommen konnte. Meine Mama kann echt sehr gut kochen. Inzwischen ist auch die 1. Aufregung mit dem Essen verflogen und ich bin inzwischen dabei, an meiner Bikini-Figur zu arbeiten und meine 7kg wieder runterzukriegen. Inzwischen hab ich  das Fleisch ein wenig satt und koche manchmal ein paar fleischlose Gerichte aus Deutschland, die ganz gut ankommen. Jetzt gerade in der Weihnachtszeit habe ich mit Annika, einer anderen Deutschen aus unserer Partnerstadt Mannheim, Plaetzchen gebacken und Gluehwein gemacht. Das war zwar noch nicht ganz wie Weihnachtsmarkt, aber es hatte irgendwie etwas weihnachtliches. Die Argentinier sind zwar das Feiervolk schlechthin, koennen aber nicht viel mit Weihnachten und Weihnachtskalendern anfangen. So waehrte die Freunde der in 5.Stunden muehsam gebackenen Plaetzchen nicht lange, und meiner Schwester hat sie, ohne mit der Wimper zu zucken, in 10min weggeputzt.

Um ein wenig Kontakt am Anfang zu finden, bin ich in einen Sportclub in Jesús María eingetreten, in dem ich jetzt so gut wie mein 2. Zuhause gefunden habe. Ich habe dort eine Menge Freunde, mit denen ich viel unterwegs bin. Anfangs konnte ich mit der Maedchenmannschaft trainieren, die sich aber im Laufe der Zeit mehr und mehr aufgeloest hat, bis letzten Endes auch der Trainer keine Lust mehr hatte und gegangen ist. Jetzt trainiere ich bei der Maennermannschaft mit und habe dort eine Menge Spass. Am Donnerstag treffen wir uns alle und feiern Jahresende mit, natuerlich, Asado und einem Becher Mate. Jetzt ist in Argentinien Hochsommer und die Alianza pausiert fuer eine Weile, so dass ich mich wahrscheinlich in einem Fitnessstudio eines Freundes anmelden werde, um nicht ganz aus der Uebung zu kommen.

Mein bester Freund spielt Basketball in meinem Sportclub. Ich bin bei so gut wie jedem Spiel dabei und gehoere jetzt schon fast offiziell mit zum Team. Letzte Woche haben sie das Finale von der Provincia de Cordóba gewonnen und wir haben zusammen gefeiert.

Ausser dem Basketballteam habe ich meinen Freundeskreis in meiner Klasse. Wir sind 15 Jungs und 5 Maedchen. Mein Kurs ist sehr sehr eng miteinander verbunden. Dadurch, dass Annika und mein Bruder mit mir im Kurs sind, wurde ich mit offenen Armen empfangen und bin inzwischen total akzeptiert und geschaetzt. Einmal woechentlich, auch jetzt, wo ich 3 Monate Ferien hab (die 2. Sommerferien dieses Jahr), treffen wir uns alle am Fluss oder unternehmen was gemeinsam. Das ist immer sehr lustig.

Allgemein ist Schule immer ein Event. Ich bin aus allen Wolken gefallen, wie es in den Schulen in Argentinien zugeht. Mein Kurs hat die Lehrer vollstaendig in der Hand und nun ja, wir machen halt was wir wollen. Das faengt beim Essen im Unterricht an…und endet oft damit, dass wir die letzte halbe Stunde (eine „Doppelstunde“ geht 60 min) im Schulgarten sitzen und Musik hoeren, tanzen, diskutieren und und und… Und das bei einem Traumstundenplan von 7.45 bis 12.30 inclusive 1h Pause. Gut, ich kam mir irgendwann ein wenig unterfordert vor und habe angefangen, den Buecherschrank meiner Schwester durchzukramen Ich habe schon ein paar Buecher gelesen und sie mehr oder weniger verstanden.

Jetzt hab ich aber Ferien, was ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge betrachte. Ich bin sehr traurig, dass die Abschlussklassen unsere Schule verlassen, weil ich in den letzten Schulwochen viel mit ihnen unternommen habe und die Theaterstunden bereichern durfte. Aber es ist auch schoen, jeden Tag bis um 12 durchzuschlafen und sich vom Nichtstun auszuruhen. Ich werde im Februar meine Familie wechseln, worauf ich mich sehr freue. Ich wohne momentan noch am Rande der Stadt und bin viel mit dem Taxi unterwegs, was sich dann zum Glueck aendern wird. Das Haus meiner Mamechi ist genau im Zentrum.

Einmal monatlich nehmen wir an den Rotarytreffen teil. Wir sind 4 Austauschschueler in Jesús María: Mathias Krogstadt aus Norwegen, Coco Lee aus Kanada, Annika und Micky aus Deutschland. Seit der Suedreise im Oktober unternehmen wir viel miteinander und haben auch einen guten Draht nach Cordóba zu den anderen Intercambios. Mein Rotaryclub ist eigentlich ganz in Ordnung, jedoch koennen wir uns alle nicht mit unserer Counsellerin identifizieren. Wir werden oft nicht informiert, wann die Treffen sind und muessen viel Eigeninitiative ergreifen. Auch versuchen wir, unsere Probleme gleich mit dem Praesidenten abzuwickeln, anstatt den Umweg ueber Beatriz zu gehen.

Nun ja, aber wir sind in Argentinien. Es geht alles ein wenig langsamer. Was halt jetzt nicht wird, koennen wir ja morgen erledigen. Mit dieser Philosophie haben wir 2 deutschen Maedels noch so unsere Schwierigkeiten. Wir muessen viel warten, weil wir bei jedem Treffen garantiert immer die ersten sind, die ankommen. Aber ich schaetze, es wird nicht mehr lange dauern und wir werden uns auch da irgendwie anpassen.

So weit so gut… Ich wuensche Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest, viel Schnee und Prost Neujahr.

 

Maria-Caroline aus Argentinien
Maria-Caroline in Argentinien
Maria-Caroline in Argentinien
Maria-Caroline in Argentinien
Maria-Caroline in Argentinien

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