Canada – 1. Bericht von Lina

Erster Quartalsbericht von Lina Glaser aus Canada (Host Club 70

Erster Quartalsbericht von Lina Glaser aus Kanada – Host Club 7090 – Niagara Falls

27. September 2008

Liebe Rotarier, liebe Freunde und Bekannte,

hiermit melde ich mich aus dem wunderschönen Kanada. Mein Auslandsjahr hätte nicht besser beginnen können:

Am 19. August ging es los vom Dresdener Flughafen. Der Abschied war natürlich sehr schwer, aber irgendwann muss man schließlich ins Flugzeug. Von Dresden nach Frankfurt bin ich 45 min geflogen. Der Frankfurter Flughafen ist riesig. Ich bin bestimmt eine Viertelstunde von A35 nach B45 gelaufen. Dort habe ich dann die anderen Rotary-Austauschschüler getroffen, die auch nach Toronto flogen. Sie waren alle natürlich genauso aufgeregt wie ich und dann folgten 7 Stunden Flug. Meine Nachbarin musste noch nach Charlottetown weiterfliegen und hatte noch etwa 5h Wartezeit vor ihrem Weiterflug!

Nach dem langen Flug bin ich sehr müde, aber auch sehr aufgeregt auf dem Flughafen in Toronto angekommen. Man hat irgendwie schwer zu beschreibende gemischte Gefühle.

Der erste Schock war die Kontrolle, wo ich gefragt wurde, ob ich „Schgrts“ dabei hätte. Nach dem fünften Mal Nachfragen (nicht übertrieben!!) verstand ich, dass sie mich nach “cigarettes” fragte und ob ich sonst noch etwas einführen wolle wie Alkohol – natürlich nicht! Dann musste ich zu einem Ausländerschalter, wo ich meinen ganzen Papierkram vorzeigen musste. Diese Frau habe ich schon besser verstanden. Das Ganze hat ziemlich lange gedauert, weil wir Austauschschüler aufeinander gewartet haben, um nicht allein zu sein. Das war eine gute Idee, denn so konnten wir uns gegenseitig mit den Koffern helfen.
Irgendwann – wahrscheinlich nach einer Ewigkeit – bin ich dann durch die letzte Tür und sah nur noch das riesige „LINA“-Schild und dachte mir: „Ich bin Lina…Ist das für mich?“ Es ging alles ganz schnell. Ich habe alle umarmt und einfach angefangen loszureden. Sie fanden mein Englisch sei sehr gut und schienen überrascht darüber. Dann sind wir 2 Stunden nach Belleville, einem kleinen Ort bei Kingston, gefahren. Im Auto habe ich meine Fotos gezeigt. Auf Anhieb habe ich mich wohl gefühlt, weil alle total lieb waren und mich ausgefragt haben.
Dort angekommen haben wir „chicken wings“ gegessen. Sarah Mae (meine Gastschwester, die 17 Jahre alt ist) ist dann die letzten 100 km gefahren. Als ich im Cottage ankam, war ich so müde, dass ich alles nur im Halbschlaf wahrnahm und dann auch gleich ins Bett gefallen bin.

Der nächste Morgen war irgendwie merkwürdig. Aufgrund des Jetlags bin ich sehr früh aufgewacht und habe so über alles nachgedacht. Das sollte man in der Situation eher nicht tun, denn dann hatte ich ehrlich gesagt schon ein bisschen Heimweh. Aber das war auch das einzige Mal. Denn den Rest des Tages und die ganzen letzten Wochen hatte ich nur Spaß und Abwechselung: Ich war in Kingston, Ottawa und Toronto (aber jeweils nur kurze Zeit). Ich habe alle aus den Cottages rundherum kennen gelernt, war Schwimmen und Wasserski fahren.
Das Cottage ist sehr schön an dem Loughbourough See gelegen. Die ganze Zeit über war es sommerlich, so dass man wirklich jeden Tag auf dem Steg gesessen oder gebadet hat. Meine Gastfamilie lebt den ganzen Sommer über im Cottage. Man muss es sich, wie ein Sommerhaus vorstellen.
Wir haben viel gegessen, aber Donna, meine Gastmutter, hat gesagt, dass sie das auch nur im Sommer tun und im Alltag gibt’s dann weniger.

Die Shoppingmalls hier bieten eine viel größere Auswahl. Irgendwie bekommt man hier alles und das meiste ist zu allem Überfluss auch noch billiger!
Das Haus meiner Gasteltern in Niagara Falls ist riesig, aber mein Zimmer ist wider Erwarten kleiner als mein eigenes, aber das liegt an dem riesigen begehbaren Kleiderschrank. Ich habe viel zu wenig Klamotten dafür! Das Gute ist ja, dass hier echt fast alles billiger ist.

 

Meine Familie ist einfach großartig. Meine Gastmutter ist ganz locker und ich weiß, dass ich ihr wirklich alles erzählen kann und ich frage sie auch alles, was ich wissen möchte. Sie hat mir auch gesagt, dass sie mich zu jeder Zeit überall abholen wird. Für mich ist sie die perfekte Ersatzmutter. Sie arbeitet im “Niagara School Board“. Das ist eine Art Regionalschulamt (Bildungsagentur) von der Region Niagara Fälle, glaube ich.

Mein Gastvater ist sehr an Geschichte und Politik interessiert. Wir hatten schon sehr interessante Gespräche. Er ist der Erste der morgens aufsteht und uns alle mit Frühstück versorgt und ist Arzt in einem Krankenhaus.

Mein jüngerer Gastbruder Gavin ist 13 Jahre alt. Er hat eine wunderschöne Stimme und singt für sein Leben gern.

Robb ist 15 Jahre alt und viel unterwegs. Er ist sportlich sehr aktiv und kommt immer erst spät nach Hause, weil er sich jeden Tag mit seinen Freunden trifft.

 

Hier ist es tatsächlich viel einfacher als in Steina sich spontan mit Freunden zu treffen und man hat auch hier mehr Möglichkeiten etwas zu unternehmen, einem Club beizutreten oder einfach nur Sport zu treiben. Zum Beispiel gibt es hier das wunderbare YMCA-Fitnesscenter. Ich bin dort oft zum Schwimmen. Es gibt davon ein Zentrum in Niagara Falls und eines in St. Katharines. Man kann dort eigentlich alle erdenklichen Sportarten betreiben und es werden jeden Tag Kurse angeboten: Yoga, Tai-Chi, Stepkurse, Indoor Running, Schwimmen, Basketball, Volleyball usw. Außerdem gibt es alle möglichen Sportgeräte, so dass ich eigentlich als „power woman“ wiederkommen müsste 😉

 

Leider ist das Essen hier auch sehr gut, und man kann eigentlich nie hungrig sein. Überall gibt es etwas zum Essen. Allein um meine Schule herum gibt es 10 verschiedene Möglichkeiten etwas zu essen. Außerdem findet sich überall ein „Tim Hortons“, was so etwas wie McDonalds für Süßwaren ist. Viele Leute scheinen hier abhängig von „Tim Hortons“-Kaffee zu sein.

In Deutschland gibt es eigentlich schon alles zu kaufen, aber hier gibt es irgendwie noch mehr. Man hat noch mehr Auswahl, was nicht immer positiv ist.

In meiner Familie wird komplett unterschiedlich gegessen. Meine Gasteltern sind die gesunde Partei – vor allem mein Gastvater. Meine Gastmutter gibt sich Mühe meinem fast-food-verückten Bruder Gavin mit Gemüse zu füttern. Das ist manchmal sehr lustig.

 

Die Schule ist hier richtig gut. Wir haben 4 Unterrichtsstunden, die allerdings über eine Zeitstunde lang sind. Das ist sehr effektiv finde ich, weil der Lehrer mehr Zeit hat. Es ist alles etwas entspannter. Morgens kurz vor der ersten Unterrichtsstunde wird die Nationalhymne gespielt. Dann folgt eine Lautsprecheransage, die die Schüler über aktuelle Veranstaltungen und Sportclubs informiert. Danach um 8.30 Uhr geht der Unterricht los (ich stehe übrigens um 7.15 Uhr auf – das ist Luxus!).
Mein erster und Stammkurs ist International Business („grade 12“). Hier lerne ich sehr interessante Dinge über den Internationalen Handel, Fair Trade und Business. Danach habe ich Englisch. Der Kurs ist ein “grade 11“-Kurs. Die Schüler sind jünger als ich und hauptsächlich Jungs. Ich habe aber nicht gewechselt, weil ich keinen schwereren Kurs wollte.
Um 11.11 Uhr ist Mittagspause bis 11.55 Uhr.
Danach habe ich Mathe mit Mr. Sirianni. Der Unterricht ist super gut und anspruchsvoll. Es macht aber richtig Spaß, weil der Lehrer auch ganz lustig ist und sehr gut erklärt. Mathe auf Englisch ist fast dasselbe wie auf Deutsch. Ich bin echt überrascht, dass ich den Stoff schon hatte, weil es ein universitätsvorbereitender Kurs der „grade 12“ ist.
Danach habe ich Kunst mit Mr. Fernandez. Er sieht aus wie ein typischer Künstler: Lange schwarze Haare und immer sehr leger gekleidet. Er hat meistens hinter jedem Ohr einen Bleistift stecken. Dann sieht er aus wie ein Teufel. Er ist sehr inspirierend.

Im Februar ist dann das erste Semester vorüber. Dann habe ich Sport, Marketing, Französisch und Technical Construction, was man schwer übersetzen kann. Es geht um Architektur.

Nach dem Unterricht kann man verschiedene Sportarten betreiben. Ich habe mich für Cross Country Running und Schwimmen entschieden. Nächtes Jahr werde ich auch Fußball spielen und im Winter wird Ski gefahren!

Ich war auch schon bei einem „football game“. Aber ich fand es ehrlich gesagt etwas langweilig, weil ich die Regeln nicht verstand, und deshalb auch nicht begriff, warum das Spiel alle 2 Minuten für 3 Minuten angehalten wurde. Alle versanken in einer einzigen Staubwolke, die die Spieler sowie den Football selbst umhüllte. Trotzdem hatte ich viel Spaß.

 

Außerdem bin ich im “Interact Club” in der Schule aktiv. Am Samstag haben wir eine Car Wash Aktion organisiert, mit der wir Geld für Wasserfilter sammeln, die einmalig 50,- CAD kosten und eine Familie in Afrika auf Dauer mit sauberem Wasser versorgen.

Außerdem planen wir einen Missionstrip (wahrscheinlich findet der in zwei Jahren statt) nach Indien, um dort Kinder und Menschen, die Hilfe brauchen, zu unterstützen. Sobald ich mehr Informationen habe, werde ich sie dem RC Kamenz mitteilen. Es wäre schön, wenn unter den Klubmitgliedern ein Interesse besteht, dieses Projekt zu unterstützen.

 

Am Freitag der ersten Schulwoche war die große Rotary-„Lobsterparty“ (lobster = Hummer), an der alle Mitglieder des kanadischen Rotary Niagara Clubs teilnahmen. Das waren nicht wenige! Ich habe mit den anderen Mädchen geholfen und „fiftyfifty“-Tickets verkauft. Es ist eine sehr gute Idee Geld zu verdienen. Man verkauft beispielsweise eine Armlänge Tickets für 10 Euro. Die Person, die die andere Hälfte des Tickets, das wie ein Los gezogen wird, hat gewinnt dann die Hälfte des gesamten Erlöses. Auf diese Weise bekam der Rotary Club Niagara 1520,- Dollar mehr!

Mein erstes Rotary-Treffen war sehr spannend für mich. Der Rotary Club Niagara Falls ist größer als der RC Kamenz. Er hat ungefähr 30 Mitglieder, die sich jeden Dienstag zum Mittagessen treffen. Es wird viel gesungen und die Atmosphäre ist sehr freundlich. Ich fühlte mich sofort wohl. Für mich haben sie sogar ein kleines Willkommenslied gesungen.

 

Die erste Inbound Orientation des Distrikts 7090 war in Niagara Falls, so dass ich es nicht weit hatte. Wir haben uns im Touristenareal amüsiert, die berühmten Niagara Fälle besichtigt, unzählige Fotos gemacht und abends viel erzählt und gelacht. Wir sind eine super Truppe. Wir haben Schüler aus Belgien, Frankreich, Taiwan, Japan, Mexiko, Brasilien, Thailand, Ungarn, Schweden, Finnland, Spanien, den Niederlanden und von den Färör Inseln (bei Dänemark).

 

Im Oktober wird die große Distrikt-Konferenz in Hamilton stattfinden. Darauf freue ich mich und auch alle anderen Austauschschüler schon sehr, denn dann sehen wir uns wieder.

 

 

Ich bin sehr glücklich hier in Kanada und sehr dankbar, dass der RC Kamenz mir ein so erlebnisreiches Jahr ermöglicht! Herzlich grüße ich alle, die an mich denken und bedanke mich für die liebe Post und Emails!

Weil sie sich geändert hat (die PLZ war falsch), hier noch einmal meine Adresse:

 

6695 January Drive

Niagara Falls, Ontario

L2J4J4 Canada

 

Email Adresse: lina.glaser@web.de

 

Außerdem bin ich über www.facebook.com erreichbar!

Ich freue mich immer über Grüße und auch Fragen aus Deutschland!

 

Liebe Grüße aus dem wunderschönen Kanada

 

Lina Glaser

 

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