Taiwan – erster Bericht von Greta

 
Ich bin so glücklich ein Jahr in Taiwan, Taipei (der Hauptstadt) leben zu dürfen. Und ich fühle mich so wohl hier. In den ersten Wochen war alles neu, wirklich alles. Alle haben gefragt, ob Taiwan so ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. In Deutschland habe ich versucht, es mir vorzustellen, in einer asiatischen Metropole zu leben, aber man kann sich einfach nicht, eine völlig neue Umgebung mit allem anderen vorstellen. Vielleicht mag es im Traum gehen, aber nicht einfach so. Und auch jetzt noch ist es sehr schwer den neuen Alltag, die Kultur und alles damit verbundene in einem Bericht zu beschreiben.

Ich hatte bis jetzt noch nie Heimweh oder so etwas ähnliches. Klar würde ich mich freuen Brot mit Frischkäse und Tomate drauf zu essen, aber ich vermisse es nicht, weil Taiwans Essen so gut ist. Klar mag ich meine Eltern in Deutschland, doch ich vermisse sie nicht, weil ich hier in einer tollen Familie wohne. Und klar würde ich gerne Zeit mit meinen bekannten Freunden verbringen, aber hier habe ich so viele neue Freunde aus allen Teilen der Welt kennengelernt, von denen ich einige wahrscheinlich einige nie wieder sehen werde, dass ich es liebe mit ihnen Zeit zu verbringen und dadurch meine „alten“ Freunde nicht richtig vermisse. Auch habe ich zum „Heimweh haben“ auch gar keine Zeit. Ich bin hier so gut wie immer busy. Diese Vokabel habe ich in Deutschland im Chinesisch Kurs auch schon gelernt, aber hätte nicht gedacht, dass ich sie so oft hier anwenden werde. Ich glaube, wenn ich wieder in Deutschland bin, möchte ich kein Wochenende einfach nur so zu Hause rumsitzen. Es tut so gut irgendwo hin zu gehen und irgendetwas zu machen. Allerdings verbringe ich hier die meiste Zeit des Tages in der Schule. Von halb acht bis um fünf und manchmal sogar länger. Dann noch der Weg nach Hause (ca. 1,5 Stunden) und dann ist der Tag auch wieder schon fast rum.

Schule in Taiwan ist echt gewöhnungsbedürftig. Hier haben die Schülers jeden Tag Test, Test, Test, …. Zwar sind es alles kleinere Tests mit multiple choice Fragen, aber trotzdem glaube ich sind sie schwerer als man glaubt. Nach der Schule und am Wochenende rennen dann alle zur Cramschool (Nachhilfe), sodass viele meiner Mitschüler meist keine Zeit haben. Trotzdem liebe ich meine Klasse hier. Fast alle sind sehr schüchtern und wirken viel jünger als sie sind. Aber wir haben so viel zusammen schon gemacht. Zum Beispiel haben wir zusammen Weihnachten gefeiert. Die meisten Taiwanesen feiern Weihnachten nicht. Allerdings haben sie überall Plastikweihnachtsbäume und sonst was aufgestellt. Überall hört man Weihnachtsmusik, allerdings fehlt dann Weihnachten. Das ist echt ein komisches Gefühl gewesen. Alle feiern sie anscheinend auf irgendetwas hin, was ihnen nichts bedeutet und was sie nicht feiern. Deshalb steht der Weihnachtsbaum in der Schule auch noch Mitte Januar. Aber mein Heiligabend war trotzdem ein Erlebnis. Das erste, was ich voll cool fand, war, dass ich in die Schule gehen durfte (alle 3 Weihnachtstage). Ich finde es wirklich lustig, ich meine, wer kann das schon sagen, dass er Weihnachten in der Schule war… Abends bin ich ca. 12 Leuten aus meiner Klasse Abendbrot essen und wichteln gegangen. Das Abendessen sah etwa so aus: Mit vier ganzen Hühnchen, Pommes und jeder mit Plastehandschuhen um das Hühnchen zu zerlegen auf einem Sportplatz sitzend. Special, aber ein Erlebnis! So viel zu Weihnachten in Taiwan. Es gäbe noch so viele schöne, lustige und interessante Ereignisse von denen ich berichten könnte, aber ich kann wirklich nicht alles in diesem Bericht zusammenfassen.

Ich glaube, viele Menschen glauben, Chinesisch sei die schwerste Sprache der Welt, die es zu lernen gibt. Aber ich glaube das ist ein Trugschluss. Klar gibt es einige Sachen, die im Vergleich zu den europäischen Sprachen sehr viel anders ist: kein Alphabet, verschiedene Töne, … Aber es gibt auch viele Sachen die es einfacher machen: KEINE Konjugation, Deklination, Singular-Plural, Fälle, … alles das gibt es nicht. Letztendlich muss man nur die gelernten Wörter in der richtigen Reinfolge zusammen fügen. Okay, das klingt jetzt auch schon wieder zu einfach. Denn am Anfang ist es schwer die jeweiligen Töne (4-5) zu sprechen bzw. zu verstehen. Doch das kommt alles mit der Zeit. Ich habe vorher zusammen mit einer guten Freundin, die jetzt auch in Taiwan ist, zusammen einen Chinesisch-Kurs an der VHS belegt. Ich muss sagen, dass ich danach ein echt gutes Gefühl hatte, weil der Kurs echt gut war und alle Grundlagen vermittelt hat. Doch dann in Taiwan angekommen hat man halt dann doch nichts verstanden und konnte nur sagen: Das Wetter ist warm. …. Hier habe ich jetzt in meiner Schule einen Chinesisch-Kurs, wo wir allerdings irgendwie nur Majhang spielen und Filme schauen, also nichts wirklich Chinesisch lernen. Trotzdem hat sich mein Chinesisch glaube ich echt verbessert. Ich unterhalte mich fast nur noch auf Chinesisch. Klar gibt es oft Wörter, die ich nicht weiß, aber dann werden auch die geklärt.

Rotary ist hier mit Deutschland verglichen echt berühmt. Und sie organisieren auch echt viel für die Austauschschüler hier. Wie zum Beispiel die Coming of Age Ceremony (so etwas wie Jugendweihe oder Konfirmation). Jeden Monat muss ich einmal zum Treffen meines Rotary Clubs. Dort muss ich dann auf Chinesisch erzählen, was ich im letzten Monat so erlebt habe. Mittlerweile geht das auch schon auf Chinesisch! In meinem jetzigen Club ist mein erster Gastpapa Mitglied. Ich mag meine erste Gastfamilie wirklich sehr, sehr doll! Mit meiner Gastmama rede ich so viel und wir lachen immer auch! Ich kenne auch schon meine anderen 2 Gastfamilien zu denen ich wechseln werde. Alle drei Familien treffen sich meist einmal im Monat und wir alle machen etwas zusammen. Ich habe bei den anderen Gasteltern auch ein sehr gutes Gefühl.

Es gäbe jetzt noch so vieles mehr zu erzählen. Im nächsten Bericht gehe ich dann vielleicht auf einige Sachen genauer ein.

 
Mit allerliebsten Grüßen von einer kleinen Insel namens Taiwan, Greta

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