Estland – 3. Bericht von Caroline

Sehr geehrte Rotarier, liebe Freunde, liebe Familie,
ich habe mich nun lange nicht mehr gemeldet. Nun kommt mein lang ersehnter letzter Quartalsbericht. Es wird aber nicht das letzte Mal sein, dass ich mich vor meiner Heimreise melde.

Mir geht es sehr gut. Ende April bin ich in die vierte und letzte Gastfamilie gewechselt. Ich fühle mich in der Familie wohl und bin auch ein richtiges Familienmitglied. In der vorherigen Familie hatte ich ja viele Höhen und Tiefen, weil ich mich nicht sehr wohl gefühlt habe. Aber auch die Erfahrung will ich nicht missen, den man lernt auch aus weniger schönen Erlebnissen etwas. Das Leben ist nun einmal so und das ist auch gut so.

Ostern war hier ganz anders. Es wird nämlich fast gar nicht gefeiert. Es werden zwar Ostereier gefärbt, aber das wares dann auch. Man konnte auch keine Schokoladeneier oder -hasen kaufen. Das Osterwochenende war also sehr ruhig und andererseits sehr lärmerfüllt. Viele Esten haben an den drei Tagen – Ostermontag gibt es nicht, oder ist zumindest Feiertag – im Garten, im Haus und am Haus gearbeitet. Am Karfreitag wurde ich von Rasenmähergebrumm, Kreissägenlärm, Bohrmaschinenlärm und ähnlichem geweckt.
Für meine Gastfamilien hatte ich Ostereier gefärbt und Osterbrote gebacken. Ich war Ostersonntag dann noch meine ersten beiden Gastfamilien besuchen. Sie hatten sich sehr über die Überraschung gefreut.

In der Schule ist es etwas stressig, da nun in zwei oder drei Wochen die Schule aufhört. Wir schreiben also noch einmal richtig viele Arbeiten. Aber bald sind drei Monate Sommerferien, die entschädigen für den jetzigen Stress.

Der Höhepunkt der letzten zwei Monate war die Rotary-Charter-Party. Ich dachte erst, dass es für mich nicht so interessant wird und dann kam alles ganz anders. Es wurde zum Tanz aufgespielt und ich musste am Anfang zusehen, wie alle anderen das Tanzbein schwangen. Ich habe dabei die Tanzpaare beobachtet und gesehen, dass der Premierminster Estlands den Cha-cha-cha genauso tanzt, wie ich es in Deutschland gelernt habe.
Den ersten Tanz habe ich mit meinem ersten Gastvater getanzt und dann hat mich doch tatsächlich der Premierminister aufgefordert. Der Tanz war schon voll im Gange und der nächste warein Cha-cha-cha. Den haben wir dann auch noch zusammengetanzt. Die anderen Tanzpaare waren etwas erstaunt, aber die meisten haben sich gefreut und gelächelt. Hinterher haben mich dann noch verschiedene Rotarier zum Tanz aufgefordert und es folgten viele gute Gespräche. Der Abend wurde zu einem der besten, die ich hier in Estland verbracht habe.

Letztes Wochenende waren wir wieder in Finnland, diesmal zur Distriktkonferenz von Rotary. Erstaunlicherweise waren fast alle Reden in Englisch. Allerdings waren auch Leute aus vielen Ländern vertreten. Es waren Gäste aus den USA und Island da. Ausserdem gibt es Finnland Regionen, wo man schwedisch spricht. Und es war dann auch eine grosse Delegation aus Estland da. Wir Austauschschüler haben uns dann in estnisch, finnisch oder schwedisch vorgestellt und haben dann noch einige Sätze zum Thema „Wann man weiss, dass man zu lange in Finnland war“ gesagt. Das waren solche Spasssätze wie, wenn 60 Grad in der Sauna zu kalt sind. Die Nächte waren sehr kurz, aber manche Austauschüler fliegen schon Anfang Juni wieder nach Hause und da hat man sich wohl zum letzten Mal gesehen.
Die Erwachsenen hatten abends noch einen Ball mit grossem Essen, an dem wir Austauschschüler aber nicht teilgenommen haben. Wir Jugendlichen sind dafür drei Stunden über den See gefahren worden und hatten auf dem Schiff ein Büffet. Wir hatten nach der Schifffahrt noch einen Saunabesuch in unserer Jugendherberge. Am Sonntag hatten die Erwachsenen noch vormittags volles Programm, der Vormittag war für uns zum Ausschlafen gedacht.
Es war auf jeden Fall eine gute Erfahrung, solch eine Konferenz mit zu erleben.

Besonders schön war auch der Besuch meines Papas, auch wenn er nur kurz war. Aber ich denke, dass wir die Zeit ausgiebig genutzt haben.

In zwei Wochen habe ich meine Präsentation in meinem Rotaryclub, da bin ich schon etwas aufgeregt. Schliesslich ist alles in Estnisch.

Zum Abschluss noch kurz etwas zum Wetter. Die Sonne geht jetzt kurz vor 4.45 Uhr auf und gegen 21.37 Uhr unter. Jeden Tag verschiebt es sich aber um ein paar Minuten, das heisst, die Sonne geht früher auf und später unter. Wir hatten in den letzten Wochen immer 20 Grad und mehr, zur Zeit ist es kühler und nachts teiweise Frost.

Es gäbe wahrscheinlich noch mehr zu erzählen, aber ich mache jetzt erst einmal Schluss.
Viele Grüsse sende ich Ihnen/euch allen.
Caroline

by Anna-Caroline Haubold

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