Estland – Lapplandreise

Vom 2.12. bis zum 7.12. war die Lapplandtour. Allerdings stimmt das nicht ganz. Ich bin am 2.12. früh um 8 Uhr in Tartu aufgebrochen und mit dem Bus in die Hauptstadt gefahren. Dort wurde ich dann nach langem Warten von den anderen Austauschschülern abgeholt. Dann ging es noch kurz in die Stadt auf den Weihnachtsmarkt und schnell Mittagessen. Danach haben wir unser Gepäck wieder abgeholt und dann sind wir zum Hafen gefahren. Dort warteten schon die restlichen Austauschschüler auf uns. Dann ging es mit der Fähre nach Helsinki. Wie üblich haben wir die langsame Fähre genommen. Da dauert die Überfahrt 3 1/2 Stunden. In Helsinki sollten wir unseren Weg selber zum vereinbarten Treffpunkt finden. Zum Glück gibt es überall Austauschschüler und so wurden wir dann doch abgeholt.

Um 21 Uhr bestiegen wir den Bus. Und dann begann die lange Fahrt nach Lappland. Zwischendurch haben wir immer wieder ein paar Austauschschüler eingesammelt. Insgesamt sind vier Busse nach Lappland gefahren, aber natürlich auf unterschiedlichen Routen. Um Mitternacht haben wir den vorerst letzten Halt gemacht. Und danach war Schlafenszeit angesagt. Der verantwortliche Rotarier für unseren Bus meinte, dass, wenn er schlafen will, wir ruhig sein müssen. Und dann hat er noch ergänzt, dass wir auch schlafen sollen. Und es wurden auch alle Lichter im Bus gelöscht. Es haben dann auch fast alle geschlafen, zumindest war es sehr ruhig im Bus. Um 4 Uhr bin ich vor Kälte aufgewacht. Im Bus war es lausig kalt. Der Stopp um 5.30 Uhr kam allen recht. Die meisten haben sich erst einmal etwas Warmes zu trinken gekauft. Und danach war wieder schlummern oder schlafen angesagt. Gegen 10 Uhr wurde es dann hell und gegen 11 Uhr konnte man einen Sonnenaufgang beobachten. Aber die Sonne stand nur sehr wenig über dem Horizont. Wir konnten die wunderschöne Landschaft Lapplands bewundern. Auch Rentiere sind uns über den Weg gelaufen. Gegen 11.30 Uhr haben wir dann endlich unser Ziel erreicht.

Das Hotel war sehr schön. Aber wir haben eine Zimmerzuteilung bekommen. Und die Rotarier hatten es so arrangiert, dass alle deutschen Mädchen in ein Zimmer kamen und alle Mexikaner zusammen usw. Ich fand das nicht so gut, weil man dann wieder in seiner Muttersprache spricht und meist nur mit den eigenen Leuten zusammen ist. Internationale Zimmer hätte ich besser gefunden. Da lernt man die anderen wirklich besser kennen. Nachmittags ging es dann noch zum Skifahren. Es gab nur eine Piste, die wir fahren durften. Diese war vereist und überall waren Eisklumpen. Es liess sich sehr schlecht fahren und mir hat es nicht gefallen. Abends haben wir in Zelten draussen gegessen. Das war eigentlich ganz schön, aber die Kälte war für die Stimmung etwas trübend. Es waren um 20 Uhr schon -18 Grad. Es galt für alle Abende Bettruhe um 24 Uhr.

Am nächsten Tag konnten wir Skifahren oder Eisskulpturen bauen. Ich war diesmal zum Langlaufen. Es war für mich das erste Mal und es hat mir sehr viel Spass gemacht. Ich wusste gar nicht, dass Langlauf so viel Spass machen kann. Wir sind die Berge hoch und runter. Am Anfang sind wir oft gefallen, aber es tat nicht weh, weil man ja nur eine sehr geringe Geschwindigkeit hat. Nachmittags waren wir in der Sauna und abends hatten wir ein Programm zu gestalten. Jedes Land musste mit einem kurzen Programm das Land vorstellen. Am schwersten hatte es die Argentinierin, weil sie alleine war und auch noch beginnen musste. Die deutschen Jungs haben das Programm für uns aufgestellt? Und was kam raus, wir haben eine Bierwerbung nachgespielt und weil fast alle aus dem Norden Deutschlands kamen, war es ein norddeutschesBier. Wir Mädchen hätten lieber noch ein Weihnachtslied dazu gesungen, aber davon wollten die Jungs nichts wissen. Das Programm war sehr gut und danach haben wir noch einen wichtigen Tanz kennnen gelernt. Um 22.30 Uhr gab es noch einmal Essen. Früh fällt das Aufstehen immer schwerer. Die Nächte werden immer kürzer und somit auch die Anzahl der Stunden, die man schläft, weniger.

Nach einem reichhaltigen Frühstück sind wir dann zu einer Rentierfarm aufgebrochen. Vorher haben wir noch einen Halt in einem Naturkundemuseum gemacht. Dort wurde uns ein Film über Finnlands Flora und Fauna gezeigt. Auf der Rentirfarm haben wir erst einmal ein altes Haus besucht, so wie es früher in Lappland war. Danach durften wir Rentiere mit dem Lasso einfangen, aber es waren nur Rentiere aus Holz, die uns nicht weglaufen konnten. Es folgt wieder eine kleine Diashow über die Tiere und die Nationalgewänder konnten wir auch bewundern. Den Abschluss bildete die Besichtigung der Rentiere im Wildgehege. Die Tiere entlockten vielen Wörter wie „They are so cute!“ oder „Look how sweet they are!“ Nachmittags hatten wir Beschäftigung im Schnee. Meine Gruppe hat mit Schneeschuh laufen begonnen. Das sind grosse blattförmige Plastikscheiben, die aber innen nur wie ein Spinnnetz sind. Mit denen läuft man dann durch den Tiefschnee im Wald, wo keine Wege sind. Auf Wegen wäre es ja auch so einfach. Man kann in den Schnee aber nicht einsinken, weil sich der Druck auf einer grösseren Fläche verteilt.

Wir haben Schweden gesehen. Unsere Hotel war 100 m vom Fluss entfernt und auf der anderen Seite war dann schon Schweden. Später am Nachmittag sind wir dann mit einem Rentierschlitten gefahren. Das war ziemlich lustig und es war angenehm langsam. Für mehr Aufregung sorgte dann zum Abschluss der Besuch der Huskyfarm, wo wir mit Huskyschlitten gefahren sind. Die Hunde waren so aufgeregt und so erfreut uns durch den schnee zu ziehen. Huskies können bis zu 40 km/h schnell werden. Zum Abschluss haben wir noch einen Vortrag bekommen und dann ging es zurück zum Hotel. Abends haben wir den Unabhängigkeitstag Finnlands gefeiert. Für uns „esten“ war es ein bisschen dumm, weil sie viel in Finnisch gesprochen haben und wir dadurch nichts verstanden haben. Eigentlich ist der Unabhängigkeitstag erst am 6.12., aber da wir da schon wieder auf der Rückfahrt waren, haben sie die Feier vorgezogen.

Es war ein Lappe da, der ein paar Lieder gesungen hat und es folgten noch ein paar Worte zu unserer Reise. Hinterher haben wir noch unsere Oldies verabschiedet, dass sind die Austauschschüler, die im Januar 2005 gekommen sind und in den nächsten Tagen wieder nach Hause fliegen. Es betrifft die Australier und die Südafrikaner. Bis spät in die Nacht haben wir noch gepackt. Es wurde auch erst 00.45 Uhr kontrolliert, ob wir auf unseren Zimmern sind. Am nächsten Morgen waren wir immer noch mit packen beschäftigt. Um 9 Uhr haben wir dann das Hotel verlassen. Unser nächstes Ziel war das Weihnachtsmanndorf. Leider hatten wir dort nur 1 1/2 Stunden Zeit. Man kam da richtig in Weihnachtsstimmung, weil überall Schnee war und Weihnachtsmusik dudelte und alles war festlich geschmückt. Aus Lappland habe ich ca. 40 Postkarten mitgebracht. 🙂 Viele zeigen die Nordlichter, die wir leider nicht gesehen haben. 🙁

Nach dem Besuch ging es noch in eine Kantine essen und dann begann die ewig lange Heimreise. Ich war ca. 30 Stunden unterwegs um wieder nach Tartu zu kommen. Es gab nur einen Haken an der Sache, wir hatten alle schon die Nase voll vom Bus fahren nach den ersten Stunden im Bus. Um 3.30 Uhr sind wir in Helsinki angekommen. Wir wussten, dass ein Rotarier uns abholen sollte, aber der kam nicht. Also hat uns eine Betreuerin zu einer Tankstelle gebracht, wo wir hatten warten können. Allerdings war sie so klein, dass wir lieber eine andere Möglichkeit finden wollten.

Wie sind dann also mit ein paar taxis gefahren, die uns zu einem Mc Donalds bringen sollten, das 24 H geöffnet hat. Sie haben uns aber zu einem geschlossenen gebracht. Dann haben wir uns in die Eingangsnische eines Kaufhauses gestellt, weil dort ein Kebabladen um 5 Uhr aufmachen sollte. Wir hätten also noch 1 Stunde warten müssen. Zwei von uns sind dann losgelaufen um einen besseren Platz zu suchen. Wir waren ganz froh, dass die Polizei immer Runden um den Platz gefahren ist. Da konnten sie ein Auge auf uns werfen. Es waren einige komische Gestalten unterwegs.

Die anderen haben zum Glück entdeckt, dass der Busbahnhof um 5 Uhr aufmachte. Da sind wir dann hin und als wir ankamen, hat er gerade aufgemacht. Hundemüde sind die anderen dann eingeschlafen. Ich war diejenige, die Wache gehalten hat. um 7.30 Uhr konnten wir dann endlich zum Hafen fahren, um für die Fähre um 9 Uhr einzuchecken. Wir waren so froh, endlich an Bord zu sein und nach einem kurzen Frühstück haben wir dann alle geschlafen. Diesmal waren die 3 1/2 Stunden viel zu schnell rum. Dann aht uns ein rotarier in Tallinn am Hafen abgeholt und uns zum Busbahnhof gebracht. Im Bus wollte ich eigentlich weiter schlafen, aber ein kleines Kind hat geweint und so war ich die 2 1/2 Stunden in einem Halbschlaf. In Tartu hat mich dann glücklicherweise meine Gastmutter vom Busbahnhof abgeholt.

Zu Hause haben dann aber drei Pakete aus Deutschland auf mich gewartet, das war etwas belebend. Nun noch schnell zu unsere bösen Entdeckung. Unser Distriktcounsellor ist ein Rotarier in Finnland, für uns in Estland haben wir aber noch einen Extrarotarier. Jedenfalls sollte uns unser Consellor in Finnland am 2.12 von hafen ebholen und uns zum Treffpunkt bringen und er war nicht da. Das sehe ich nicht als so grosses Problem an. Aber das andere nehme ich ihm sehr übel und ich denke, wir haben ein Recht richtig sauer zu sein. Der selbe Rotarier sollte uns ja auch auf der Rückreise abholen und uns ins Warme bringen. Wir haben hinterher erfahren, dass er uns in ein Hotel bringen sollte, wo wir wenigstens ein paar Stunden hätten schlafen können. Wir hätten nicht in der Kälte stehen müssen und nicht in einer wildfremden Stadt uns durchschlagen müssen.

Tiit, unser Verantwortlicher in estland, hat mit dem Herrn in finnland mehrmals nach unserer Rückkehr telefoniert und gefragt, ob alles geklappt hat. Da hat der Rotarier jedes Mal gelogen und gesagt, dass alles in Ordnung gegangen sei! Er hat nicht mal gesagt, dass er uns versetzt hat.

Ich muss sagen, ich finde das sehr hart, da der Rotarier seine Aufsichtspflicht verletzt hat. Nun ja, wir haben es alle ohne Schäden überstanden, aber das war deninitiv die erste schlechte Erfahrung die ich in meiner Zeit hier machen musste.

by Anna Caroline Haubold

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