Brasilien – Bericht von Pascal

Sehr geehrte Rotarier, Familie und liebe Freunde,
Nun ist es auch bei mir an der Zeit, einen Bericht ueber mein Leben hier in Brasilien zu verfassen.
Es sind nun schon 3 Monate und einige Tage vergangen, seitdem ich hier in Mococa angekommen bin. Mococa ist eine Stadt ca. 270 Kilometer im Norden von der Metropole São Paulo entfernt und zaehlt mit seinen gut 80.000 Einwohnern zu einer Kleinstadt in Brasilien.

Der Erste Tag in meiner neuen Heimat
Meinen ersten Tag verbrachte ich mit meinen Gastgeschwistern in São Paulo. Nach meiner Ankunft wurde ich nach kleinen Missverstaendnissen vom Flughafen abgeholt und wir fuhren durch São Paulo. Fuer mich war es einfach atemberaubend, denn wer mich kennt, weiss wie sehr ich Grossstaedte liebe und São Paulo gehoert zu den groessten Staedten der Welt. Links ein Hochhaus, rechts eines und dazwischen eine breite Avenida. Alles wird durch Menschenmassen ergaenzt, die sich durch die Strassen bewegen. Es war einfach wahnsinn.
In der kleinen Wohnung von meinen Gastgeschwistern angekommen, gab es erst einmal Reis und Feijão. Feijão ist ein typisches brasilianisches Bohnengericht, das jede Mahlzeit hier ergaenzt. Mein erster Gedanke war: „Hmmm dies jeden Tag? Das wird schwer.“ Doch nach einiger Zeit wurde und ist es eines meiner Lieblingsgerichte. Die restliche Zeit zeigten mir meine Gastbrueder die Stadt und den ersten Platz in São Paulo.
Gegen Abend fuhren wir Richtung Mococa und es wurde eine lange Fahrt, in der ich zum ersten Male auf brasilianischen Boden meine Augen schloss. Doch dies hielt nicht lange an, denn im Auto wurde froehlich brasilianische Musik gesungen. Nicht leise, nein, sondern ziemlich laut. Ca.3 Stunden spaeter kamen wir in Mococa meiner neuen Heimat an. Meine Gasteltern begruessten mich recht herzlich. Meine Gastmutter drueckte mir gleich einen Kuss auf die Wange und mein Gastvater klopfte mir herzlich auf die Schulter.
Mein Haus hier ist sehr schoen. Ich teile mir mein Zimmer mit meinen zwei Gastbruedern am Wochenende. Wenig spaeter ging es gleich zu einer der besten Pizzarias hier in Mococa. An diesem Abend bekam ich schon einen ersten Einblick in die Gastfreundlichkeit und in die Waerme der Brasilianer.

Es war alles sehr neu fuer mich und ich hatte wirklich grosse Verstaendigungsprobleme, denn meine Gastmutter spricht nur begrenzt Englisch und mein Gastvater spricht rein gar nichts. Der erste Monat war wirklich hart, denn ich lernte jeden Tag zu Hause 2 Stunden und konnte mich auch schwer ausdruecken. Jedoch ist diese Zeit vorbei und ich kann nach mehr als 3 Monaten mich sehr gut verstaendigen. Es wird mir auch durch die Aussagen einiger Leute bestaetigt.

Spaeter nach 2 Stunden gings noch in eine Bar, in der ich eine deutsche Austauschschuelerin traf. Sie kam eine Woche vor mir an und ist jetzt eine meiner besten Freundinnen hier. Dazu kommt noch mein Kumpel aus Deutschland Bjoern. Mit ihnen und den Brasilianern hatte ich schon sehr viel Spass und denke dies wird auch in Zukunft so sein. Gegen 2 Uhr setzte meine Muedigkeit ein. Man muss sagen, ich war nach einem langen Flug noch nicht zum schlafen gekommen.

Erstes Inboundtreffen in Holambra
Mein erstes Rotary Treffen hatte ich genau 3 Wochen nach meiner Ankunft hier in Brasilien. Alle Austauschschueler verbrachten ein Wochenende gemeinsam zum „kennen lernen“ in Holambra. Es war wirklich sehr toll, denn es kamen zum ersten Male alle Austauschschueler aus unterschiedlichen Teilen der Welt zusammen. Man knuepfte erste Freundschaften. In diesem Wochenende wollten uns Rotex Brasil und Rotary ueber die Regel des Austausches aufklaeren. Dazu kam noch die Vorstellung von jedem einzelnen Austauschschueler und den verschiedenen Reisen. Mit der Sprache war es noch bei jedem berenzt und wir unterhielten uns nur in Englisch. Ist ja klar, denn nach drei Wochen, ist ja auch noch kein Wunder zu erwarten. Jeder Austauschschueler war aufgeschlossen und ich habe mich von Anfang an mit jedem sehr gut verstanden. Es war richtig toll. Ausserdem haben wir alle uns zum brasilianischen Samba bewegt und ausgelassen getanzt. Ich war wirklich von diesem Wochenende sehr beeindruckt. Alles wurde super organisiert und ich wurde super unterhalten.
Zum ersten Mal am Meer
Das erste Mal fuhr ich mit meinen zwei Gastgeschwistern ans Meer. Meine Familie hat dort ein Appartement. Wir fuhren von São Paulo aus dort hin. Die Entfernung betraegt etwa 250 Kilometer, also recht nahe. Kurz nach dem ueberqueren von einigen Bergen, die sich kurz vor der Kueste Brasiliens befinden, konnte ich schon das Meer riechen. Noch am selben Tag gings ans Meer. Als ich es zum ersten Male sah, dachte ich einfach nur: “ Wahnsinn…“! Es ist komplett anders und nicht zu vergleichen mit der deutschen Ostsee. Der weisse Sandstrand, die vielen Wellen, das azurblaue Meer und die vielen, vielen Palmen. Es war wie im Traum. Ich fuehlte mich so wohl und wollte am liebsten nie wieder weg. Mein Gastbruder Raphael hat sogar noch ein Surfbrett und ich probierte auch dies aus. Jeder der mich kennt, weiss wie sehr ich den Sport mag und mit dem Surfsport kommt ein weiterer dazu. Das Wetter hat auch noch gepasst. Wir hatten 2 Tage lang tollen Sonnenschein und viel Spass. Nach den zwei „kurzen“ Tagen mussten wir schon wieder die Koffer packen und uns auf nach Hause machen. Schade aber es war sicher nicht das letzte Mal.
Die Schule
Seit meinem 4. Tag in Brasilien besuche ich hier die Schule. Es ist eine Privatschule, die mit zu den besten im Staat São Paulo geheort. Vom ersten Tag an gehoerte ich schon zu den Schuelern und zu den Freunden. Es war am Anfang sicher sehr schwer mit den neuen Mitschuelern zu komunizieren, denn es spricht fast keiner Englisch. Zum Glueck hat mir eine ehemalige Austauschschuelerin geholfen. Sie verbrachte ein Jahr in Kanada und konnte fuer mich alles uebersetzen. Es war wirklich sehr schwierig, denn ich verstand ueberhaupt nichts! Rein gar nichts! Fuer mich klang alles „spanisch“ und alles gleich. Jeder sprach so schnell… Aber es war das einzigste Problem. Nach schon wenigen Wochen merkte ich Fortschritte und mein Portguês wurde besser und besser. Ich unterhielt mich abnehmend weniger auf Englisch und versuchte es in Portguês. Wenn auch schwer aber es ging? Nach 3 Monaten verstehe ich fast alles. Ich verstehe die Unterrichtsthemen und kann mit meinen Freunden gut komunizieren. Viele meiner Mitschueler sind sehr Wissbegierig und wollen das ein oder andere Wort in Deutsch lernen. Am Anfang wurde ich immer ueber Deutschland ausgefragt. Meine Meinung zu Hitler und allgemein der Geschichte Deutschlands. Das fand ich sehr interessant. Ich merkte schnell die Schueler hier in Brasilien sind sehr gut aufgeklaert. Ich muss auch wirklich sagen, dass wir werden sehr gut unterrichtet.
Meine Familie
Meine Familie ist super nett. Vom ersten Tag an haben sie mich als ihren eigenen Sohn behandelt und ich wurde ueberall mitgenommen. Ich habe drei Gastgeschwister, die jeweils in São Paulo und in Campinas studieren. Sie sind nur am Wochenende Zuhause aber ich habe schon viel mit ihnen erlebt. Ich war zum Beispiel schon mit allen Gastgeschistern am Meer und besuche sie auch oft in deren Staedte, wenn sie denn Zeit haben. Nun ist es auch bald an der Zeit zum ersten Male meine Familie zuwechseln. Eigentlich moechte ich nicht, denn ich fuehle mich hier so wohl, ich fuehle schon zuhause aber ich moechte die Unterschiede der Familie kennen lernen und da ist es das Beste. Ich kenne die naechsten zwei Familien schon und verstehe mich mit allen sehr gut. Jeder will mich mit auf einige Reisen nehmen und will mir viel zeigen. Das freut mich super, denn ich lerne dann noch mehr von Brasilien, diesem riesigen Land kennen.
Die Sprache
Die Sprache war am Anfang ein echtes Problem. Ich sprach wirklich rein gar nichts und habe dazu nichts verstanden. Zudem spricht selten jemand Englisch. Am Anfang ging es wirklich nur mit Haenden und Fuessen. Meine Gasteltern sprechen auch kaum Englisch und ich habe mich in den ersten Wochen wirklich jeden Tag hingesetzt und gelernt. Das hat mir sehr geholfen. Ich merkte wie es Woche fuer Woche besser wurde. Jetzt verstehe ich fast alles. Klar es sind noch viele Vokabeln, die ich noch nicht kenne aber das ist normal. Viele Leute loben mich auch immer sehr, wie gut ich Português schon spreche und jeder meint ich waere schon laengere Zeit hier. Ich hatte auch schon meinen ersten Português Test von Rotary. Indem habe ich 80% richtig und bin unter den Besten 10. Da war ich super stolz!
Der Fußball
Ein Sport der Brasilianer ist und bleibt der Fussball. Ich staune jetzt noch ueber manche Tricks und Kniffe… Man spielt hier auf einem kleinen Handball Feld mit einem Handball (4 Spieler und 1 Torwart). Wird auch „FUTSAL“ genannt. Man spielt 10 Minuten oder wer zuerst zwei Tore schiesst, spielt auch das naechste Spiel. Sehr schoen! Es sind jeden Tag etwa 5 Teams. Ganz anders als ich es aus Deutschland kenne. Als ich hier ankam und zum ersten Male meine Fussballschuhe geschnuert habe, wurde ich vernascht, ausgenommen und zuboden gespielt. Was mir da gezeigt wurde war wahnsinn. Jeder spielt hier wirklich verbissen Fussball. Vor dem Spiel Freund und im Spiel Feind. Das ist irre… Selbst jeder Mann im Alter von 40 Jahren spielt verbissen und mit Technik. Ich habe schon gelernt und jetzt vernasche ich auch das ein oder andere Mal meinen Gegenspieler. Es gibt auch von meier Schule aus eine Fussball AG Nachmittags.
In den naechsten Tagen mache ich zudem auch noch ein Probetraining fuer meine Stadt Team. Das ist etwa so gut wie mein Team in meiner Heimatstadt(VFC Plauen) aber hat vor einigen Jahren mit dem grossen „FC Corinthias“ mitgehalten. Ich werde immer gefragt was mein Team ist. Es ist sehr schwer. Vom Fussball her mag ich unheimlich FC Santos. Leider hat mein Team letztens 1:7 gegen Corinthias verloren und somit muss ich mir jetzt immer ueberlegen was ich sage. Jeder ist ein anderer Fan und egal was man sagt, alles ist falsch. Dann wird immer gesagt: „Ach wie schlecht, mein Team ist viel besser.“ Das ist lustig! In den naechsten Tagen werde ich auch ein Fussballspiel in São Paulo besuchen.

In meiner restlichen Zeit treffe ich meine Freunde, mache viel Sport(Capoeira, schimme, spiele Fussball,…) Capoeira ist eine Brasilianische Kampfsportart, inder man den Gegner nicht verletzt sondern nur Schlaege antaeuscht. Man „spielt“ praktisch miteinander. Das macht sehr viel Spass. Ausserdem lerne ich jetzt Guitarre. In Deutschland konnte ich mich nie richtig dafuer begeistern aber hier. Es macht Riesenspass.

Mein Eindruck von Brasilien
Brasilien ist ein armes Land aber doch sehr reich an der Lebensfreude der Menschen, an der waerme der Menschen. Ich werde immer sehr offen und nett von neuen Leuten empfangen und begruesst. Die Menschen sind viel,viel froehlicher, als ich es aus Deutschland kenne. Jeder ist Freund und man wird gleich nach den ersten Gespraechen zu einem Abendessen eingeladen. Doch dies ist manchmal nicht Ernst gemeint. Brasilien ist reich an allem, es hat Sonne jeden Tag(am Tag 36 Grad), Fruechte noch und noecher, viele Bodenschaetze, Straende super, super schoen und Menschen mit einem offenen Herz. Ich habe in Deutschland viel gehoert und gelesen, arme Menschen seien gleich schlechte Menschen. Dies bestaetigt sich hier nicht. Arme Menschen sind zum teil viele Male gluecklicher als reiche. Sie leben mit Gott und das stimmt sie froehlich. Es ist fuer mich immer sehr traurig, wenn ich durch São Paulo gehe (fahre) und ich sehe Menschen and en Strassen liegen. Mit alten Decken und Kinder die zu mir kommen und mich fragen: „He, hast du nicht mal 1 Real fuer mich?“, Menschen mit einem Bein, Menschen ohne Zaehne… Man sieht auch den grossen Unterschied zwischen arm und reich. Die grossen Villen und die kleinen Haeuser.

Ich wollte mich nocheinmal recht herzlich bei allen bedanken, die mir diesen Austausch ermoeglicht haben. Es ist eine einmalige Chance im Leben und ich bin uebergluecklich diesen Austausch machen zu koennen. Vielen Dank Rotary, mein Rotaryclub Schloss Voigtsberg und an meine Eltern. Ausserdem bin ich froh diese Menschen hier zu kennen und diese schoene Sprache zulernen.
Vielen, vielen Dank!!!

Schoene Gruesse aus dem heissen Brasilien….
Pascal Agather

by Pascal Agather

Freunde

schon mal ein Vorgeschmack auf RIO!!!

ich im Anzug

Sao Paulo

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