Japan – 2. Bericht von Sina

18. August 2005, Flughafen Frankfurt, 15.05Uhr. Die Maschine der Thai Airways auf dem Weg nach Tokio begibt sich auf die Startbahn…mit an Bord: ICH! DAS ABENTEUER AUSTAUSCHJAHR HAT BEGONNEN.
Seit nun mittlerweile knapp über zwei Wochen lebe ich in meiner neuen Wahlheimat JAPAN und ich muss sagen, dass der Kulturschock perfekt ist. Hier ist alles so komplett anders. Ich wohne in einer bescheidenen Kleinstadt mit ca. 1 Mio. Einwohnern in der Nähe von Tokio (Saitama City). Meine Gastfamilie besteht aus sechs Personen- drei Schwestern, meine Eltern und die Oma. Außerdem haben wir einen Hund. Ich fühle mich hier wie adoptiert, denn die Mentalität der Japaner entspricht auf gar keinen Fall der, der Deutschen. Das merke ich daran, dass bei jedem Wort, was ich auf Japanisch sage erst einmal 10 Minuten lang „Sugoi“ geschrieen wird, was soviel wie „Super“ heißt. Das japanische Essen ist wirklich sehr lecker- frischer Fisch, wenig Fleisch und viel Obst und Gemüse. Mir macht es Spaß, jeden Tag auf das Essen zu warten, um dann zu staunen, was es diesmal gibt. Ich muss zugeben, dass sich das Essen mit Stäbchen manchmal etwas schwierig gestaltet (Wie bitte entgrätet man einen Fisch mit Stäbchen???), aber ich übe fleißig. Zur Esskultur der Japaner gehört es, dass man alles schlürft. Mich fesseln hier so viele Eindrücke und Emotionen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll zu erzählen.

Yukata
Yukata ist eine Art Kimono, den die Japaner hier sehr oft tragen. An einem meiner ersten Tage hatte ich auch das Vergnügen…ich durfte einen Yukata anziehen. Allerdings habe ich mich eher anziehen lassen, denn es ist wirklich schwer alles korrekt zu schnüren und zu binden. Nach ca. 30 Minuten begaben wir uns dann in Richtung Yukata- Festival. Ich war die Hauptattraktion des Abends und es wurden viele Fotos gemacht. Ich bekam auch gleich Gelegenheit mein Japanisch auszutesten, indem ich mich kurz vorstellen sollte. Danach genoss ich den Abend und beobachtete die tanzenden Japaner.
Nashi
Am nächsten Tag nahm ich an einer Veranstaltung meines Rotary Cubs teil. Wir pflückten „Nashi“ für behinderte Kinder und überreichten sie ihnen als Geschenke. „Nashi“ ist eine leckere Frucht, die es bei uns in Deutschland nicht gibt. Sie sieht ein bisschen so aus, wie ein Apfel und schmeckt auch so. Für mich war diese Veranstaltung allerdings sehr verwirrend, denn ich versuchte vergeblich den Zweck herauszufinden.
Event Nr. 3
Einige Tage später verbrachte ich den Tag mit meinem Counsellor (Counsellor= Person, de für Fragen und Probleme zuständig ist), der kein Englisch sprach, was das kommunizieren erschwerte. Überhaupt sprechen Japaner so gut wie kein Englisch und ich bin ziemlich aufgeschmissen, weil ich nur ein paar Worte Japanisch spreche. Aber man beißt sich eben so durch. Jedenfalls habe ich absolut nicht verstanden, was wir an diesem Tag gemacht haben. Es war wohl so eine Art „Meisterschaft im Lebensretten“ von der japanischen Feuerwehr. Es wurde um die Wette geklettert und abgeseilt, Feuer gelöscht, Menschen gerettet und was nicht noch so alles dazugehört. Allerdings aßen wir nachher in einem italienischen Restaurant- in Japan!!!
Schuluniform???
Seit dem 1. September hat nun auch die Schule für mich hier begonnen und ich muss eine Schuluniform tragen- sie ähnelt allerdings eher einem kleinen Schulmädchen und passt mir auch nicht so ganz in den Kram. Ich finde es schrecklich mich nicht so kleiden zu können, wie ich will. Meine Mitschüler sind so alt, wie ich (17)…allerdings benehmen sich die meisten Mädchen wie 12. Wir sind ca. 40 Schüler in der Klasse. Glaubt mir, ich habe in den letzten Tagen die deutsche Schule zu schätzen gelernt, denn was wir hier machen ist ein Witz. Mal abgesehen davon, dass ich nichts verstehe, weil die Lehrer Japanisch reden, schläft hier jeder im Unterricht, redet, liest oder malt oder macht irgendetwas anderes und der Lehrer schreit vorn herum. Aber komischerweise arbeiten alle mit. Die Klassenzimmer sind sehr alt und jeder hat seinen eigenen Tisch. Die Türen bleiben immer offen, sonst wir es zu heiß (hier sind ca. 35°C), sodass man die Lehrer in den anderen Zimmern schreien hören kann (soviel zur Konzentration). Hier gibt es jeden Tag eine „Cleaning Time“, wo jeder Schüler die Schule und das Klassenzimmer sauber machen sollte. Nach der Schule werden dann eine Vielzahl von Clubs angeboten, wie Teezeremonie, Baseball, Tanzen etc. Die Schüler bleiben meist auch noch in der Schule und unterhalten sich. Eine Unterrichtsstunde dauert 50 Minuten und bis auf „Modern Japanese“ und „Classic Japanese Literature“ gibt es hier die gleichen Fächer. Der Sportunterricht ist allerdings ein Witz, denn man bewegt sich kaum (ist ja auch kein Wunder bei der Hitze). Allerdings gibt es auch hierfür eine Uniform.

Ich fühle mich hier total wohl und möchte am liebsten bleiben, vor allem, weil ich mich gerade an den Linksverkehr gewöhnt habe.

Das war noch nicht einmal im entferntesten das, was ich hier schon erlebt habe, aber ich kann nicht alles aufschreiben. Wer mehr wissen möchte oder Fragen hat, der erkundigt sich am besten bei dem GyZe- Team nach meiner E- Mail Adresse oder meiner Homepage und schreibt mir.

Grüße vom anderen Ende der Welt Sayonara

Sina

by Sina Kuhne

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