Paraguay – Bericht von Matthias

Sehr geehrte Rotarier, liebe Freunde,

nur durch einen Blick in den Kalender ist mir aufgefallen, dass es schon Zeit fuer den ersten Quartalsbericht ist.

Jeden Tag gab es bis jetzt etwas Neues für mich zu erleben. Langweilig ist es bis jetzt nie gewesen und ich bin sicher, es wird auch nie langweilig werden.

Als ich hier in Hohenau ankam, hatte ich zunächst den Eindruck in einem Miniaturdeutschland gelandet zu sein, da hier viele Geschäfte deutsche Namen besitzen und viele Menschen Vorfahren aus Deutschland haben. Dieser Eindruck verschwand allerdings schon ca. 2 Stunden nach meiner Ankunft, als ich mit meinen Gastbrüdern und einem Freund Terrere(neben Mate das Nationalgetränk in Paraguay)-trinkend an der Strasse saß und über meine Meinung über die Mädchen in Paraguay ausgefragt wurde (soviel ich verstanden habe).
Mitlerweile wächst mir Hohenau immer mehr ans Herz, da hier eine perfekte Mischung aus beiden an sich sehr verschieden Kulturen herscht: Die Pünktlichkeit und der Fleiss der Deutschen, verbunden mit der Gelassenheit und Herzlichkeit der Paraguayianer.

In meiner Familie ist auch alles wunderbar. Ich werde überall mit hingenommen und bekomme immer mehr das Gefühl, Mitglied dieser Familie zu sein. Mein Vater klärt mit mir die geschäftlichen und organisatorischen Dinge, meine Mutter bekocht mich reichlich(inzwischen habe ich 6 Kilo zugenommen)und meine Brüder nehmen mich zu jeder Gelegenheit mit und stellen mich jedem ihrer Freunde vor.

In der Schule gibt es seit anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten auch keine Probleme mehr. Nach meinem ersten Schultag hatte ich einige Zweifel, da ich einen kleinen Unfall auf dem Schulhof hatte, jedoch komme ich mitlerweile sehr gut klar. Ich habe schon zusammen mit meiner Klasse einen paraguayianischen Volkstanz bei einem Folklorefest meiner Schule aufgefuehrt. Mit meinen Klassenkameraden verstehe ich mich auch super.

Die Sprache war hier zwar am Anfang wenig problematisch, da mein Gastvater alles Organisatorische auf deutsch besprechen konnte und auch viele andere Menschen hier deutsch sprechen, aber trotz dieser Umstaende habe ich das Gefuehl die Sprache schnell gelernt zu haben. Mitlerweile bespreche ich selbst wichtige Sachen mit meinem Gastvater auf spanisch.

Auch von Rotary werde ich staendig zu Veranstaltungen eingeladen. Sei es durch den oertlichen Rotary Club Colonias Unidas oder den etwa 200km entfernten Rotary Club Ciudad del Este. So konnte ich bereits dem oertlichen Rotary Club bei der Verteilung von Nahrungsmitteln an ortsansaessige Indios behilflich sein, was mich sehr bewegt hat. Auch wurde ich vom Rotary Club in Ciudad del Este zum 30 jaehrigen Jubilaeum eingeladen (siehe Bericht).

30 Jahre Rotary Club Ciudad del Este

13.08 – 14.08.05
Bei diesem Jubilaeum hatte ich, da ich beim 75 jaehrigen Jubilaeum des Rotary Clubs Plauen anwesend sein durfte(hierfuer nachtraeglich noch vielen Dank) ,einen sehr anschaulichen Vergleich der beiden Mentalitaeten… Zur kurzen Erlaeuterung: Der Anfang war dem Jubilaeum in Plauen doch noch sehr aehnlich. Es wurden viele Reden gehalten, neue Mitglieder aufgenommen und Ehrenmitglieder geehrt, allerdings mit ein wenig mehr Emotionen, denn wenn ich auch noch nicht viel verstand, die Woerter „Corazon“(Herz) und „Amor“ (Liebe) hoerte ich sehr oft. Doch als der offizielle Teil vorrueber war, begannen dann alle, vorher noch ernst wirkenden Rotarier, an zu tanzen. Es gab eine Bolognese und mir wurde schon nach kurzer Zeit mein Rotary Blazer von einer Rotarierin(die sich spaeter als Jugendbeauftragte herausstellen sollte) foermlich aus der Hand gerissen. Es wurde noch bis spaet in die Nacht getanzt und als ich um 3 Uhr zusammen mit einem weiteren Austauschschueler aus Deutschland abgeholt wurde, tanzten immer noch einige.

Am naechsten Tag ging es dann mit den Festlichkeiten weiter. Es gab ein Mittagessen am Lago do Iguazu, einem See in Brasilien nahe der Grenze. Trotz der kurzen Nacht waren alle mit vollem Elan dabei. Es gab Musik durch Gitarre, Akkordeon und Harfe und reichlich zu essen. Alle Austauschschueler waren anwesend und spielten gegen zukuenftige Austauschschueler und Rotaracter begeistert Fussball. Es wurde noch bis zum Abend gefeiert, bis ich schliesslich mit den Mitgliedern des Rotary Clubs Colonias Unidas die Heimreise antrat.

Cataratas Lado Brasilero (Die Wasserfaelle auf der brasilianischen Seite) 16.08.05
Nur einen Tag nach meiner Reise nach Ciudad del Este sollte ich mich wieder auf den gleichen Weg machen, diesmal aber mit meiner Familie und mit dem Ziel die Wasserfaelle von Iguazu zu besuchen.

Es ging bereits um halb 5 los, sodass ich einen grossen Teil der Reise verschlafen habe. Als wir dann in Ciudad del Este ankamen, konnte ich mir zum ersten Mal einen Eindruck von der zweitgroessten Stadt in Paraguay machen. Ein grosses Chaos in dem die Leute jedoch mit sehr grosser Gelassenheit herumlaufen. Die Buergersteige sind voll von Staenden, an denen von CDs bis Termoskannen wirklich fast alles angeboten wird. Hinter dieser „Fassade“ befinden sich dann – zu meiner grossen Ueberraschung – High Tech und Modegeschaefte die mich doch durch ihre Auswahl stark beeindruckten, da man durch die vielen Strassenstaende anderes haette vermuten koennen. Wir blieben allerdings nicht lange in Ciudad del Este und ich hatte das Gefuehl, meinem Gastpapa, gewoehnt an das doch etwas strengere Leben in Hohenau, war nicht ganz wohl in seiner Haut.

Wir machten uns dann auf den Weg ueber die Grenze nach Brasilien zu den Cataratas. Als wir dort ankamen hatte der Park noch zu. Dies hatte jedoch einen grossen Vorteil, da wir so den in der Naehe liegenden Vogelpark noch besuchen konnten. In diesem Park waren dann auch wirklich alle Voegel Live und in Farbe anzusehen, die ich bisher noch nicht einmal im Fernseh gesehen hatte.

Danach ging es dann zu den Cataratas. Man wurde mit Bussen in Nationalpark gefahren und auf der Fahrt mit Erklaerungen in 3 verschieden Sprachen unterhalten, von denen ich behaupten kann, zwei wirklich zu verstehen(Englisch und Spanisch). Schon in der Ferne hoehrte ich das Rauschen der Wasserfaelle und als wir dann endlich am Ziel waren bot sich ein unglaubliches Panorama. Wenn Sie sich die Bilder ansehen, werden Sie sicher verstehen, dass es sehr schwer ist, das in Worte zu fassen. Wir wanderten noch ein ganzes Stueck und kamen sehr nah an die Wasserfaelle heran (nicht ohne nicht doch etwas Wasser abzubekommen). Meine Familie, die schon mehrmals dort war schien es immernoch zu beeindrucken, was ich auch sehr gut verstehen kann.
Etwas durchnaesst, aber vollkommen kaputt traten wir dann die Heimreise an.

Folklore Fest Colegio Concordia 25.08.05
An diesem Tag wurde in ganz Paraguay der „Dia del Folklore“ (Der Tag der Folklore) gefeiert. Auch meine Schule in Hohenau hatte ein Fest organisiert. Jede Klasse baute einen eigenen kleinen Stand in der Turnhalle auf und stellte typische paraguayianische Gegenstaende aus und die Eltern bereiteten typisch paraguayianische Speisen zu. Es wurde den ganzen Tag gearbeitet. Ueberall wurde Bambus gesaegt, Gras zur Dekoration ausgegraben, Palmwedel geschnitten, usw. Es herschte ein einziges Chaos und es hat mich wirklich gewundert, dass es am Abend fertig war und bereit die Besucher zu empfangen. Am Abend konnte nun also das eigentliche Fest stattfinden. Es wurden jede Menge paraguayianische Taenze aufgefuehrt. Eine Tanzgruppe war mit Peitschen und Macheten ausgeruestet, was mir dann doch etwas unheimlich vorkam und auch ich fuehrte mit meiner Klasse einen Tanz auf. Die sogenannte Polka Paraguaya. Alle trugen Paraguayianische Trachten und wirkten dadurch gleich noch ein bisschen sympatischer. Es war ein sehr schoener Abend und ich habe noch einiges ueber die Kultur Paraguays dazulernen koennen.

Rotary Feier mit dem Praesidenten von Rotary International „SU NOMBRE“
Am Dienstag dem 6.9.05 fand in der brasilianischen Nachbarstadt von Ciudad del Este „Foz do Iguazu“ eine Feier mit dem Praesidenten von Rotary International STEINHAMMER statt. In dem Park eines grossen Hotels wurde ein „Baum des Friedens“ gepflanzt und alle ATS aus Paraguay wurden dazu eingeladen. Der Praesident fing mit einer Schaufel Erde an und viele lokale Rotarier durften auch eine Schaufel Erde beisteuern und durch das beherzte Vortreten von Timm, einem anderen ATS aus Deutschland konnten auch wir unsern Teil dazu beitragen. Es war eine sehr tolle Veranstaltung und dadurch, dass es in ganz Paraguay nur 7 ATS von Rotary gibt, konnte man sich aus naechster Naehe mit dem Praesidenten von Rotary International unterhalten. Er war wirklich sehr nett und hat uns in jeder Hinsicht gelobt. Es war eine tolle Veranstaltung und eine sehr grosse Ehre.

Estudiantina 2005 Hohenau
Da am 21. September laut Kalender offiziell der Fruehling anfaengt, war in Hohenau jede Menge los…
Es fing am Abend des 22. Septembers mit einer riesigen Caravana(Autokonvoi wie auch immer man das schreibt). Ganz Hohenau und alle umliegende Doerfer waren auf den Beinen bzw. Auf den Raedern und es war richtig witzig, da einige wirklich zu 15 Mann auf der Ladeflaeche eines Pickups mitfuhren und tanzten. Als die Caravana dann zu Ende war wurde noch eine Party gefeiert und bis spaet in die Nacht getanzt.
Am 23. war dann das eigentliche Fest. Auf der Hauptstrasse waren einige Tribuenen(die mir nicht ganz geheuer waren-einige waren schon eingebrochen) aufgebaut und jede Menge Organisationen von Schule bis Feuerwehr machten eine Riesenshow und praesentierten jeweils ihre Koenigin(am Ende der Festlichkeiten sollte dann noch die schoenste aller Koeniginnen gewaehlt werden) Es war echt ziemlich witzig, da die Leute neben dem Zuschauen auch noch wie verrueckt getanzt haben und sich auch von einem Stromausfall nicht abschrecken liessen und einfach gesungen haben. Nach diesem Aufmarsch gab es dann wieder eine Riesenfete und selbst vom Ausfall der Musik liessen sich die Leute nicht aufhalten. Sofort war eine Percussiongruppe zur Stelle und hielt die Leute bei Laune…
Am 24. war dann Schule am Nachmittag, doch es wurde nicht wirklich Unterricht gemacht. Stattdessen gab es eine Schulinterne Miss und Mr Primavera(Fruehling)Wahl. Es war sehr witzig, da ich als Kandidat fuer unsere Klasse antrat und meine Lehrer und Mitschueler mit Kusshaenden beglueckte, was mir dann schliesslich den Sieg einbrachte. Als stolzer Gewinner wurde ich mit einer Schachtel Schokolade, Wangenkuessen und dem Jubel meiner Klassenkameraden belohnt. Danach wurde dann noch eine Party in der Schule gefeiert.
Am 25. wurden schliesslich die ganzen Festlichkeiten mit einer grossen Feier abgeschlossen. Es wurde die Miss Primavera von Hohenau gekuehrt und jede Menge getanzt. Alles in Allem wirklich tolle 4 Tage.

Ich möchte mich in dieser Mail nochmal in aller Form bei dem Rotary Club Plauen dafür bedanken, dass Sie mir diese tollen Erfahrungen möglich gemacht haben!

Rohaihu
Matthias Köster

by Matthias Köster

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