Ecuador – 1. Bericht von Andrea

Mein Jahr am Äquator!

Am 22. August begann mein Austauschjahr in Ecuador …
Ecuador ist ein kleines Land in Lateinamerika, es liegt am Äquator und hat eine große Vielfalt in der Pflanzen- und Tierwelt. Ein Grund dafür sind die  großen Höhenunterschiede innerhalb des Landes,  zum Beispiel liegt Quito, die Hauptstadt, auf 2700 Meter Höhe und man kann in wenigen Stunden Autofahrt zur Küste etliche Klimazonen durchqueren.

Der Flug war lang und anstrengend gewesen, doch da ich den Gruppenflug genommen habe teilten jede Menge andere Austauschüler mein Schicksal. 16:00 Uhr  Ortszeit waren wir schließlich in Quito, in meiner Heimat auf Zeit, gelandet und schon bald wurden alle von ihren Gastfamilien empfangen, wie auch ich. Meine Gastfamilie war sehr nett und wir sind noch Essen gegangen.

Da ich vorher kein Spanisch gelernt habe klappte die Verständigung in der ersten Zeit vor allen über Englisch. Wobei nur meine Gastgeschwister Englisch können. Ich habe 2 jüngere Gastbrüder und eine Gastschwester in meinem Alter, die auch ein Austauschjahr macht aber am Anfang noch da war.
Als ich an meinen ersten Morgen in Ecuador aufgewacht bin hatte ich ein schreckliches Gefühl des Heimwehs. Ich habe alles hinterfragt: „warum bin ich hier?“. Hätte es gleich einen Rückflug gegeben ich wäre sofort geflogen. Zwar wusste ich, dass ich immer wollte und dass es die richtige Entscheidung war, doch in diesen Moment war es mir vollkommend egal. Doch bereits gegen Mittag fühlte ich mich wesentlich besser.  Noch zwei Wochen später hatte jedes Mal wenn ich aufwachte den Wunsch die Augen wieder zuschließen und wieder in Deutschland zu sein.

Das Einleben in die andere Kultur und in die Familie war besonders am Anfang schwer. Sehr schnell habe ich mitbekommen, dass das Familienleben in Ecuador wesentlich enger und wichtiger ist als in Deutschland. Nicht fünfmal am Tag Begrüßung und Verabschiedung einzeln mit Namen zumachen empfand meine Gastmutter als extrem unhöflich. Das war auch das Thema unseres ersten Gespräches von vielen.

Bald habe ich auch meine Counselorin kennen gelernt und ich war überrascht als sie plötzlich Deutsch mit mir gesprochen hat. Es hat sich rausgestellt, dass sie aus der Schweiz kommt und schon viele Jahre als Deutschlehrerin im Humboldt-Institut in Quito arbeitet. Auch in meinen Rotary Club, in dem ich dieses Jahr leider der einzige Austauschschüler bin, sprechen viele Deutsch.

Dann kam das Spanisch-Camp und es war einfach gut mal Leite zu treffen die in der gleichen Situation stecken wie man selbst. Das Camp ging so etwa 6 Tage und am Ende kannte man wirklich jeden.

Und auch schon bald ging der Ernst des Lebens los, mein erster Schultag. Meine Schule ist klein, pro Jahrgang nur eine Klasse und wie in Ecuador üblich wird man vor den Haus jeden Morgen von einen gelben Schulbus abgeholt und nachmittags wieder Zuhause abgeliefert. Die Schuluniform, der andere Umgang mit Lehrern, zum Beispiel wir der Lehrer entweder mit „Profe“(für Lehrer)oder mit seinen Vorname angesprochen, und auch so unterscheidet sich die Schule schon von dem was man von Deutschland gewohnt ist.

Doch vom ersten Tag an war ich in die Klasse intrigiert. Auch ein Junge, der davor die deutsche Schule besucht hat, ist in meiner Klasse. Er hat mir sehr am Anfang geholfen weil er die deutsche Kultur ein wenig kennt und so weiß welche Sachen für mich ungewohnt waren. Was ,soweit ich weiß, in ganz Lateinamerika einfach normal ist, dass man sich viel mehr berührt, umarmt und näher kommt.  Aber auch das ist bald für mich normal geworden. Manchmal frage ich mich warum ich nie aufwache und mir dann plötzlich einfiel, dass ich nun nicht mehr in Deutschland bin. Es ist nicht so, dass es einen vorkommt man wäre schon lange hier, es ist eher, dass man vergessen hat, wie sich Deutschland anfühlt. Eins der schwierigsten Dinge am war immer neu und immer Gast zu sein. Doch mit der Zeit wird alles normal, man gewöhnt sich an alles. Das heißt nicht, dass einem alles gefällt, nein man lernt einfach zu akzeptieren.
Am 30. September streikte dann plötzlich das Militär und die Polizei, im Vorfeld hatte der Präsident Sparmaßnamen für diese abgesegnet. Keine Polizei bedeutet in Ecuador absolutes Chaos, 10 Banken wurden allein in Quito innerhalb einer Stunde ausgeraubt und alle Schulen schickten die Schüler früher nach Hause. In der Nacht haben sich dann Polizei und das Militär, welches sich letztendlich auf die Seite des Präsidenten gestellt hat, eine Straßenschlacht. Einige der Austauschschüler konnten die Schüsse auch in ihrer Wohnung hören und teilten dies dann auch gleich der ganzen Welt durch Facebook mit. Noch 2 Tage später konnte man nur mit größter Vorsicht das Haus verlassen. Aber schließlich wurde keine Revolution draus da der Präsident den Forderungen nachgeben hat. Am Anfang hatte ich Panik, und dachte schon ich müsste nach Hause fliegen, aber in Lateinamerika sollte man einfach ein wenig gelassener politischen Unruhen gegenüber stehen. Zuhause blieben, Abwarten und Tee trinken.

In meinen Leben hier habe ich jetzt viel Kontakt zu anderen Austauschschülern, ich mache zum Beispiel 3 Mal pro Woche einen Salsa-Kurs mit 4 anderen Austauschschülern. Aber ich unternehme auch viel mit den Leuten in meiner Klasse und ich habe auch schon so was wie Freunde gefunden. Wobei man in Ecuador, da auch nicht so sicher sein kann, da es in hier meist mehr Schein als Sein ist.

Meine erste Reise mit Rotary ging an die Küste und war mit allen Austauschülern in ganz Ecuador. ES war so schön und an der Küste ist es auch viel wärmer als im kalttropischen Quito.

Im Großen und Ganze könnte ich also wirklich glücklich sein, doch wie schon bereits erwähnt ist das Verhältnis und das Zusammenleben mit meiner Gastfamilie von Anfang an mit Spannungen versehen. Alles fing damit an, dass sie von mir wollten, dass ich kaum was unternehme, dann die Sache mit den Begrüßungen … Ich hatte mir wirklich Mühe gegeben, doch es schien nie genug für sie sein und langsam bekam ich den Eindruck, dass sie einfach nicht bereit für ein Austauschschüler waren und auch nicht bereit waren ihre Tochter gehen zulassen und mir jetzt die Schuld daran gaben.

Ich hab mich natürlich dann auch an meine Counselorin gewendet, aber es wurde mit den Wochen nur schlimmer und neulich hat meine Gastmutter gesagt, dass  sie ihr ganzes Leben immer glücklich war bis ich gekommen bin. Ich kann einfach nicht mehr und habe bei Rotary klar den Wunsch geäußert dass ich wechseln will. Normal hätte ich nämlich nur eine Familie. Leider habe sie keine andere Familie bereit und so wird es wohl eine ganze Zeit dauern bis ich wechseln kann.

Am Ende ist das was ich am meisten seltsam finde, dass alles für mich nun normal geworden ist. Jetzt nach 3 Monaten bin ich einfach glücklich, dass ich die Anfangszeit hinter mir habe. Endlich versteh ich etwas und ich kann mich selbst auf Spanisch verständlich machen. Andere Kultur ist mir nicht mehr so fremd wie am Anfang und ich habe Leute mit denen ich immer was unternehmen kann. Einerseits freu ich mich auf die kommende Zeit und mache schon Pläne aber andererseits vermiss ich Deutschland, sehne mich gar danach zurück zukehren.

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Bild 1: Gruppenfoto vom Spanischcamp

Bild 2: Mit einen Fuß auf der Nord- und mit den anderen Fuß auf der Südhalbkugel

Bild 3: auf einen Ausflug mit meiner Gastfamilie

Bild 4: Führung durch die historische Innenstadt Quitos

 

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