Chile – 4. Bericht von Anna

4. Quartalsbericht
Anna Uhlig
Chile 2010/11

Nun fehlen nur noch wenige Tage bis zu meiner Rückkehr nach Deutschland. Die ersten Austauschschüler wurden schon tränenreich verabschiedet, und es wird einem immer klarer, dass das eigene Jahr schon so gut wie zu Ende ist.

Familie, Freunde, Bekannte (aus Chile und Deutschland) und ich selbst, reden nur noch von diesem einen Tag, dem Tag der Rückkehr. Ich möchte meinen letzten Monat noch voll und ganz ausnutzen. Schon jetzt merke ich, dass ich gar nicht alles schaffen werde. Letzte Einkäufe für Familie und Freunde, einige Freunde besuchen, etwas bestimmtes zu kochen und zu essen oder in die Lieblingsdisko oder den Lieblingspub zu gehen.
Die letzten Monate sind viel zu schnell vergangen. Mit Rotary bin ich auf zwei Reisen gegangen. Ich habe den Norden Chiles und die Osterinsel kennengelernt. Es waren unvergessliche Tage. Chile hat eine unglaublich kontrastreiche Naturlandschaft, was mich total begeistert. Ausserdem ist unsere Gruppe von Austauschschülern sehr zummengewachsen. Wir sind alle sehr gute Freunde geworden, und haben immer total viel Spass. Wir planen schon, wie wir uns in ein paar Jahren gegenseitig besuchen werden.

Auf Wunsch meiner Gasteltern habe ich im zweiten Semester die Schule gewechselt. Zuerst war ich davon nicht so sehr begeistert, weil ich so meine alten Klassenkameraden und Freunde verlassen musste, zum Schluss habe ich es aber ganz optimistisch gesehen, weil ich die Möglichkeit hatte neue Leute und ein neues Ambiente kennenzulernen. Schon in den ersten Tagen ist diese Optimistik aber leider schnell zurückgegangen. Ich habe diesen Wechsel sehr bereut. Ich kam nicht so richtig damit klar, dass ich mehr oder weniger wieder von vorne anfangen musste. Meine neuen Klassenkameraden waren nicht so sehr interessiert an mir, und meine Annäherungsversuche wurden auch nicht so gut aufgenommen. Dadurch wurde ich schnell deprimiert, und wollte wieder an meine alte Schule zurückkehren. Das grosse Problem ist jetzt auch noch, dass ich in der Abschlussklasse hier bin, und meine Klassenkameraden nichts anderes als Schule, die Abschlussprüfung und Universität im Kopf haben.
Ich konnte schon ziemlich zeitig die Unterschiede zwischen privater und öffentlicher Schule feststellen. Auf der Privatschule (meine neue Schule) geht es viel disziplinierter und organisierter zu. Man merkt aber auch den Unterschied der Leute. In einer Privatschule trifft man natürlich auch auf Leute mit mehr Geld, als auf einer öffentlichen Schule. Die Schüler sind sehr von sich selbst überzeugt, und denken sie könnten alles. Die Jugendlichen an meiner alten Schule waren viel offener für Neues, freundlicher und liebensvoller. Ich fühlte mich besser verstanden und wurde auch mal in den Arm genommen.
Der Unterricht ist jetzt nicht mehr so langweilig für mich, wie am Anfang, weil ich jetzt alles viel besser verstehe und auch mitarbeiten kann. Dieses Jahr schreibe ich auch alle Arbeiten mit, und ich habe auch noch nicht allzu schlechte Noten bekommen. Die Arbeiten sind hier jedoch völlig anders aufgebaut. Meistens sind es einfach nur Kreuzeltests.
Jetzt nach mehreren Monaten komme ich viel besser in meiner neuen Schule klar. Nachdem ich die Schüler der Parallelklasse besser kennengelernt habe, habe ich jetzt auch neue Freunde gefunden. Wenn sie nicht gerade Pre-Universität haben oder sich für eine Arbeitv vorbereiten müssen, treffe ich mich mit ihnen in einem Park oder im Einkaufszentrum. Dort essen wir und unterhalten uns. An den Wochenenden gehe ich mit ihnen aus zu Parties bei Freunden zu Hause, Diskothek oder Pubs. Ich liebe die Parties hier. Mir gefällt die Musik (Reggaeton) und wie hier getanzt wird, was das wichtigste bei der Jugend hier ist. Hier wird wirklich bei jeder Gelegenheit getanzt.
 
Bevor mein Austauschjahr begonnen hatte, haben mir Rebounds immer erzählt, dass dieses Jahr das Jahr ihres Lebens war. Oftmals in meiner Zeit hier in Chile habe ich daran gezweifelt, dass es bei mir auch zutreffen wird. Doch je näher das Ende rückt trifft diese Aussage voll zu. Zum Schluss vergisst man alle schlechten Erfahrungen, und erinnert sich nur noch an das Gute.
Ich werde Chile wirklich vermissen: die überfüllten Busse jeden Morgen, Avokados, Cueca, Reaggaeton, Pisco Sour …. und vor allem meine kaothischen Freunde hier. Chile hat ein Teil meines Herzens gewonnen. Ich möchte so bald wie möglich wieder zurückkehren.

Ich möchte mich ganz sehr bei Rotary für diese unglaubliche Erfahrung eines Austauschjahres bedanken. Rotary hat mir sehr bei der Wahl meines Gastlandes geholfen, ich wurde sher gut von den Rotexern vorbereitet, sowie von meinem Counselor aus dem Rotary Club in Freiberg.

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