Argentinien – 1. Bericht von Maxine

Ich bin jetzt schon genau 37 Tage auf Reise nach und in Argentinien, und es waren mit Abstand die anstrengendsten, aber auch aufregendsten Tage meines Leben. Für mich ging es am 19. August um ca 17 Uhr los; da verabschiedete ich mich schmerzlich von Freunden und Familie, und stieg in Dresden in den Zubringerflug nach Frankfurt. Dort angekommen traf ich sofort viele Outbounds mit denen ich die nächsten 14 Stunden im Flugzeug verbringen durfte. Die meisten von uns verabschiedeten sich auch erst hier von ihren Liebsten, was bei mir die Gefühle, die ich vor zwei Stunden durchlebt hatte, nochmal aufblühen ließ. Als wir dann endlich mit dem Flugzeug abhoben, war ich so aufgeregt, dass ich ganz vergaß den Blick auf Deutschland noch einmal zu genießen. Rückblickend war das besten am ganzen Flug, dass ich am Fenster saß, so konnte ich nämlich sehr gut schlafen. Doch um ca 5 Uhr Ortszeit waren dann alle wieder schlagartig wach. Es waren noch 2 Stunden zum Ziel, doch jetzt interessierte uns nur das Gewitter, in das wir geflogen waren. Angst hatte ich keine, aber ein paar komische Absturzfantasien gingen mir doch durch den Kopf. Wir sind trotzdem sicher in Buenos Aires gelandet. Sicherheitskontrolle und dann Koffer holen, wobei ich merkte, dass mein Koffer anders aussah als ich ihn aufgegeben hatte, wahrscheinlich war er geöffnet worden. Und dann endlich begrüßte mich meine Gastfamilie sehr herzlich und einem riesigen Willkommensplakat am Ausgang des Sicherheitsbereichs. Wir fuhren zu sechst in einem kleinen Volvo drei Stunden nach Hause. Am Nachmittag öffnet ich meinen Koffer und stellte zuerst schockiert fest, dass alle Sachen durchwühlt worden waren, doch erst auf den zweiten Blick merkte ich, dass das alles gar nicht meine Sachen waren, ich hatte ernsthaft den falschen Koffer vom Flughafen mitgenommen. Ich war fertig mit der Welt. Meine Gasteltern telefonierten umher, doch als dann nach der gefühlt hundertsten Weiterleitung niemand mehr ans Telefon ging, waren meine Hoffnungen ziemlich am Ende. Ich lag irgendwo im nirgendwo in Argentinien in einem fremden Bett, weinte und fragte mich, warum ich so verrückt war, ein Jahr allein nach Argentinien zu gehen. Dann riefen mich meine Eltern aus Deutschland an und versuchten mich zu beruhigen. Letztendlich haben wir es am Abend doch noch geschafft jemanden zu erreichen, der uns darüber aufklären konnte, was wir zu tun hatten. Am nächsten Tag hab ich mich zur Ablenkung mit meiner Gastcousine getroffen, und wir uns wiederum mit einem Freund, der erstaunlicherweise Englisch sprechen konnte, was in Argentinien sehr selten ist, weil die staatlichen Schulen wenig Wert auf das Erlernen einer anderen Sprache legen.

Am nächsten Montag ging es für mich das erste Mal in die Schule und dort war ich sofort von einer Menschentraube umgeben, die mir Fragen stellten wie: Liegt Deutschland in Europa oder Europa in Deutschland? Die Schule in Argentinien unterscheidet sich deutlich von der in Deutschland: die Schüler sind mit den Lehrern per du und auch der Unterricht ist sehr viel entspannter, oft sitzen die Schüler nur geistesabwesend da oder schauen auf ihr Handy. Das ist zwar für die Bildung nicht so schön, aber als Austauschschüler kann man sich so wenigstens unterhalten und findet gleich Freunde, was in Argentinien für mich sehr leicht ist, da alle etwas mit “der Deutschen“ zu tun haben möchten.

Wenn ich so auf die letzten Wochen zurückschaue, habe ich mich meiner Meinung sehr gut geschlagen. An den Tagesablauf habe ich mich schon gut gewöhnt, denn auch die zwei Stunden Siesta krieg ich sehr entspannt rum. Mein Spanisch wird durch viele Gespräche täglich besser. Und auch wenn das alles ganz schön und toll klingen mag, ist es sehr anstrengend und schwer hier zu sein, denn ich vermisse Deutschland sehr, nicht nur meine Familie und Freunde, sondern auch ganz simple Sachen wie einen Wald oder ein funktionierendes Fahrrad, die es hier nur in sehr seltenen Fällen gibt.

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