Brasilien – 2. Bericht von Sören

Vor fast zwei Monaten wurde ich von meiner zweiten Gastfamilie sehr herzlich empfangen. Ich habe sie alle sehr gern und freue mich besonders darüber, dass ich hier zwei Geschwister im selben Alter habe. Mit meinen Geschwistern gehe ich auf Partys und ins Fitnesscenter und mit meinem Gastvater bin ich ab und zu auf dessen Farm. Mein Gastschwester Isabela war vergangenes Jahr Austauschschülerin in Deutschland. Dass heißt, dass sie Deutsch spricht. Ich könnte natürlich jetzt meine Zeit verschwenden und mit ihr auf Deutsch reden. Das mache ich aber nicht, nein, wir reden auf portugiesisch, aber sie ist mir immer eine sehr große Hilfe, da sie mir sehr viel beim erlernen der Sprache hilft. Danke Isa.

Ich wohne nun am Rande der Stadt und brauche deswegen immer jemanden der mich fährt. Das ist aber kein Problem, denn im Auto hat man so wie so immer die besten Gespräche und wenn es mal nicht geht, dann bezahlen mir meine Freunde ein „Moto Taxi“. Zu meiner ersten Gastfamilie habe ich immer noch guten Kontakt. Sie laden mich zum Grillen ein oder ich schaue mal in ihrem Restaurant vorbei. Sie haben übrigens auch ein Klavier. Das Klavier war anfangs noch verstimmt. Scheußlich. Später haben sie es dann stimmen lassen. Ich muss gleich nochmal betonen, dass ich auch meine erste Gastfamilie sehr gern habe. Und ich denke dass sie mich auch mögen, denn man lässt nicht einfach mal so ein Klavier für ein paar hundert Euro stimmen, oder? Und das Klavier ist spitze geworden und mit dem Marcelo, dass ist der der es gestimmt hat, habe ich mich auch super verstanden.

In meinem Rotary Club fühle ich mich sehr wohl und gehe zu jedem Meeting. Verstehe mich sehr gut mit den Leuten in meinem Club. Ab und zu treffe ich jemanden aus meine Club und dann wird sich unterhalten oder auch mal ein Eis gegessen. Mein Counselor ist für mich wie ein Freund. Er ist mich letztens auch besuchen gekommen.

Schule ist ganz o.k.. Verstehe mich gut mit den Schülern und auch mit den Lehrern. Zwei meiner besten Freunde (Daniel, Ricardo) sind aus meiner Klasse. Mir es letztens sogar in Physik gelungen die Höchstnote zu erzielen. Soll aber nicht heißen dass das immer so ist. Freunde habe ich hier auch schon einige gefunden und mich kennen auf den Partys immer drei mal mehr Menschen als ich kenne. Habe wie bereits gesagt einige Freunde aus meiner Schule, da meine Stadt aber nicht so groß ist hab ich auch Freunde von anderen Schulen. Kenne hier so viele Menschen.

Freunde habe ich auch schon unter den Austauschschülern gefunden. Als ich letztens zum Treffen der Austauschschüler in Araxá war, habe ich mich sehr gut mit einem Jungen aus Mexiko verstanden. Aber auch die Anderen aus Deutschland sind sehr nette Leute. Außerdem gibt es in meiner kleinen Stadt außer mir noch eine Austauschschülerin aus Mexiko. War mit ihr und Interact in Sacramento und sie ist eine meiner besten Freunde hier in der Stadt.

Jetzt sind nun auch schon ein paar Wochen Ferien. Ich war zu bei einigen Grillfesten und Partys und vermehrt mit meinem Gastvater und Gastbruder auf der Farm. Mir jetzt auch solche Schuhe gekauft mit denen die hier auf die Fazenda gehen, da man das mit Turnschuhen bei der roten Erde direkt vergessen kann. Habe in der letzten Zeit mehr Schuhe gewaschen als in meiner ganzen Leben zuvor.

Letztens sind wir dann mit Freunden fischen gegangen und waren für unsere Kenntnisse doch recht erfolgreich. In der Woche vor Weihnachten war dann jeden Tag etwas los. So wie ich mir das immer gewünscht hatte. Familie war zu Besuch, ich kaufte Geschenke und war mit Freunden unterwegs.

Unser Weihnachten war auch mal was ganz anderes. Anstatt Weihnachtsliedern gab es Sertanejo, es war verdammt heiß, wir haben draußen gefeiert, Geschenke sind hier nicht so im Trend, und Pool waren wir natürlich auch alle. Und jetzt zum Neujahr sind wir nach Ubatuba ans Meer gefahren.

In mir drin sieht es momentan etwas chaotisch aus, denn in meinem Austauschjahr bin ich bisher auch öfters mal über mich selbst gestolpert und begann mich zu fragen, wer ich eigentlich bin und wohin ich eigentlich will.

Wie macht man die Dinge richtig und was kann man denn eigentlich falsch machen? Es wird zwar immer gesagt man solle so sein wie man ist, dass heißt doch aber noch lange nicht, dass das alles rechtfertigt oder dass man sich nicht verändern darf oder soll. Also wie viel kann ich an mir verändern und zu wie viel bin ich ich? Das sind mit unter doch recht anstrengende Gedanken, aber ich denke das ist normal sich so etwas in einem Austauschjahr zu fragen. Ob normal oder nicht, am Ende hat doch jeder seine eigenen Gedanken und Gefühle mit denen er umgehen muss. Und ich bin außerdem der Meinung, dass das auch gut ist einmal intensiv auf sich selbst zu treffen.

Nach diesem kurzen Einblick in mein Leben hier in Brasilei muss ich zum Schluss noch sagen, dass ich im Großen und Ganzen mit meiner Situation sehr glücklich bin und versuche alles richtig zu machen um ein tolles Austauschjahr zu haben.

Was kann ich den neuen Outbounds mitteilen:

Was mich immer wieder beschäftigt ist, dass es einen Haufen Austauschschüler gibt, die NUR Party machen, sich für NICHTS interessieren und STÄNDIG am Handy hängen. Ich meine es ist ja nicht falsch sich zu amüsieren oder Kontakt mit der Familie zu halten, ABER am Ende stehen diese Leute dann mit winzigen Sprachkenntnissen und null Wissen über die Kultur des jeweiligen Landes da. Glückwunsch, wer das geschafft hat, hat wahrlich viel geschafft.

Ich kann also nur jedem raten sich über den SINN des Austauschjahres für einen selbst im klaren zu sein und sich zu fragen zu welcher Gruppe von Austauschschülern man gehören möchte bzw. wie man sein Jahr nutzen möchte.

Grüße gehen raus!

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