Australien – 2. Bericht von Sarah

22.12.17, Sarah Wich

Fast ein halbes Jahr verbringe ich jetzt schon in Australien und es hat sich viel verändert. Nach drei Monaten habe ich das 1. Mal meine Gastfamilie gewechselt. Ich lebe jetzt mit einem Rotarier aus meinem Club und dessen Frau in Mentone, eine Vorstadt Melbournes, ca. 5 min vom Strand entfernt. Dort hab ich mich sehr schnell und gut eingelebt und meine Familie unternimmt so viele tolle Dinge mit mir und versucht, mich immer zu beschäftigen. Außerdem geben sie sich sehr viel Mühe mich zu bekochen, da ich ja Vegetarierin bin. Mein nächster Gastfamilienwechsel ist vorrausichtlich Ende Januar, wobei ich meine jetzige Familie ungern verlasse auch weil ich mich mit den Nachbarn so gut verstehe und ich nicht weit entfernt von der Schule wohne.

Viele Rotarier aus meinem Club bieten mir ebenfalls immer wieder an, etwas mit ihnen zu unternehmen. Selbst wenn es nur kleine Dinge, wie Kaffee trinken oder den Weihnachtsbaum schmücken waren, so habe ich mich trotzdem immer gefreut.

Außerdem sind wir endlich in den Sommer gestartet, was gefühlte Ewigkeiten dauerte, aber dann waren es vom einen auf den anderen Tag plötzlich 30° C. Hier in Melbourne weiß man sowieso nie genau, welches Wetter einen erwartet. Diese Stadt ist bekannt für 4 Jahreszeiten an einem Tag, was ich durchaus bestätigen kann. Im Dezember Sommer zu haben, ist sowieso sehr merkwürdig.

Man darf hier auch die UV-Strahlung nicht unterschätzen, ich habe mir schon 2x einen Sonnenbrand geholt, weil ich mich nicht richtig eingecremt hatte und ich bekomme normalerweise nie Sonnenbrand. Gerade hier in Melbourne befindet sich ein Ozonloch, was die Strahlung noch intensiver macht.

Mit dem Sommer sind auch die BBQ’S gekommen. Mir ist erst jetzt bewusst geworden, wie beliebt diese hier in Australien sind.

Neulich am Strand habe ich ganz durch Zufall eine Gruppe von Pfadfindern getroffen. Meine Gastmutter fragte gleich, ob ich dort beitreten kann, da ich in Deutschland ebenfalls Pfadfinder bin. Inzwischen bin ich schon fast zwei Monate mit dabei und habe sogar eine australische Kluft und ein Halstuch bekommen, sowie das Pfadfinder Versprechen abgelegt. Auch drei abenteuerliche Wochenenden, einschließlich Kanufahren und Knöchelhohem Matsch im Lager, habe ich schon erlebt.

Anfang Dezember beginnen hier die großen Sommerferien, welche 8 Wochen dauern. Danach werde ich in die 11. Klasse kommen. In den letzten Schulwochen wurden Examen über den Stoff des ganzen Jahres in allen Fächern geschrieben. Ich musste zum Glück nur Mathe mitschreiben und erreichte sogar 90%.

Apropos Schule, im Sportunterricht sind wir zum Strand gefahren und haben dort Volleyball gespielt. Mit meinen Freunden bin ich auch schon nach der Schule zum Stand. Das zeigt einfach, dass ich hier wirklich in Australien bin und es ist so toll.

In den Ferien habe ich für ein paar Tage eine Freundin (ebenfalls Austauschschülerin aus Deutschland) in Brisbane besucht, die dann mit mir zurück geflogen ist, so dass ich ihr Melbourne zeigen konnte. Mit meiner Freundin besuchten wir die Goldcoast, den Australia Zoo und das Wichtigste: ich durfte einen Koala in den Arm nehmen. Außerdem nahm uns meine Gastfamilie mit zur Great Ocean Road, wo wir sogar übernachteten.

Nach Weihnachten, werde ich mit meiner Gastfamilie für 5 Tage ins Outback fahren. Für die Woche nach Silvester wurde ich von Rotariern in ihr Ferienhaus am Strand eingeladen, wo auch deren Enkel in meinem Alter zu Besuch sein werden. Das heißt auf die nächsten Wochen freue ich mich ganz besonders.

Weihnachten in Australien unterscheidet sich sehr zu dem in Deutschland. Das auffälligste ist natürlich die Temperatur, die bis zu 40° C ansteigen kann. Man läuft also in der Weihnachtszeit in kurzen Hosen rum und verbringt seine freie Zeit am Strand. Auch hier werden viele Häuser mit Lichtern geschmückt und ein Plastik Tannenbaum, unter den die Geschenke übrigens schon vor Weihnachten platziert werden, darf natürlich nicht fehlen. Kaufhäuser und vor allem die Innenstadt werden ebenfalls reich geschmückt. In den Shoppingcentern sitzt jeweils ein Santa Claus, damit auch jeder sein Foto bekommt. Die Bescherung findet am Morgen des 25. Dezembers statt.

Generell ist jeder in Weihnachtsstimmung, außer ich, die sich beim besten Willen nicht vorstellen kann, das bald Weihnachten sein soll. Einerseits ist dieses halbe Jahr doch schneller vergangen als gedacht, andererseits ist Weihnachten ohne Schnee und Advent und Plätzchen (deshalb habe ich hier Lebkuchen gebacken) und Familie und eben alles was dazu gehört, einfach kein richtiges Weihnachten. Aber natürlich freue ich mich trotzdem, Weihnachten mal anders zu feiern.

Wir werden mit dem Kind meines Gastvaters und dessen Familie feiern. Am Abend geht es für mich noch zu meinem Club Präsidenten, der Schweizer zu Besuch hat. Dort werden wir Weihnachten mit Bikini im Pool feiern.

Für die künftigen Outbounds zum Schluss noch einige Tipps, aus denen ich gelernt habe: Wenn man in eine Gastfamilie kommt, sollte man sich unbedingt wie ein Mitglied verhalten und nicht wie ein Gast. Das heißt man bietet immer seine Hilfe an, selbst wenn man nicht gefragt wurde. Beispielsweise beim Abspülen oder Wäsche aufhängen.

Ganz schlimm ist, sich fast den kompletten Tag hinter verschlossener Tür in seinem Zimmer aufzuhalten. Man muss nicht den ganzen Tag im Umfeld seiner Gastfamilie sein, aber wenn man in seinem Zimmer ist, sollte man wenigstens die Tür offen oder angelehnt lassen, das gibt einen sympathischeren Eindruck.

Sag immer Danke, wenn deine Gastfamilie etwas mit dir unternimmt, denn das ist nicht selbstverständlich. Sag zu jeder Möglichkeit Ja, egal wie langweilig sie klingt, selbst wenn es nur zusammen Einkaufen ist. Und wenn du all diese Dinge in deiner ersten Gastfamilie falsch gemacht hast, dann weißt du, wie du dich in deiner nächsten Gastfamilie richtig verhältst. Ich selbst habe viele Fehler gemacht und mir bei meinem Familienwechsel vorgenommen all diese Dinge richtig zu machen, was geholfen hat, denn ich habe jetzt viel besseren Kontakt zu meiner Gastfamilie und kann sie dadurch besser kennenlernen.

Es liegt zwar zu großen Teilen an dir, wie gut du mit deiner Gastfamilie zurechtkommst, aber zum Teil auch an deiner Gastfamilie!!

Es ist übrigens manchmal gar nicht schlecht Einzelkind zu sein, dadurch gehst du nicht „unter“ in deiner Familie, weil sie so viele Mitglieder hat. Wenn man das einzige Kind ist, kümmern sich deine Gasteltern nur um dich und unternehmen möglicherweise auch viel mehr mit dir. Ich beispielsweise, hatte bei meiner ersten Familie nicht die beste Beziehung zu meinen Gastschwestern etc.

Zum Thema packen kann ich nur sagen überfülle deinen Koffer nicht, denn du wirst mit deutlich mehr Gepäck zurückkommen. Du kannst so gut wie alles in deinem Gastland nachkaufen. Nimm vor allem nicht zu viele Klamotten mit, das war mein größter Fehler, shoppen gehen wirst du dort sowieso. Wenn du eine Schuluniform bekommst, hältst du dich eh meistens den ganzen Tag darin auf und bauchst deine Klamotten nur an den Wochenenden und in den Ferien.

Apropos Gewicht, mach dich darauf gefasst ein paar Kg zuzunehmen, ich selbst hatte nie damit gerechnet, aber es passiert eben.

Bezüglich der Krankenversicherung ist es in den meisten Fällen so, dass du vor Ort bezahlen musst und eine Rechnung bekommst, die du bei deiner Krankenversicherung einreichen kannst. Es kann aber sein, dass diese nur die Hälfte bezahlt, was bei mir der Fall ist. Die übrigen Kosten soll aber anscheinend eine andere Versicherung abdecken die wir abschließen mussten.

Bei mir hat es sehr lange gedauert, gute Schulfreunde zu finden. Ich versuchte, am ersten Schultag ganz offen zu sein und auf die Leute zu zugehen, trotzdem saß ich dann in den Pausen nur daneben und konnte nie wirklich mitreden. Außerdem bekam ich nur selten ein Hallo, geschweige denn eine Umarmung von irgendjemandem, wenn ich in die Schule kam. Das war eine schwere Zeit für mich und ich fühlte mich sehr alleine, weil ich niemanden hatte. Mit meiner Gastfamilie konnte ich darüber sowieso nicht reden, weil die ja nie wirklich für mich da war. Also fing das Heimweh an, was ich meistens nur in der Schule bekam, wenn ich bemerkte wie alleine ich doch eigentlich war.

Ich versuchte, so gut wie es ging, mich alleine zu beschäftigen, da mich meine Gastschwestern auch nirgends wohin mitnahmen.

Inzwischen wurde ich aber sogar schon auf Geburtstagsfeiern etc. eingeladen.

Es braucht einfach eine gewisse Zeit, um in eine Gruppe von langjährigen Freunden reinzukommen, selbst jetzt ist es noch lange nicht perfekt. Aber man darf nicht aufgeben und nicht vergessen, dass die Freunde dort auch nicht wissen, wie genau sie mit dir umgehen sollen. Und wenn sie gerade darüber reden was sie am Wochenende machen, frag einfach ob du mitkommen kannst und warte nicht bis sie dich fragen.

Ich hoffe diese Dinge helfen dir ein wenig, damit du weißt was dich erwartet und wie du damit umgehen kannst.

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