Australien – 3. Bericht von Flora

Flora – Newcastle, Australien, 26.03.2019

Seit 8 Monaten bin ich nun schon in Australien und nur noch 3 ½ Monate verbleiben. Auf der einen Seite fühlen sich die letzten 8 Monate wie ein Wimperschlag an aber gleichzeitig habe ich auch das Gefühl mein ganzes Leben hier verbracht zu haben. Es ist überraschend wie schnell ich mich an alles gewöhnt habe, sodass es sich nach kürzester Zeit wie mein Alltag angefühlt hat. Hier geht der Sommer so langsam in den Herbst über, statt 35 Grad sind es nur noch 25 Grad, mein Austausch neigt sich dem Ende zu und ich könnte trauriger nicht sein.

Der Wechsel zu meiner 2. Gastfamilie und damit auch letzter Familie Ende Januar fiel mir dann doch etwas schwer, da ich mich mit ihnen so wohl gefühlt habe und wir uns so ähnlich waren. Besonders meine Schwester die jetzt in Norwegen für ihren Austausch ist fehlt mir sehr.

Nichtsdestotrotz komme ich aber auch mit meiner neuen Familie gut zu recht. Meine Gasteltern leben getrennt, aber zusammen auf einem Grundstück in 2 verschiedenen Häusern und kommen noch gut miteinander zurecht. Meine 17-jährige Gastschwester ist in meinem Jahrgang, leider arbeitet sie viel und verbringt viel Zeit mit ihrem Freund aber wenn wir mal Zeit zusammen verbringen verstehen wir uns sehr gut. Meine 12-jährige Schwester kann anstrengend sein aber ist trotzdem sehr lieb und wir reden, malen oder backen von Zeit zu Zeit zusammen. Sie sorgt dafür, dass immer etwas passiert und das Haus nie ruhig ist. Mit meiner Gastmutter komme ich sehr gut klar, sie ist sehr sanft aber arbeitet sehr viel und hart weswegen ich sie eher selten sehe. Mein Gastvater redet viel und zeigt Interesse an mir. Er ist sehr nett zu mir, allerdings haben wir große Meinungsverschiedenheiten, wenn es zu politischen Themen kommt. Das macht es oft sehr schwierig für mich, denn ich versuche zwar ihm meine Argumente zu erklären aber er will es nicht wirklich hören was sehr frustrierend ist. Da er mich aber gut behandelt, versuche ich diese Themen zu vermeiden und bemühe mich seine Meinung zu akzeptieren.

In der Schule läuft es gut, ich bin in allen meinen Fächern sehr gut und besonders in Kommunikations- und Familienwissenschaften lerne ich sehr viel Neues und Interessantes, aber auch mein Englisch und Kunst Unterricht macht mir Spaß und ich kann sehen wie ich mich verbessere. Mit meinen Freunden in der Schule komme ich super gut klar, allerdings ist es manchmal etwas schwierig, da die meisten Australier sehr unzuverlässig und dramatisch sind. Außerhalb der Schule gehen wir viel an den Strand, Shoppen, zu Partys oder gehen Essen. Für die kommenden Osterferien haben wir einen Road-trip geplant. Über mein Englisch habe ich eigentlich nicht viel zu sagen, da es sich nicht mehr so anfühlt als wäre es eine Fremdsprache. Ich denke und träume in Englisch, habe die 2. besten Noten im Jahrgang in Englisch, habe angeblich schon einen australischen Akzent und Deutsch zu sprechen und vor allem zu schreiben fällt mir schwer. Ich genieße es sehr mich in 2 Sprachen artikulieren zu können und jeden Tag neues zu lernen. Diesen Monat habe in an unserer Rotary Distriktkonferenz teilgenommen wo ich sowohl mit den anderen Austauschschülern viel geredet habe aber auch sehr viele neue Rotarier kennengelernt habe. Wir habe uns sehr interessante Vorträge angehört, beispielsweise über ein Projekt von Rotaract die in Kambodscha in einer Schule unterrichten und ein Sicherheitshaus für Frauen bauen, der erste Aborigine der einen Doktortitel erhalten hat berichtete von seiner Kindheit, und es gab einen Vortrag darüber wie Rotary mehr junge Mitglieder gewinnen kann. Diese Konferenz war sehr aufschlussreich aber auch sehr spaßig, denn für den einen Abend hatten wir eine live band und haben bis Mitternacht getanzt. Rotary hier ist sehr locker/entspannt und herzlich was es sehr einfach macht auf neue Leute zu zu gehen. Diese Konferenz hat mich sehr inspiriert und bewegt und ich möchte, wenn ich wieder nachhause komme, ein Teil von Rotex werden.

In nur einem Monat werde ich auf eine Safari für 3 Wochen gehen zusammen mit 60 anderen Austauschschülern. Am meisten freue ich mich aufs Outback und den Ayers Rock, den Regenwald im Nordosten und das tauchen im Great Barriere Reef.

Ich denke, dass ich mich in den letzten 8 Monaten weiterentwickelt habe. Ich musste, gezwungener Weise, über meinen Schatten springen, mich mit völlig Fremden anfreunden, mit anfangs völlig fremden zusammenleben und die kulturellen Differenzen akzeptieren. Ich war freundlich, hartnäckig, respektvoll aber habe mich trotzdem nie gescheut meine Meinung zu sagen. Ich denke, das hat mich innerlich reifen lassen, da ich gelernt habe nicht aufzugeben auch wenn es mal etwas schwieriger war. Besonders aber habe ich gelernt, dass wir, auch wenn wir von 2 völlig unterschiedlichen Ländern kommen, dann doch gar nicht so anders sind. Und auch wenn wir es mal waren, habe ich gelernt das nicht als Problem zu sehen, sondern als Bereicherung. Ich habe angefangen unsere deutschen Werte, Ansichten und Meinungen zu hinterfragen und gleichzeitig auch zu schätzen. Dass mir nur noch 3 ½ Monate hier bleiben macht mich sehr traurig, denn ich kann mir nicht vorstellen mein Leben hier, meine Familie und meine Freunde, mein Umfeld und mein Alltag, zurück zu lassen. Gleichzeitig freue ich mich aber schon darauf diese neue Flora zu der ich mich hier entwickelt habe meinen Freunden und Eltern in Deutschland vorzustellen.

Vielen vielen Dank Rotary für diese unbeschreibliche Erfahrung! Ich kann gar nicht oft genug sagen wie unfassbar dankbar ich Euch allen bin und wie großartig mein Auslandjahr, dass sich nicht so anfühlt als wäre ich im Ausland, ist!

Allerliebsten Dank für Eure Unterstützung,

Flora Kempe

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