Argentinien – 3. Bericht von Johanna

Mich macht dieser Titel ehrlich gesagt ein wenig traurig und ich muss dem widersprechen, weil es eben icht nur noch eine kurze Zeit ist, drei Monate können eine wirklich lange Zeit sein, wenn man sie nur ausgiebig nutzt und man kann in dieser Zeit noch so viele Erfahrungen sammeln. Ich glaube aber, dass es nicht die Intension war, uns Austauschschülern klarzumachen, dass wir nun mit dem Jahr abschließen müssen und uns anfangen sollten, von allem zu verabschieden, sondern eher die vergangene Zeit zu reflektieren.

Erfahren habe ich hier so Vieles in ganz verschiedenen Hinsichten. Erst einmal habe ich gemerkt, wie mich das Ausland verändert hat und wie ich an diesem Jahr gewachsen bin. Ich erinnere mich, in den vorherigen Bericht geschrieben zu haben, dass man in einem neuen Land zunächst neue Eindrücke aufnimmt und viele Sachen, die anders sind toleriert und akzeptiert und später dann versucht sich anzupassen, bis man dann letztendlich Teil dieses Lebens in dem nun nicht mehr fremden, sondern gar heimatlichen Landes ist.

Meine Gründe, warum, oder ob man ein Auslandsjahr mache sollte, hat sich mitlerweile auf Grund meiner Erfahrungen geändert. Wie zuvor bin ich der Meinung, dass ein Jahr im Ausland zu verbringen sehr empfehlenswert und eine große Möglichkeit ist, seinen Charakter zu stärken oder zu lernen, mit vielen verschiedenen Situationen umzugehen.

Ich muss aber auch sagen, dass ein Auslandsjahr nicht für jeden etwas ist. Ich habe einige Inbounds getroffen, die sich über vieles beschwet haben, was aber hauptsächlich die Schuld ihrer Unfähigkeit sich anzupassen und ihre Faulheit Kontakte zu knüpfen war. Ein Auslandsjahr zu machen ist auf jeden Fall keine leichtsinnige Entscheidung und man sollte sich auf jeden Fall sicher sein, ob man es wirklich machen will, gerade weil auch im Vorhinein einen Haufen an Formalitäten zu erledigen und Dokumenten zu besorgenn ist, und es dann letztendlich im neuen Land einige Willenskraft erfordert um sich gut einzugewöhnen. In meiner Stadt, die verglichen mit denen der anderen Inbounds ziemlich überschaulich ist, hat mich beeindruckt, wie mit mir als Gast und, zunächst einmal, Fremde dieses Landes umgeganden wurde. In Großstädten mögen die Austauschschüler vielleicht andere Erfahrungen gemacht haben, aber hier, im eher ländlichen Raum, ist es sehr ungewöhnlich eine Europäerin zu treffen und gerade weil man mir meine Herkunft als Blonde und Blauäugige stark ansieht, wurde ich grundsätzlich überall sehr gut behandelt und interressiert nach meiner Heimat und dem Austausch befragt.

Für den Großteil der Argentinier ist das Bild Europas und Deutschlands hauptsächlich durch Filme geprägt, die ja der Wirklichkeit meist einen Filter auflegen und eine etwas fantstische Vorstellung unseres Lebens vermitteln. Häufig konnte ich feststellen, dass sie Deutschland als politisch und wirtschaftlich vorbildlich und einflussreich sehen. Der Wunsch vieler junger Argentinier ist es, später in Europa zu leben und zu arbeiten. Mir wurde aber auch oft als Deutsche nachgestellt arrogant zu sein und sie als arm und unenwickelt zu sehen, weil es auch von vielen oft so empfunden wird, dass wir, in Zeiten der schwierigen wirtschaftlichen Lage und Inflation Argentiniens, sie in gewisser Weise ungerecht behandeln und sie sozusagen indirekt ausrauben.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich hautsächlich positive Erfahrungen in meinem Auslandsjahr gesammelt habe und es mir in Zukunft in vielerlei Hinsicht helfen wird, da ich vielen Situationen gewachsen bin und nicht nur eine andere Kultur kennen-, sondern auch die Sprache gelernt habe. Mir sind das Land und die Leute sehr ans Herz gewachsen und ich hoffe, ich kann meine restliche Zeit hier, trotz der schmerzenden Abschiedsgedanken, noch auskosten und genießen.

An dieser Stelle möchte ich nochmal herzlich an Rotary bedanken, die mir dieses Auslandsjahr und die ganzen unvergesslichen Erfahrungen ermöglicht haben.

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