Argentinien – 1. Bericht von Lenny

23.08.2019. Die Reise beginnt. Für mich beginnt sie mit einer Bombendrohung am Flughafen. Ich wollte schnell durch die Sicherheitskontrolle, da ich nicht wusste, wie lange die Sperrung anhält. Als meine Mama sich verabschieden wollte, da wurde mir bewusst: `jetzt geht es los`. Aber man ist die ganze Reise über nicht allein. Egal ob andere Outbounds, die am Sicherheitscheck weinend ihre Koffer entleeren müssen und die man aufmuntert oder der, gefühlt nur aus Outbounds bestehende, Warteraum am Gate. Überall ist jemand. Der Flug war dann die erste wirkliche Herausforderung für mich, nicht wegen allein fliegen oder Flugangst, sondern weil das mit dem Schlafen in den ganzen 13h nicht wirklich geklappt hat. Also etwas müde losgeflogen und am Samstagmorgen, Ortszeit 6.40Uhr, richtig verschlafen angekommen. Nachdem wir alle

gut durch die Sicherheitskontrolle gekommen sind und unser Gepäck geholt haben, erwartet uns ein Raum voller vorfreudiger Gastfamilien. Meine Gastfamilie hat sogar ein Banner vorbereitet. Nachdem man sich kurz vorgestellt hat und ich mich bei Rotary abgemeldet habe, fahren wir Frühstücken. Den ersten Tag haben wir noch in La Plata verbracht, weil am nächsten Tag mein Gastbruder seine Reise nach Frankreich antreten sollte. Am späten Sonntagnachmittag fahren wir dann nach „Hause“, Ayacucho in meinem Fall.

Am Abend ist dann das erste Zusammentreffen mit meinem Counselor, Roberto. Wir sind bei seiner Familie zum Essen eingeladen. Ich werde gleich herzlichst begrü.t, wie überall. Seine Jungs haben sogar selbstgebastelte Willkommensgeschenke für mich vorbereitet.

Schon am nächsten Tag geht’s zur Schule. Ich habe hier nur einen Schulweg von 20m. Trotzdem werde ich die ersten Tage begleitet. Aber der erste Schultag war trotzdem etwas Besonderes. Denn: .. Ich betrat mit meiner Gastmutter, Belen, die Schule und wie im Film wurde es ruhiger und alle schauten mich an. Es war ein bisschen befremdlich, genauso wie die Tatsache, dass auch Lehrer mit Küsschen begrüßt werden. Im Lehrerzimmer werde ich vorgestellt und auch gleich von Mädchen meiner Klasse abgeholt. Beim allmorgendlichen Fahnenappell werde ich nochmal allen vorgestellt, sodass mich jetzt wirklich jeder kennt.

Im Klassenzimmer realisiere ich erst einmal, dass ich als einer von insgesamt nur 3 Jungen auf ca. 20 Mädchen leicht in der Unterzahl bin. Das macht sich auch gleich bemerkbar, weil ich die ersten Tage durchgehend, ob Pause oder nicht, von Mädchen umringt war und alle möglichen Fragen beantworten musste.

Natürlich läuft die Kommunikation anfänglich nur über Google Translator o.ä.

Tag für Tag werden mir neue Leute vorgestellt, viele Freunde der Familie, die Familie

selbst und auch Leute von Rotaract. Ich fühle mich direkt überall von allen herzlich aufgenommen. Von manchen (entgegen dem, wie ich es gewohnt bin) auch zu herzlich, aber das gehört dazu.

Es folgen in den vergangenen Wochen einige Unternehmungen mit Rotary, wie ein

Fernsehinterview in der ersten Woche, oder ein weiteres letzte Woche, bei dem auch eine ehem. Austauschperson anwesend war. Sie hat vor 40+ Jahren ein Jahr hier in meiner Gast-Stadt und auch in meiner aktuellen Schule verbracht und kann mir noch ein paar nützliche Tipps geben. Außerdem war ich mit Rotaract in einem Kindergarten, Nachmittagsprogramm ausgestalten und wir haben eine Schule angestrichen, beziehungsweise wir haben unser Bestes gegeben. Aber auch mit der Familie unternehmen wir viel. Egal ob Familienessen bei dem ein oder anderem Familienzweig, Die Taufen meiner zwei Gast-Cousinen oder die Konfirmation einer anderen Cousine, die gleich mit einem Wochenendausflug nach Tandil verbunden wurde. Es ist

immer irgendwas los. Außerschulisch besuche ich inzwischen Englischunterricht, um am Ball zu bleiben, und donnerstags die technische Schule in meinem Ort. Und natürlich viele Unternehmungen mit Freunden aus Schule, Rotaract etc.

Sprachlich merke ich, wie es Tag für Tag aufwärts geht. Das Verständnis für die Sprache hatte ich ziemlich schnell, da ich vieles aus anderen Sprachen herleiten kann. Inzwischen merke ich, dass ich nicht mehr für alles zum Übersetzer greife, sondern auch schon einfache Sätze selbst zusammensetze.

Alles in Allem würde ich sagen, ich habe mich gut eingelebt und werde mich sicher im Laufe des Jahres noch viel mehr verwurzeln, als ich es jetzt schon getan habe.

Lenny Schulze

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